Details über die diversen Klinkenstecker und deren Buchsen ...
Der dicke (6,3mm = 1/4" Mono-) Klinkenstecker wurde von den amerikanischen Bühnen-Musikern der US-Bands Anfang der 1940er Jahre (bzw. noch viel früher in den amerikanischen Telefonvermittlungen ab 1878 für "long distance calls" = Ferngespräche) verwendet. Und natürlich waren die Mono-"Klinken" an den dort benutzen "Sprech-Geschirren" bzw. Kopfhörern (headsets) des Bedienpersonals - dem "Fräulein vom Amt" - bekannt.
In den USA nannte man ihn nicht "Union-Jack" (das ist die US-Flagge) sondern "audio-jack", "phone-jack" oder auch "phone-plug".
Dieser uralte "audio jack" war als Stecker nämlich so idiotensicher, daß die Hersteller von Band-, Musiker- und Bühnen-Equipment richtig robuste Spiralschnüre - zum Beispiel von der Fender- oder Gibson- Gitarre zum Marshall oder Dynavox Bühnenverstärker - entwickelten, die auch ein Jimmy Hendricks unter Drogen oder ein Elvis Presley im Vollsuff in das Loch (gemeint ist die Klinken-Buchse) stecken konnten und damit überhaupt vor großem Publikum spielen konnten.
Das war natürlich alles noch in Mono und so hatte diese 6,3mm (bzw. viertel Zoll) "Klinke" aus massivem Messing nur 2 Kontakte, den langen Hals (sleeve) als Schirm- bzw. Masse- Verbindung und die eigentliche isolierte Spitze (tip) ganz vorne.
Dieser Klinken-Stecker aus der historischen Telefontechnik verbreitete sich unglaublich schnell, weil er im harten Bühnenbetrieb so ganz enorm robust und verläßlich war. Da konnte man auf der Bühne oder in der Vermittlung in Hektik mal drauftreten oder ziehen und zerren, bis der Verstärker aus dem Regal fiel, der war einfach nicht tot zu kriegen.
Und das Gegenstück, die zugehörige Klinken-Buchse war einmalig simpel, zwar etwas aufwendiger als die damals ganz extrem primitive Cinch-Buchse für den RCA (Cinch-) Stecker, doch immer noch preiswerter als die Cannon-XLR Verbinder der Vollprofis.
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Das mit dem 1/4" bzw. 6,35mm Durch- messer war etwas geschummelt .....
Sehr ähnlich wie bei dem immer noch bekannten 1/4" Magnettonband von 1947 war auch hier der Stecker deutlich dünner als der Innendurchmesser der aufnehmenden Klinken-Buchse. Und diese Tolreanz von fast einem 10tel Millimeter wurde durch den kräftigen Anpressdruck des oder der Kontakte(s) in den Klinken- Einbaubuchsen oder Kupplungen kompensiert.
Also elektrischen Kontakt hatte diese dicken "Klinken-"Verbindungen immer - selbst mit genügend Staub, Sand oder Whiskey in den Öffnungen. Übrigens: Beim 1/4" Audio-Tonband Standard - auch aus den USA - war es sehr ähnlich, weil auch dort das eigentliche Magnetband nur 6,30mm breit war und die feststehenden Bandführungen in den (Magnetband-) Geräten aber mit internationalen 6,35mm spezifiziert waren. Mehr dazu steht auf den Magnetbandseiten.
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6,3mm Klinkenstecker wurden nicht nur für Bühnengeräte, Mikrofone und für Kopfhörer verwendet . . . .
Anfänglich wurden diese 6,3mm Telefontechnik Mono- Stecker für Bühnen-Mikrofone aller Art, die mit 2 Drähten auskamen, verwendet - wie auch für (Mono-) Kopfhörer aller Art und natürlich für die sogenannten E-Gitarren mit deren "pickups. Auch andere elektrisch abgenommenen akustischen Instrumente hatten alle diese 6,3mm Klinkenbuchse eingebaut. Auch fast alle Verbindungen von und zu Bühnen-Mischpulten - insbesondere zu Kraftverstärkern - erfolgten über 6,3mm Klinken-Stecker-Kabel.
In den 1970er Jahren hatten fast alle edlen Bühnen- und Leistungsverstärker Klinken-Eingangsbuchsen, so der CROWN DC 300A und der BOSE 1800. (Anmerkung : nur in Deuscthland nicht, dort hatten die Verstärker bis fast zum bitteren Ende 3pol oder 5pol DIN BUchsen.)
