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Vorwort zum Test des JVC 4VN-880 Vollverstärkers

Februar 1873

Zum Jahreswechsel 1972/1973 war Karl Breh in Japan bei den zwei größten Quadro Verfechtern. Nachdem sich in 1970 bei Quadro noch gar nichts und in 1971 auch nur wenig getan hatte, wurde in oder ab 1972 mindestens verbal (per Anzeigen mit tollen erwartungsheischenden Sprüchen) gekurbelt, was das Zeug hielt.

Die Firmen brauchten unbedingt neue Produkte. Es gab natürlich mehr als nur diesen einen 4 Kanal-Verstärker von den diversen japanischen und amerikanischen Herstellern. Er ist quasi anfänglich stellvertretend für eine ganze Generation von solchen Geräten.

Und bereits hier fällt wieder auf, daß keiner so genau wußte, wohin die Reise geht. Sehr ähnlich war es 1962, als GRUNDIG bereits mit UKW Stereo geworben hatte - und im Kleingedruckten stand : für UKW Stereo vorbereitet, den Decoder gäbe / gibt es in Kürze. UKW Stereo wurde ja erst 1963 im Herbst endgültig vorgestellt. Vorher gab es noch gar keine UKW-Stereo Sender.

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Überblick über den JVC 4VN-880 Vollverstärker

Wie ein zwischenzeitlich erfolgter Besuch der Firmen Victor Company of Japan und Matsushita Electric Ind. Co., Ltd., unter anderem lehrte, gibt es in beiden Firmen neben dem in Heft 1/73 getesteten Vierkanal-Empfänger- Verstärker JVC 4VR-5414 eine Fülle neuerer Modelle, von denen nur ein Teil für den Export bestimmt ist.

Auch CD-4-Demodulatoren gibt es inzwischen bei JVC und National Panasonic (Matsushita) in mehreren Versionen. Eine schon sehr flache Ausführung stellen wir in diesem Testbericht vor. Für den japanischen Markt gibt es sie schon in Form von sehr schmalen Einschüben, die man in hierfür geeignete Verstärker seitlich einsteckt.

Beim "JVC 4VN-880" der Victor Company of Japan, dem der nachfolgende Testbericht gewidmet ist, handelt es sich um einen Vierkanal-Kompaktverstärker (oder auch Vollverstärker) neuester Bauart. In Verbindung mit einem CD-4 Demodulator und einem CD-4 Tonabnehmer eignet er sich für die Wiedergabe von CD-4 Schallplatten. Selbstverständlich kann man auch ein Vierkanal-Tonbandgerät (oder Kassettengerät) anschließen. Wie schon der JVC 4VR-5414, ist auch dieser Verstärker mit der sogenannten SFCS-Schaltung zur pseudoquadrofonen Aufbereitung von Zweikanal-Aufnahmen und zum Abspielen von matrixcodierten Schallplatten ausgestattet.

Unverbindlicher Richtpreis inklusive MWSt.: ca. 1200.- DM
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Beschreibung

Die Anordnung der Bedienungselemente ist klar, übersichtlich und funktionsgerecht. Rechts oben befindet sich ein großer Drehknopf für die gleichzeitige Lautstärkeregelung aller vier Kanäle. Das Ein- und Ausschalten erfolgt mittels des Kippschalters links oben. Daneben erkennt man zwei weitere Kippschalter für Rumpel- und Rauschfilter. Durch einen Kurzschlußstecker abgedeckt, ist die Eingangsbuchse für den Anschluß einer Vierkanalbalance-Fernbedienung.

Daneben sind zwei Kopfhörer-Klinkenbuchsen angeordnet. An die linke ist ein normaler Stereokopfhörer anzuschließen, an die rechte der Stecker für die Rückkanäle, wenn ein Vierkanal-Kopfhörer verwendet wird.
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Vier Anzeige-Instrumente

Die vier Instrumente zeigen die Ausgangspegel der vier Endstufen in dB an. Mit Hilfe der vier kleinen Drehknöpfe, wovon jeweils einer jedem Kanal zugeordnet ist, kann die Lautstärke jedes Kanals individuell geregelt werden. Der optischen Kontrolle dienen die Anzeigeinstrumente, deren Empfindlichkeit in Stellung „low" des mit „Meter" bezeichneten Kippschalters um nahezu 10dB abgesenkt ist.

Zwischen der Anzeige in dB und der Leistungsabgabe an 8 Ohm reell haben wir folgenden Zusammenhang ermittelt:

Anzeige Leistungsabgabe an 8 Ohm in dB reell pro Kanal

  • + 3dB - 55W
  • + 2dB - 30W
  • 0dB - 16W
  • -3dB - 7,5W
  • -5dB - 4,5W
  • -10dB - 1W

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  • Anmerkung: Doch diese Anzeigen sind nur Show, weil es ganz primitive populistische Zeigerinstrumente sind, die einfach nur effekthascherisch zappeln sollen.

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Weitere Kippschalter

Nach dem Kippschalter für die Anzeigeinstrumente folgen drei weitere. Die ersten beiden dienen der Hinterbandkontrolle bei Stereo- und bei Vierkanalbetrieb, und der dritte schaltet die gehörrichtige Lautstärkekontrolle ein oder aus.

Der Funktionswahlschalter eröffnet folgende Betriebsmöglichkeiten: Im Zweikanalbetrieb: L + R (mono) und Stereo, SFCS 1 für die pseudoquadrofone Aufbereitung von Stereosignalen und SFCS 2 für das Abhören matrix-codierter Quadroplatten; im Vierkanalbetrieb: Aux 1 und 2. An diese Eingänge können diskrete Quadroquellen wie z. B. der CD-4-Demodulator angeschlossen werden.

