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Dies ist der zweite Artikel von mehreren Artikeln.

Die einführenden Seiten des 1979er Test-Jahrbuches von Karl Breh
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Die Quadrophonie im Jahr 1979 - Rück- und Ausblick

1971 war das Jahr, in dem die grundlegenden Arbeiten über Vierkanal- Stereophonie - Quadrophonie genannt - veröffentlicht wurden. Von da an begann das Verfahren in zunehmendem Umfange die Entwicklungsabteilungen der Gerätehersteller zu beschäftigen; zunächst nur in Japan und in den USA, dann aber, mit der üblichen Verzögerung und unter dem Eindruck der auf dem Markt angebotenen ersten importierten Quadro-Geräte, befaßte sich auch die deutsche Industrie mit der Quadrophonie. Zur Internationalen Funkausstellung 1973 in Berlin präsentierten mehrere deutsche Hersteller zukunftssichere Quadro-Verstärker und -Empfänger-Verstärker.

Die Durststrecke dauerte bis 1973

Allerdings handelte es sich durchweg um Prototypen, die erst rund 8 Monate später auf dem Markt erschienen sind. Testberichte dieser Geräte sind daher im TestJahrBuch 1975 enthalten. Trotz eines umfangreichen Angebots von Quadro-Verstärkern und -Empfänger-Verstärkern japanischer, amerikanischer und deutscher Herkunft, das auch auf der Funkausstellung 1975 um neue Modelle der zweiten Generation bereichert wurde, die meist universell verwendbar und daher zukunftssicher sind, konnte sich die Quadrophonie bislang im Markt nicht recht durchsetzen.

Die (analoge) Quadrophonie ist 1979 weltweit gescheitert

Selbst in Japan spricht man nach einem anfänglichen Boom jetzt davon, daß die Quadrophonie so gut wie tot sei, und in den USA ebenso wie in Japan führte eine Anwandlung von Nostalgie in Verbindung mit neuesten Möglichkeiten der Transistor-Technik zur Entwicklung von superstarken Stereo-Endstufen von 2 x 200 bis 2 x 500 W und darüber.

Soll man wirklich die Schuldigen suchen ?

Die Gründe für die Rückschläge der Quadrophonie mögen von Land zu Land andere sein. Bei uns sind hierfür sicher zwei Umstände maßgebend gewesen: einmal die im Vergleich zu den USA und Japan sehr viel geringere Marktsättigung im normalen HiFi-Stereo-Bereich und die dadurch sich erklärende relativ günstige Umsatzsituation für HiFi-Stereo-Anlagen der unteren und mittleren Qualitätsklasse und zum anderen, daß es für den Fachhandel sehr viel einfacher und problemloser war, diese Nachfrage zu befriedigen, als Kunden in zeitraubenden und auch von der Einrichtung der Vorführstudios her aufwendigen Beratungen von den Vorteilen der Quadrophonie zu überzeugen.

Die Quadrophonie hatte und hat entscheidende Vorteile

Dennoch sind deren Vorteile nicht zu leugnen, weshalb ich die Quadrophonie auch nur für scheintot halte. Ihre Wiederbelebung wird vermutlich erst in Verbindung mit der generellen Einführung der Digital-Schallplatte erfolgen, weil erst diese eine vollwertige, diskrete Quadrophonie ohne Einbußen für die Klangqualität und die Stabilität des Klangbildes, also die totale Erschließung des Mediums, ermöglichen wird.

SQ- und QS-matrixcodierte Schallplatten leben noch

Bis dahin wird es wohl weiterhin SQ- und QS-matrixcodierte Schallplatten geben und eine schwer schätzbare Zahl von Besitzern von Quadroanlagen. Diese haben mit Sicherheit inzwischen die Erfahrung gemacht, daß die quasiquadrophone Wiedergabe normaler stereophoner Programmquellen auch schon eine sehr nennenswerte Verbesserung des Räumlichkeitsempfindens mit sich bringt und außerdem einige weitere Vorteile der „echten" Quadrophonie ermöglicht.

Wir geben die Hoffnung nicht auf . . . .

Aus diesem Grund, und weil nach wie vor CD-4-tüchtige Tonabnehmer angeboten werden und in diesem TJB getestet sind, obwohl gerade CD-4-Schallplatten meines Wissens nicht mehr hergestellt werden, sollen die verschiedenen Quadrosysteme und deren Vorzüge und Nachteile auch in dieser Ausgabe des TJB dargestellt werden.

