2011 - Das Digitalisieren von Platten ist wieder "in".
Wir haben 2011 und an allen "Ecken und Enden" wird für die ultimativen Werkzeuge, Adapter und All-in-one-Geräte, und natürlich die Software dazu, geworben, "Ihre wertvollen" Platten zu digitalisieren. Doch halt, da gibt es einige "Gegen"- Argumente, die Sie unbedingt mal gehört bzw. gelesen haben sollten. Man braucht doch eine Menge Wissen, damit es klappt.
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Dagegen spricht: die meisten alten Platten sind "gehobelt".
Mit über 2.000 Platten haben ich schon eine Menge großer 30cm LPs und viele davon habe ich intensiv abgehört, und das mit (damals) feinstem Equipment. Und fast alle, wirklich so gut wie alle Vinyl-Platten, von denen ich eine digitale Aufnahme auf CD habe, klingen im Vergleich nicht mal annähernd gleich gut, im direkten Vergleich sogar bereits richtig miserabel.
Selbst neue 33er Langspiel-Platten direkt aus der originalen verschweißten Hülle klingen nicht. Dieses Ergebnis war frappierend und sehr enttäuschend. Ein Bekannter von mir (er ist Platten-Sammler) hat weit über 10.000 LPs aus aller Welt und bestätigte leider diese Erfahrung. Fast alle seine LPs seien von minderer Hifi-Qualität und haben allenfalls einen hohen virtuellen Sammlerwert.
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Dagegen spricht: Sie brauchen teures edles Equiment . . .
Mit dem Blödmarkt Digitalisierungs-Plattenspieler inclusive CD Brenner selbst für "teure" 299.- Euro haben sie immer noch die unterste Quailät. Das reicht für eine Kassettenrecorder- Qualität vielleicht aus, kann und wird aber das Hifi-Ohr bestimmt nicht befriedigen.
Auch der 22.- Euro USB Wandler wird aus Ihren analogen Scheiben kaum richtiges Hifi herausholen. Mit einem älteren billigen Realtek- Noteboock Audio-Chip ist es ebenso, er wandelt zwar die Musik in Wave- oder MP3-Formate, aber es klingt so steril wie vor 20 oder 30 Jahren, als die hartnäckigen Analog-Sound- Verfechter - damals zu Recht - eine merkwürdige befremdliche akustische Sterilität bemängelt hatten.
Wenn Sie dann auch noch alte 33er LPs in Mono !! geerbt hatten, brauchen Sie einen zweiten Plattenspieler mit einem speziellen Mono-Abtastsystem oder eine Uralt-Mono-Gurke. Mit dem Stereo-Abtaster kratzen Sie viel zu weit unten im Staub, Dreck oder Abfall der zu breiten Rille. Die Abtastspitze des Diamanten ist zu dünn für diese Rille.
Für uralte 78er Schellackplatten brauchen Sie einen dritten Abtaster mit einer ganz dicken Abtastspitze in diesem Mono-System und Ihr Plattenspieler muß die 78 U/min können.
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Dagegen spricht: Der Plattenspieler muß (immer noch) ok sein.
Auch wenn es das vermutlich letzte Mal sein sollte oder sein würde, diese letzte "Session" sollte einwandfrei abgespielt werden. Welche Abtastdiamanten sind noch so weit in Ordnung und nicht bereits weit abgeschliffen, daß sie das noch können ? Haben Sie ein edles bzw. brauchbares Nadelmikroskop, um den Abschliff der elyptischen Spitze an beiden Nadelflanken ernsthaft zu überprüfen ? Das brauchen Sie unbedingt.
Läuft Ihr Reibrad- oder Riemenplattenspieler noch rund bzw. rumpelt er bereits stark ? Klingt das "Richard Clayderman Klavierkonzert" noch nach Klavier oder jault es bereits ?
Dafür spricht: Sie haben sehr seltene Aufnahmen.
Die Schellack- oder Vinyl-Aufnahmen, die sie besitzen, gibt es nicht oder nicht mehr auf CD oder einem anderen digitalen Datenträger. Sie haben im Internet und in speziellen Sammler-Foren nach dem digitalisierten Titel Ihrer Träume ausreichend gefoscht. Dann erst wird diese Art der privaten Digitalisierung sinnvoll und die Mühen und der immense Zeitaufwand lohnen sich.
Dafür spricht: Sie haben das Equipment und fast neue Platten.
Sie haben einen guten Spitzenplattenspieler und dazu ein Spitzen-Abtatstsystem mit geprüft einwandfreier Nadel (-Spitze). Dann haben Sie schon mal die Voraussetzungen, überhaupt eine optimale Audio-Qualität zu erreichen.
Und natürlich brauchen Sie dazu einen sehr guten MC- oder MM- Phono-Vorverstärker (je nach Abtastsystem) und einen der moderneren Analog => Digital Wandler mit einer schnellen Leuchtbalkenanzeige.
Auch sollte mindestens eine Test-Schallplatte in Ihrem Repertoire nicht fehlen, mit der Sie die Abtasteigenschaften periodisch prüfen können. Mit dem Ohr hören Sie (bei normaler Musik) nur sehr selten, ob die Wiedergabe bei höheren Pegeln (bereits) verzerrt.
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Dafür spricht: Sie haben sehr sehr viel Zeit.
Das Digitalisieren von analogen Scheiben ist sehr zeitaufwendig. Sie können diese Platten nur in Echtzeit abspielen.
Und sie müssen so gut wie alle Platten erst einmal vorhören, um auf grobe Fehler wie Risse und Knacker und auch auf besonders hohe (Maximal-) Pegel (abweichend von der Norm) vorbereitet zu sein.
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Die letzte Session sollte (muß eigentlich) unbedingt optimal "rüber" kommen. Natürlich können Sie die Titel nachträglich entknacken und/oder entrauschen, doch es hört sich nicht gut an, das da dann noch an Qualität hinten raus kommt.
Auf diese digitalen Tricks sollten Sie lieber verzichten, damit tun sich selbst Profis sehr schwer. Es ist der letzte Notbehelf für "vergeigte" bzw. gehobelte und ungepflegte Vinylscheiben.
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