Später hatte die US-Lautsprecher-Firma BOSE sogar ihre relovutionären BOSE 800 und 802 Bühnenlautsprecher mit Klinkenbuchsen als Verbindungsbuchsen bestückt. Das bedeutete, diese 6,3mm Steckverbindung war sogar für bis zu 400 Watt Leistung geeignet, sonst hätte BOSE das nie gemacht. Ich konnte das 1972 bis 1976 ausprobieren, es klappte super und vor allem, es klappte immer.
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Unsere deutschen "DIN Gurus" wollten es nicht wissen ......
Eines war klar, diese "Klinke" konnte man auch nicht im Voll-Suff in den sogenannten 120 Volt wall-outlet (das ist die amerikanische 110 Volt Netzsteckdose) reinstecken. Das paßte einfach nicht. Und die Amerikaner und auch die anderen weltweiten Musiker verwechselten seltenst Mikrofon oder Gitarre oder Fußschalter oder Endstufeneingang oder Lautsprecher, obwohl die alle "nur" diese eine "Klinke" hatten.
In Deutschland wollten die DIN Gurus den Nutzern/Anwendern bürokratisch vorschreiben, wie sie welchen Stecker in welche Buchse zu stecken hatten und entwickelten den 3-Pol DIN-Stecker (und die Buchse dazu) und später den 5-Pol DIN Stereo-Stecker und die zugehörige Buchse. Später kamen die 4- oder 5-Pol Kopfhörer-Würfelstecker hinzu und Quad aus England zum Beispiel "designte" einen vermeintlich unverwechselbaren 4-Pol DIN Stecker für deren proprietäre Quad Vorverstärker-Endverstärker Kabel.
Und dann gab es ganze DIN A4 Seiten von Vorschlägen bzw. DIN Vorgaben, wie denn eine "Tonband zu Tonband" oder "Tonband zu Verstärker" oder "Tuner zu Verstärker" Verbindung innen (geradeaus oder überkreuz) gelötet werden müsse. Dazu kamen dann DIN Vorgaben für jede Menge von Hilfs-Adaptern auf andere weltweit sehr gebräuchliche Stecker-Techniken.
Die Bühnenmusiker - eigentlich ganz Amerika und der Rest der Welt einschließlich Japan - lächelten über solchen überkandidelten (deutschen) "Blödsinn" oder "Unsinn" und nutzen heute noch sehr erfolgreich ihre dicken Klinkenstecker und schwenken nur wiederwillig auf (auf die teureren) XLR Cannon Verbinder um.
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Als die Japaner mit den ersten Transistor-Radios kamen ...
Anfang der 1960er Jahre tauchten bei uns in Europa ganz primitive kleine Transistor-Taschenradios auf, erst nur mit Mittelwelle, dann sogar für UKW und fast alle hatten im Karton oder der Plastiktasche einen noch simpleren Ohrstöpsel, "Earphone" oder auch Ohrhörer genannt, mit einem ganz simplen dünnen 3,5mm (0,14") Steckerchen dran. Das war auch ein Klinkenstecker, aber unvergleichlich dünner und schmächtiger als "die" dicke große Klinke.
Und es - das Steckerchen - war um Klassen kleiner, leichter und billiger. Solch ein Plastik-Radio kostete knapp 20.- DM. Diese Steckverbindung musste und sollte ja nicht viel aushalten, diese Radios waren leider Wegwerfprodukte mit nur 2 oder 3 Transistoren und einer 9V Batterie. Diese Mini Klinke war der Beginn einer neuen Entwicklung.
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Inzwischen war so ab 1958 "Stereo" in aller Munde ....
.... und die 6,3mm Mono-Klinke wurde erweitert .... auch auf Stereo. Es gab nämlich für die neuen Stereoplattenspieler relativ schnell die erschwinglichen Stereo-Kopfhörer. Und die waren billiger als ein zweiter Mono-Verstärker und eine zweite Box neben dran. Die dicke 6,3mm Stereo Klinke konnte also jetzt 2 Kanäle durchleiten und war mechanisch sogar kompatibel zu irgendwelchen älteren Mono Buchsen.
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Und auch die Mini-Klinke wurde auf Stereo erweitert
Die Verfechter der 3,5mm Miniaturisierung zogen schnell nach und auch die Mini-Klinke wurde Stereo. Doch das hörte damit nicht auf, es wurden dann 3 Kontakte und dann 4 Kontakte - immer zuzüglich der Masseverbindung. Und auf einmal entdeckten noch ganz andere Branchen diese 3,5mm Mini-Klinke für Datenverbindungen zu mobilen Telefonen und den sogenannten Smart-Phones.
Weiterhin wurde diese Mini-Klinke an Stecker-Netzteilen zur Spannungsversorgung solcher mobiler Geräte vergewaltigt und die Verwechselungsgefahr nahm auf einmal überhand.