Übrigens wird das DHFI im Verlaufe des Sommers 1979 in seiner Testplattenreihe eine CD-4-Platte zum Zwecke der Dokumentation herausbringen.

Quadrophonie und Quadro-Verfahren

Beginnen wir unsere Erläuterungen mit der einfachsten und gleichzeitig idealen Form der Quadrophonie. Bei der Aufnahme im Studio oder Konzertsaal werden nicht wie bisher zwei Mikrophone oder Mikrophongruppen eingesetzt, sondern vier (Bild 1). Zwei Mikrophone fangen ganz normal den aufzunehmenden Schall so ein, als ob es um eine Stereo-Aufnahme ginge. Wir nennen diese Mikrophone LV und RV (links vorne und rechts vorne) und speichern deren Signal auf zwei Spuren eines Halbzoll-Vierspur-Tonbandgerätes.

Die Mikrophone LH und RH (links hinten und rechts hinten) sind etwas weiter vom Klangkörper entfernt oder sogar von diesem abgewandt aufgestellt und fangen hauptsächlich den von den Begrenzungsflächen des Aufnahmeraums mehrfach reflektierten Schall ein.

Optimal : Eine Vierspur- Vierkanal Tonbandmaschine

Die von diesen Mikrophonen aufgenommenen Signale werden auf die zwei restlichen Spuren der Vierspur-Tonbandmaschine gleichzeitig mit den Signalen der Frontmikrophone aufgezeichnet. Bei der Wiedergabe werden diese vier Signale auf vier Mono-Endverstärker oder zwei Stereo-Endstufen oder eben einen Vierkanal-Verstärker gegeben und getrennt verstärkt. Sodann werden die vier verstärkten Signale ebensovielen Lautsprecherboxen zugeführt, wovon wir die beiden vorderen wieder LV und RV und die beiden hinteren entsprechend LH und RH nennen.

und man braucht 4 Boxen

Die beiden vorderen, dem Zuhörer gegenüber befindlichen Boxen geben das normale Stereo-Signal wieder, in dem der von der Schallquelle ausgegangene Direktschall relativ stark vertreten ist, und die hinteren strahlen das von den Rückmikrophonen aufgenommene Stereo-Signal ab, das einen hohen Prozentsatz reflektierten Schalls enthält. Es ist ohne weiteres verständlich, daß im reflektierten Schall praktisch alle Information über den Raum des Aufnahmestudios enthalten ist.

Über die die Durchsichtigkeit des Klanggeschehens

Diese Rauminformation wird bei der geschilderten vier-kanaligen Wiedergabe "vollständiger" ?? (oh, Herr Breh ?) verarbeitet als bei der zweikanaligen Stereo-Aufnahme, die mit Rücksicht auf die Durchsichtigkeit des Klanggeschehens zu einem viel höheren Anteil den Direktschall aufgezeichnet hat.

Das war also das „Diskret-Verfahren"

Ein solches Quadrophonie-Verfahren, bei dem vier getrennte Aufnahmekanäle getrennt aufgezeichnet, getrennt gespeichert, wenn nötig getrennt vervielfältigt und endlich auch getrennt wiedergegeben werden, nennt man „Diskret-Verfahren". Man symbolisiert es durch die Zahlenfolge 4,4,4.

Die Vorteile

Ein solches Diskret-Vierkanal-Verfahren, das auch hinsichtlich der Übertragungsgüte keinerlei Einschränkungen unterliegt, bietet folgende Vorteile:

A. Bei konventioneller Musik - Hörer und Klangkörper sind einander gegenübergestellt:

  • 1. Ohne Verlust an Ortbarkeit wesentliche Steigerung des Räumlichkeitsempfindens bei natürlichem Hallanteil.
  • 2. Die für große Klangkörper meist ungeeignete Akustik des Hörraums wird durch die viel günstigere des Aufnahmeraumes weitgehend majorisiert. Dieser Vorteil wirkt sich gerade in kleinen Hörräumen unter oder um 20 m2 besonders auffallend aus, denn als Folge von 2 hängt
  • 3. die Wiedergabequalität weniger kritisch von der Größe und Qualität der Lautsprecherboxen ab, zumindest was die Rückboxen betrifft, und
  • 4. wird die Baßwiedergabe bei gegebenen Lautsprecherboxen beim Umschalten von Stereo- auf Quadro-Wiedergabe erheblich verbessert. Die Bässe wirken substantieller, sie können sich dank der günstigeren Akustik des Aufnahmeraums, die ja die Eigenakustik des Hörraums quasi verdrängt, besser entfalten.

