Ein neuer Glaubenskrieg war ausgebrochen - Quadro !
von Gert Redlich im Juli 2013 - Ein Glaubenskrieg, nachdem Unmengen an Artikeln und Prospekten und wissenschaftlichen Betrachtungen der Quadro Codierungen für Schallplatten öffentlich und vor allem nebeneinander vergleichbar auf dem Tisch lagen.
Der Glaubenskrieg der Qudrophonie brach aber schon vor 1970 aus, als die ersten 4-Kanal Versuche in den Platten-Studios - also in den Aufnahme-Studios gemacht wurden. Die Aufnahmetechnik an sich mit den 8-Spur bis 24-Spur Bandmaschinen war ja schon länger da. Man mußte oft nur die Summenregler der Mischpulte erweitern. Und es war wieder mal wie bei der Einführung der ganz frühen Stereo-Technik.
Unvereinbare Philosophien
Wo sitzt der Zuhörer wirklich - oder wo soll er sitzen - oder wo möchte er gerne sitzen ?
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- Sitzt er im Auditorium vor dem Orchester oder
- sitzt er mitten im Orchester, an der Stelle, an der die meisten Mikrofone stehen ?
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Darf er das beim Hören wirklich selbst entscheiden oder ist es auf der Platte vorgegeben ? Am Ende bestimmt natürlich der Produzent der jeweiligen Aufnahme/Produktion, wofür er sein Geld ausgeben möchte. Doch die Tonmeister und teils auch die Dirigenten sahen sich in Ihrer Ehre verletzt, "das" nicht bestimmen zu dürfen - zumal es zwei völlig gegensätzliche Meinungen und Strategien dazu gab, eben den Glaubenskrieg.
Bereits bei den ersten Streoaufnahmen fiel der Ping-Pong Effekt negativ auf. Freddi sang links und Gitte sang rechts und die Gitarre kam aus der Mitte - na toll. Das soll also alles gewesen sein von diesem tollen "Stereo" ?
"Das sei/war kein Stereo" beharrten die Puristen, das sei Effekthascherei.
Dann gab es die ersten "Stereo al la Carte" Vorführplatten. Die Lokomotive (respektive der Düsenjäger) rauschte von links nach rechts und wieder zurück, wobei in der Mitte die Glocke des Bahnüberganges bimmelte.
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Und jetzt noch "Quadro"
Jetzt also rauschen und sausten die Flieger und Autos von hinten nach vorne und von rechts vorn nach links hinten und alle klatschten begeistert - jedenfalls auf den Messen, auf denen es besonders laut vorgeführt wurde.
Viele kauften sich daraufhin solch eine Quadro-Anlage (erst mal wurscht, ob CD4 oder SQ oder QS) und eilten voller Tatendrang ins nächste größere Plattengeschäft und dann von der Kasse ins Auto und schnell mit den kostbaren und vor allem teuren schwarzen Scheiben nach Hause.
Und wieder war es wie bei Stereo, man musste schon genauer hinhören, wenn man ein großes Stereo-Konzert mit den Wiener Philharmonikern oder den Berlinern vor sich hatte. Da war nichts mehr mit Effekthaschrerei, das war professionell.
Bei Quadro war es noch schwieriger, außer bei den Quadro-Demo-Platten - etwas überragend Bewunderns- oder Hörenswertes herauszuhören. Und je nach dem System, zu dem der unbedarft gutgläubige Kunde sich hat überreden lassen, war teilweise gar nichts von Quadro zu hören. Die Effekte waren nämlich marginal.
Auch sagten die wenigsten Quadro-Platten etwas über die Aufnahmetechnik und - wie oben gesagt -, über die Philosophie der Aufnahme an sich aus.
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Es hat über 20 Jahre gedauert, . . . .
..... bis die Toningenieure und Tonmeister und Regisseure und Dirigenten einen akzeptablen Mittelweg gefunden hatten. Und das kam mit den späteren 5-Kanal Kinofilmen (später auf Video), zum Beispiel in dem besonders aufwendigen Science-Fiction Film "Das 5. Element". Außer den beiden Hauptdarstellern brilliert nämlich die Klangqualität und die überragenden räumlichen Effekte.
Dort singt die "Diva" auf der Bühne vor dem staunenden Haupdarsteller und damit sitzt der Zuhörer (oder Zuschauer) direkt neben Bruce Willis in der ersten Reihe. Diese Aufnahme mit Sarah Brightman ist schon begeisternd.
Schaun Sie mal in unsere Musikbeispiele rein.
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