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Und dann wurden Adapter entwickelt, von überall nach überall
Viele Amerikaner verbanden ihre Hifi- oder Stereokom- ponenten mit den gängigen und vor allem extrem einfach zu verstehenden Mono-Cinch-Kabeln. Doch dann hatte so ein blödes Bandgerät auf einmal 2 Klinken-Buchsen als Eingänge oder noch schlimmer, es verirrte sich so ein hypermodern aussehendes dämliches deutsches oder holländisches Teil nach USA mit diesen noch dämlicheren DIN Buchsen.
Die allerersten "DeJur" (das war das Grundig Label in USA) oder Norelco (das war Philips in USA) Mono-Geräte hatten ja noch 6,3mm Mono-Klinken-Buchsen, die neueren Grundig TK40 und aufwärts in Stereo hatten keine Klinkenbuchsen mehr, die hatten so ganz komische runde Buchsen (european plugs) mit ganz vielen Kontakten. Und da paßte nichts mehr.
Adapter waren die mögliche Lösung - aber auch ein Verwirrspiel ohnegleichen. Es dauerte nur wenige Jahre, da brach bei Grundig der USA Export völlig zusammen. Max Grundig als Chef hatte es nicht (mehr) gelernt, daß da drüben der Weltmarkt entschieden würde. Uher und die anderen Deutschen einschließlich BRAUN und SABA hatten es auch nicht kapiert. Quasi alle Deutschen Audio-Hersteller holten sich in den USA blutige Nasen, und schrieben nach leichten Anfangserfolgen bald dicke rote Zahlen - und sie verstanden die Welt nicht mehr.
Unsere tollen deutschen Hifi-Geräte fanden nur noch wenig Anklang - mit einer Ausnahme, das war DUAL. DUAL hatte von Anfang an Cinch Kabel an den US-Versionen der DUAL Chassis dran.
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Beinahe unendlich viele Varianten wurden entwickelt
Werfen Sie einen Blick auf den Reichelt oder Conrad Elektronik-Katalog oder sogar auf alte Monacor oder Japan-Kataloge. Die Menge der Adapter kann man gar nicht mehr zählen, es waren Tausende.
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Die Zeit der PCs brachte so ab 1995 den Durchbruch für 3,5mm
Auf den Sound-Erweiterungskarten war nicht genügend Platz für die dicken deutschen DIN Stecker und auch nicht für die großen 6,3mm Klinken. Obwohl an der Ur-Tastur des ersten IBM PCs ja ein deutscher 5-Pol DIN Stecker dran war und auf dem Motherboard eine 5-Pol DIN Buchse, war dieser Stecker nicht besonders beliebt.
Die Japaner bauten diese 5-Pol DIN Buchsen dennoch aus ganz pragmatischen Vernunftsgründen in alle ihre Tonband- und Kassettengeräte ein und auch auf die Rückseite fast aller Japan-Receiver und Vorverstärker.
Die Kopfhörer Buchse an so gut wie allen Audio-Geräten war weltweit die 6,3mm Stereo-Klinke und auf den Soundkarten dominierte weltweit die 3,5mm Mini-Klinke, überall.
Auf manchen hohen und besonders langen Soundkarten fand ich bis zu 7 solcher 3,5mm Klinken-Buchsen vor, bis man den Sound-Chip auf das Mainboard verlegte und viel zu oft nur noch 3 Buchsen hinten und 2 Buchsen vorne am PC verfügbar waren.
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Und es ging noch dünner, die 3. Variante, nämlich 2,5mm
Um das Verwechseln der Ladegeräte-Stecker mit den Kopfhörerbuchsen zu stoppen, bekamen manche Mobilgeräte die noch dünneren 2,5mm Klinkenbuchsen, in die die 3,5mm Stecker auch mit leichter Gewalt einfach nicht reingingen. Doch 2,5mm Klinken sind schon sehr fummelig und Sie werden sie nicht so oft antreffen.
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Und auf einmal gabs noch eine 4. Variante mit 4,4mm
Da die dicke 6,3mm Klinke auf professionellen Steckfeldern (patch bays) in den Telefonverteilern und auch in Audio-Studios zu viel Platz einnahm und die 3,5mm Klinke nicht robust genug war, haben sich die Telefon-Profis für ihre Steckfelder noch eine weitere Klinke ausgedacht - mit 4,4mm (0,17") Durchmesser = TT-Phone Stecker (steht für "Tiny Telephone" mit 4,4mm Durchmesser; NP3TT-P-B).
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Beim Militär gabs die 5. Variante mit 7,1mm Durchmesser.
Diese Variante ist noch robuster als die 6,3mm Type, aber "Military Grade" kostet das Zigfache unserer Preisvorstellungen.
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