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B. Bei Unterhaltungs- und Popmusik sowie bei für Quadrophonie komponierter moderner E-Musik:
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  • 1. Der Hörer kann in den geometrischen Schwerpunkt des Klangkörpers versetzt werden.
  • 2. Die einzelnen Komponenten des Klangkörpers können in Bezug auf den Hörer zu diesem und untereinander in Bewegungen versetzt werden, d. h., es sind Effekte möglich, die gänzlich an dieses neue Medium gebunden sind und live nicht erzeugt werden können.

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Bei A und B:

Das Lästigkeitsempfinden gegenüber Lautstärke wird bei quadrophoner Wiedergabe zu höheren Pegeln hin verschoben, d. h., man kann ohne Lästigkeitsempfinden auch in kleinen Räumen große Klangkörper mit der ihnen angemessenen, subjektiv als hifigerecht empfundenen Lautstärke abhören.

Das erreichbare Höchstmaß : Halbzoll-Vierspurband

Diese Aussagen beruhen auf meinen eigenen Beobachtungen bei quadrophoner Wiedergabe von Industrieaufnahmen auf Halbzoll-Vierspurband über eine Studiomaschine in einem normalen, als durchschnittlich zu bezeichnenden Hörraum. Dieser Qualitätsstandard bezeichnet das erreichbare Höchstmaß.

Der Wettstreit von Studioband und Schallplatten

Alle miteinander im Wettstreit liegenden schallplattentauglichen Quadro-Verfahren sind, verglichen mit dem Diskret-Verfahren vom Studioband, mit mehr oder weniger ausgeprägten qualitativen Abstrichen verbunden.

Zwei Gruppen von Quadro Codier-Verfahren:

Die in der Pionierzeit der Quadrophonie miteinander konkurrierenden Verfahren kann man grob in zwei Gruppen unterteilen :

Das CD-4-Verfahren

Die eine Gruppe wurde eigentlich nur durch ein einziges Verfahren repräsentiert: das CD-4-Verfahren von Nivico (Victor Company of Japan, JVC). Dabei handelt es sich um ein Diskret-Verfahren, d.h., die vier Tonkanäle werden in die Einzelschallrille einer Langspielplatte geschnitten. In die rechte Rillen-fianke der 45°/45°-Schrift wird bei einem Übertragungsbereich von 20 Hz bis 15 kHz die Summe der Kanäle 1 und 2 geschnitten und in die linke Rillenflanke die Summe der Kanäle 3 und 4. Die Differenzsignale K1-K2 und K3-K4 werden einer Trägerfrequenz von 30 kHz bei einem Frequenzhub von +15 -10kHz und einem gegenüber dem Summensignal um 19dB abgesenkten Pegel aufmoduliert (Bilder 2 und 3).

Die Theorie spricht von 45 kHz Signalen

Dies setzt natürlich die Erweiterung des Übertragungsbereiches des magnetischen Tonabnehmers von 20 kHz auf 45 kHz voraus. Beim Schneiden der CD-4-Platten half man sich wegen der zu verarbeitenden hohen Frequenzen zunächst mit der zeitraubenden Lösung, bei einem Drittel der normalen Umdrehungszahl zu schneiden. Später konnte man mit halber, dann sogar mit voller Drehzahl überspielen.

Die sogenannte Shibata-Nadel

Was den Tonabnehmer betrifft, so hat Nivico für diesen Zweck einen Tonabnehmer mit Spezialnadel, die sogenannte Shibata-Nadel (Bild 4), entwickelt. Aufgrund ihrer speziellen Form übt die Shibata-Nadel auf die Rillenflanken bei gleicher Auflagekraft geringere Drücke aus.

Sogar Frequenzen über 80 kHz "seien" möglich

Dank dieser verschleißhemmenden Maßnahme gelingt es, die mechanische Bewegungsabtastung bis zu Frequenzen über 80 kHz zu ermöglichen. Bei der Wiedergabe wird die dergestalt codierte Vierkanal-Information auf einen Demodulator gegeben, dem eine Matrixschaltung folgt, in der die vier Signale voneinander getrennt werden.

