Das RDS, das RADIO-DATEN-SYSTEM (1987)
RADIO-DATEN-SYSTEM
Seit vielen Jahren gehen die Sendungen der dritten (und einiger erster) Programme mit einem kleinen Zusatzgepäck auf die Reise. Weit oberhalb der musikalischen Inhalte verkünden verschieden hohe Summtönchen als Modulation eines (unterdrückten) ARI-Trägers bei 57 Kilohertz die diversen Bereichskennungen und Verkehrsfunkdurchsagen.
Mit List und digitaler Tücke lassen sich über dieses Kanälchen noch mehr Informationen zu den Empfängern schleusen, dachte sich die EBU (European Broadcasting Union - Zusammenschluß der Rundfunkanstalten) und tüftelte mit Hilfe einiger Firmen das neue Radio-Daten-System aus.
Dazu überlagern sie die ARI-Töne mit einem schwächeren Datensignal, das die bisherigen Autoradios gerade noch nicht in Verwirrung stürzt. Zudem werden die beiden Schwingungen in der Phase um 90 Grad versetzt, so daß die neuen RDS-Chips das Knäuel wieder aufdröseln und auf einen 1,1875-Kilohertz-Takt einrasten können.
Wie gewiefte Tastfunker lesen die Mikrocomputer aus vier Datenblöcken (mit 16 plus 10 Bits zur Fehlerkorrektur) die Telegramme der Radiosender wieder heraus. Darin steht erst einmal das Herkunftsland, der Name der Programmkette sowie eventuell eine regionale Unterteilung in Form des "Program Identification Code", den die Empfänger zur Stationsidentifizierung brauchen.
Der „Program Service Name"-Block dient zur Anzeige der Sendernamen mit bis zu acht Buchstaben im Tunerdisplay.
Eine „List of Alternative Frequencies" verrät dem RDS-Empfänger, wo er doch bitte genau nachsehen soll, ob es für das gehörte Programm nicht noch eine bessere Hochfrequenzquelle gibt.
Schließlich könnten, entsprechende Lauftextanzeigen vorausgesetzt, weitere Informationen zum Programm die Radio-Zukunftsmusik begleiten.
Die neuen RDS-Heimtuner werden zunächst vermehrter Bequemlichkeit dienen. Sie suchen sich die besten Stationen selbst heraus, schreiben deren Namen ins Display und stecken Sender-Neuankömmlinge auf dem UKW-Band automatisch in ihre Speicher (siehe Grundig T 9000).
Ganz besonders darf sich die nächste Generation gehobener Autoradios auf die RDS-Bausteine freuen. Für das Sender-diversity-Verfahren brauchen die Empfänger nicht mehr in ihren riesigen Gedächtnis-Chips zu wühlen, sondern erhalten billiger und besser die aktuellsten Frequenzlisten direkt vom Sender.
Die meisten dritten Programme verbreiten schon jetzt die neuen Zusatzinformationen, im Laufe des nächsten Jahres wird das Gros der restlichen folgen (offizieller RDS-Start 1.4.88).
Johannes Maier