Der CD-4-Demodulator

Dies geschieht im CD-4-Demodulator. Von da aus gehen die vier hochpegeligen, diskreten Signale auf die Aux-Eingänge eines Vierkanal-Verstärkers. Das CD-4-Verfahren gestattet bei annehmbarem Signal-Fremdspannungsabstand so gute Übersprechdämpfungen zwischen den Frontkanälen, zwischen den Rückkanälen, aber auch zwischen den Front- und Rückkanälen, daß ein jeweils nur für einen Kanal bestimmtes Signal vom Hörer auch wirklich nur über den entsprechenden Lautsprecher gehört wird, während aus den anderen drei Lautsprechern soviel wie nichts zu hören ist.

Die berühmten Demo-Platten

So enthält z. B. eine JVC-Vorführplatte einen gleichzeitig in vier verschiedenen Sprachen gesprochenen Text, wobei jeweils eine Stimme einem der vier Lautsprecher zugeordnet ist. Die vier Stimmen sind klar voneinander getrennt hörbar. Das CD-4-Verfahren kann daher jeden Punkt auf dem die vier Boxen umfassenden Kreis abbilden, in dessen Mittelpunkt der Hörer sich befindet.

Mit Effekten sparsam umgehen

Bei klassischer Musik wird jedoch wohlweislich darauf verzichtet, einzelne Instrumente von hinten her hörbar zu machen. Vielmehr hat man nach wie vor den Eindruck, dem Klangkörper gegenüber zu sitzen, nur daß eben die seitlich allzu engen Begrenzungen des Hörraums zu verschwinden scheinen und die Hörperspektive auf einen sehr viel größeren, tiefer gestaffelten Hörraum freigeben.

Über Quadro- Klangqualität und Dynamikumfang

Die Klangqualität des Verfahrens kann ausgezeichnet sein und der Dynamikumfang befriedigend. Sein Hauptnachteil besteht darin, daß es vom UKW Rundfunk nicht ohne weiteres übernommen werden kann. In Stellungnahmen des Instituts für Rundfunktechnik wurde dies zwar nicht widerlegt, aber es wurden starke Bedenken erhoben, die sich hauptsächlich auf den unvermeidlichen Verlust an Versorgungsreichweite beziehen. Es ist daher nicht damit zu rechnen, daß die Rundfunkanstalten der Bundesrepublik sich in absehbarer Zeit dazu entschließen könnten, die Vierkanal-Diskret-Quadrophonte einzuführen, während man bei der BBC in London derzeit mit rundfunktauglichen diskreten Quadroverfahren experimentiert.

Die zweite Gruppe der Quadro-Verfahren

Der Hauptvorteil der zweiten Gruppe der Quadro-Verfahren besteht darin, daß sie ohne weiteres rundfunktauglich sind.

Die Matrix-Verfahren

Diese Quadro-Verfahren lassen sich alle unter dem Stichwort „Matrix-Verfahren" zusammenfassen. Gemeinsam ist allen diesen Verfahren, daß vierkanalig aufgenommen wird, dann aber die vier Signale in einem Encoder (also dem Codierer) auf zwei zu speichernde, zu vervielfältigende oder zu übertragende Signale reduziert (codiert) werden.

Erst bei der Wiedergabe und nach der Vorverstärkung des zweikanaligen Signals in einem normalen Stereo-Entzerrer-Vorverstärker wird dieses Signal auf einen Decoder gegeben, in dem die ursprünglich vorhandenen vier Signale wiedergewonnen werden. Nach dem Decoder werden die nunmehr diskret vorliegenden vier Signale auf eine vierkanalige Endstufe und von da aus auf die vier Boxen gegeben (Bild 5). Allen diesen Matrix-Verfahren kommt daher gleichermaßen die symbolische Zahlenfolgen 4.2.4 zu.

2 Matrix-Verfahren haben überlebt

Von den ursprünglich verwirrend vielen Matrix-Verfahren sind bis heute nur zwei übriggeblieben:

SQ und QS (RM-Matrix). SQ-Platten werden nach wie vor von EMI-Electrola und Ariola-Eurodisc auf den Markt gebracht, während Vox die QS-Matrix verwendet. Deshalb sind die in jüngerer Zeit auf dem Markt erschienenen Quadro-Empfänger-Verstärker mit einem SQ-Decoder oder einem RM-Decoder ausgestattet. Daneben verfügen die einen über einen Universal-Decoder für RM-Matrixen, die anderen über einen zweiten Decoder für SQ-Platten. CD-4-Demodulatoren sind entweder schon eingebaut oder können an vier diskrete Aux-Eingänge angeschlossen werden. Eine der vorhandenen Matrixen eignet sich in allen Fällen für die Quadrophonisierung normaler Stereo-Programme.

Quadro-Geräte-Varianten

Alle diese Verfahren setzen zum Ausbau einer vorhandenen Stereo-Anlage zur Vierkanal-Anlage die Anschaffung eines Decoders und einer zweiten Stereo-Endstufe voraus, sofern beim vorhandenen Vollverstärker Vorverstärker und Stereo-Endstufe aufgetrennt werden können. Plattenspieler, Tonabnehmer und UKW-Stereo-Empfangsteil bleiben vom Ausbau unberührt.

Natürlich müssen auch zwei zusätzliche Boxen angeschafft werden. Es gibt Geräteausführungen, bei denen Entzerrer-Vorverstärker, Decoder, Synthesizer oder Quadralizer - oder wie diese Schaltungen alle genannt werden - sowie die vier Endstufen in einem Gehäuse zusammengefaßt sind. Häufig wurde auch der UKW-Stereo-Empfangsteil in das Gerät einbezogen, d.h., der Quadro-Receiver (Stereo-Empfänger-Verstärker mit Decoder und vier Endstufen) war die beliebteste Quadro-Geräte-Variante. Hat man ein solches Gerät gekauft, so benötigte man zum Ausbau einer Vierkanal-Anlage nur noch einen normalen Stereo-Plattenspieler und vier geeignete Boxen.

Quadrophonisierung

Alle diese Quadro-Decoder gestatten außerdem die sogenannte Quadrophonisierung jedes normalen Stereo-Programms. Dieses Verfahren nennt man Quasiquadrophonie 2.2.4 (die Bezeichnung Pseudoquadrophonie sollte der Wiedergabe normaler Stereo-Quellen über vier Boxen vorbehalten bleiben). Es beruht ganz einfach darauf, daß ja auch schon in einer ganz normalen Stereo-Aufnahme ein bestimmter Anteil reflektierten Schalls enthalten ist.

Die Quasiquadrophonie

Im Unterschied zum direkten Schall erreicht der indirekte die beiden Mikrophone mit einer größeren Phasenverschiebung. Bildet man daher hinter dem Ausgang des Entzerrer-Vorverstärkers durch eine geeignete Schaltung die Differenz zwischen dem linken und rechten Signal und gibt man diese Differenzsignale zueinander um 180° phasenverschoben auf die beiden rückwärtigen Boxen, wobei der Pegel dieser Boxen getrennt regelbar sein muß, so ergibt sich ein Klangbild, das je nach Eignung der abgespielten Stereo-Aufnahme ähnliche Eindrücke hervorruft wie echte Quadrophonie. Solche Schaltungen sind in sogenannten Quadaptoren enthalten, die in Form kleiner Kästchen angeboten werden.

Auch Stereo-Empfänger-Verstärker mit nur zwei Endstufen enthalten solche Widerstand-Matrixen, die bei Anschluß von vier Boxen Quasiquadrophonie ermöglichen. Derartige Schaltungen können mehr oder weniger aufwendig, und der Quadro-Effekt kann mehr oder weniger überzeugend sein. Voraussetzung für einen brauchbaren Effekt ist, daß der Pegel der Rückboxen getrennt geregelt werden kann. Auch Verzögerungsglieder von rund 30ms, kanalweise zwischen Front und Rückboxen geschaltet, führen zu vergleichbaren Ergebnissen (vgl. auch Test ADC 2).

Rundfunktauglichkeit, Quadro-Schallplatten

Da bei allen Matrix- oder 4,2,4-Verfahren zwischen Aufnahme und Wiedergabe die vierkanalige Information durch Codierung auf eine zweikanalige reduziert wird, können derart codierte Schallplatten oder Stereo-Tonbänder von den Rundfunkanstalten ohne zusätzliche Komplikationen gesendet werden. Das ist der größte Vorteil der Matrix-Verfahren, die in qualitativer Hinsicht dem CD-4-Verfahren als einem Diskret-Verfahren mehr oder weniger unterlegen sind. Dies beruht hauptsächlich darauf, daß die Übersprechdämpfung zwischen den Front- und Rückkanälen bei den Matrix-Verfahren zu wünschen übrig läßt, beim SQ-Verfahren noch mehr als bei den Regular-Matrix-Verfahren.

Die Logic-Schaltungen von CBS

Daher wurden von CBS und anderen Firmen sogenannte Logic-Schaltungen entwickelt, die eine Verbesserung der Übersprechdämpfung gewährleisten. Leider gehen aber diese Verbesserungen zu Lasten bestimmter Phasenbeziehungen und damit der Stabilität des Klangbildes.

Der Nachteil der Matrix-Verfahren

Einen prinzipiellen Nachteil der Matrix-Verfahren zeigt Bild 6. Beide gestatten nicht die Ortung einer Schallquelle aus der Mitte zwischen den Rückboxen. Meine Hörerfahrung mit SQ-Platten von Electrola, QS-Platten von Command und QMS-Platten von Toshiba, über SQ- und QS-Decoder decodiert, lehren, daß die Verfahren beim Abhören von Pop-Musik praktisch kompatibel sind, weil es bei dieser Art Musik auf Raumempfinden und Effekte in erster Linie und auf die exakte Ortbarkeit von Instrumenten weniger ankommt. Auch symphonische Musik hört sich von Matrix-Quadro-Platten wesentlich plastischer an als normal stereophon.

SQ- und QS-Verfahren sind fast baugleich

Im wesentlichen sind selbst die beiden SQ- und QS-Verfahren kompatibel, wenn auch falsche Phasenbeziehungen gelegentlich zu einer gewissen Labilität der Ortbarkeit führen und die richtige Decodierung ein „luftigeres, freieres" Klangbild ergibt. Alle anderen eingangs aufgezählten Vorzüge der Quadrophonie bleiben ohnehin erhalten.

Quadro im Rundfunk

Was die Rundfunkfähigkeit der Matrix-Verfahren betrifft, so ist diese gegeben und mag vielleicht der eigentliche Grund dafür sein, daß sich doch einige Schallplattenhersteller entschließen konnten, matrixcodierte Platten auf den Markt zu bringen. Vorläufig scheinen jedoch die deutschen Rundfunkanstalten sich auch nicht für Matrix-Quadrophonie zu begeistern, denn neben der Anschaffung von Encodern würde die Einführung von Quadro-Sendungen, zumindest für Eigenproduktionen, die Umrüstung von Zweispur- auf Vierspurbandmaschinen erforderlich machen und damit auch den Umbau der Regietische.

Theoretisch würde es jetzt schon funktionieren

Matrix-codierte Schallplatten oder Bänder können allerdings ohne jeglichen zusätzlichen Aufwand gesendet werden. Sie werden auch gesendet, aber ohne Hinweis darauf, daß es sich um Matrix-Quadro-Platten handelt. Natürlich gibt es Spezialsendungen wie z.B. der „Club der Stereofreunde" im SWF, in denen darauf aufmerksam gemacht wird, wenn Quadro-Platten gesendet werden.

Eine Zeitlang war das Thema Quadrophonie in der ARD so gut wie tabu. Heute (1979) denkt man wieder darüber nach, so z.B. beim WDR, bei dem man sich mit dem von der BBC entwickelten Quadro-Sendeverfahren befaßt.

Sehr höflich ausgedrückt - zur Zeit nicht aktuell

Momentan ist das Thema „Quadrophonie" nicht sehr aktuell. Neue Quadro-Geräte kommen nicht auf den Markt. Wer sich heute eine Quadro-Anlage anschaffen will, muß auf Modelle zurückgreifen, die da und dort im Fachhandel noch vorhanden sind.

Mit der katastrophalen Systemwirrwarr fing es an, das Ende ...

Wenn derzeit (1979) von Quadrophonie kaum jemand mehr spricht, so liegt dies gewiß nicht daran, daß sie keine wesentliche Verbesserung der raumakustischen Komponente des musikalischen Hörens aufgezeichneter Musik gebracht hat, sondern am katastrophalen Systemwirrwarr, an mangelnder Aufklärung des Käufers und nicht zuletzt auch am Desinteresse des Fachhandels, weil Quadrophonie wegen der allgemeinen Verwirrung höchst beratungsintensiv sein mußte. Daß die Quadrophonie, vielleicht in Verbindung mit anderen Fortschritten der Technik der Schallaufzeichnung, wieder aktuell werden wird, ist schon allein aufgrund ihrer unmittelbar hörbaren und eindrucksvollen Vorteile sehr wahrscheinlich.

Br. (1979)

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