Der Eingangswahlschalter

Ganz unten rechts befindet sich der Eingangswahlschalter mit den Positionen Phono 2, Phono 1, Aux 1 und Aux 2. Dieser dient der Wahl angeschlossener Stereotonquellen. Zwischen dem Lautstärkeregler und den Anzeigeinstrumenten erkennt man drei Drehknöpfe. Die beiden linken, zehnfach unterteilten Stufenregler dienen der Anhebung und Absenkung der Bässe und Höhen und der rechte der Lautstärkeregelung der Rückboxen bei Pseudo- oder Matrixquadrofonie.

Die Rückfront

Bild 1 zeigt die Rückfront des Gerätes. Man erkennt fünf Felder mit Cinch-Buchsen. Das erste oben links enthält die Zweikanal-Eingänge Phono 1 und 2 sowie Aux 1 und 2. Die Impedanz des Eingangs Phono 1 kann mit Hilfe eines Schiebeschalters auf 30, 50 oder 100 kOhm eingestellt werden.

Das Feld daneben dient dem Anschluß eines Vierkanal-Tonbandgerätes. Ein Zweikanal-Tonbandgerät wird an das untere linke Feld angeschlossen. Hier ist auch eine DIN-Buchse vorhanden. Zwei hochpegelige Vierkanal-Quellen können an das mittlere Feld unten angeschlossen werden, und das rechte enthält die entfernbaren Verbindungen zwischen Vor-und Endverstärker.

Vorverstärker und Endstufen können daher auch getrennt verwendet werden. Ferner sind noch zu erkennen: ein 18Hz Baßfilter (es unterdrückt tiefe subsonische Frequenzen mit 3dB Abfall bei 13Hz und 6dB/Oktave Flankensteilheit), einen Kippschalter für die BTL-Schaltung, Klemmanschlüsse für Front- (CH-1 und CH-3) und Rückboxen (CH-2 und CH-4), Schmelzsicherung und Klemmanschluß für Erde.

Mehr Leistung im Zweikanalbetrieb

Wie beim 4VR-5414, gestattet die BTL-Schaltung auch bei diesem Gerät das Zusammenschalten je zweier Endstufen zur Leistungserhöhung bei Zweikanalbetrieb. Es dürfen dann aber nur 8-Ohm-Boxen angeschlossen werden, während bei Vierkanalbetrieb Boxen von 4 bis 16 Ohm Impedanz verwendet werden können.

Wir überspringen die Meßwerte hier

Die kommen ganz am Ende - sie sind nicht mehr wichtig.

Kommentar zu den Ergebnissen unserer Messungen

Unsere Messungen zeigen, daß es sich beim 4VN-880 um einen im Stereo- und Vierkanalbetrieb gleichermaßen leistungsstarken Kompaktverstärker handelt, der mit einer Ausnahme in jeder Hinsicht die Mindestanforderungen nach DIN 45 500 erfüllt oder weit hinter sich läßt.

Diese Ausnahme ist die Übersprechdämpfung der Aux-Eingänge bei 1 kHz und darüber. Hier werden die Forderungen der HiFi-Norm um jeweils 4 dB nicht eingehalten, was natürlich nur von theoretischem Interesse ist, weil es sich gehörmäßig nicht auswirkt. Alle anderen Daten sprechen für sich und lassen erkennen, daß das Leistungsvermögen dieses Vierkanalverstärkers ebenso solide ist wie die mechanische Qualität der Bedienungsorgane.

Im Vergleich zum 4VR-5414 ist der 4VN-880 breitbandiger, was auch sehr deutlich an den Rechteckdurchgängen zu erkennen ist. Diese sind übrigens auch bei 100 Hz bemerkenswert sauber.

Betriebs- und Musik-Hörtest

Der 4VN-880 wurde mit dem Demodulator SE-405H neuester Bauart von National Panasonic (Bild 8) verbunden, der auf den ebenfalls neuen Halbleiter-Tonabnehmer National EPC-450C (Bild 9) abgestimmt ist.

Der Tonabnehmer wurde am Plattenspieler National SL-1000 (vgl. Testbericht in Heft 6/72) betrieben. Angeschlossen waren als Frontboxen zwei Heco P 4000 und als Rückboxen zwei KLH Modell 17. Da im Abhörraum bereits zwei andere Quadroanlagen aufgebaut sind, wurde diese im weniger bedämpften Arbeitszimmer von 40,2 m2 Grundfläche und 133 m3 Rauminhalt erprobt.

Der Demodulator, Tonabnehmer und die Platten

Demodulator, Tonabnehmer und ein Dutzend CD-4 Platten von JVC Victor, RCA, Philips, Union, Globe und Polydor Japan habe ich aus Japan mitgebracht. Die meisten dieser Platten enthalten effektvolle Unterhaltungs- und Filmmusiken, bei denen meist alle vier Kanäle gleichberechtigt eingesetzt werden, was den Zuhörer in das Zentrum einer enorm weiträumig und transparent klingenden Musiksphäre versetzt.

Zwei Platten indessen bieten klassisches Repertoire. Die eine die 3. Symphonie von Beethoven in einer neuen Aufnahme mit dem Gewandhausorchester Leipzig unter Kurt Masur (CD4K-7510) und die andere mit den Deutschen Bachsolisten das Brandenburgische Konzert D-dur Nr. 5 und das Doppelkonzert für Violine und Oboe d-moll von J. S. Bach. Beide Platten sind bei JVC erschienen.

Während die Beethoven-Symphonie im wesentlichen als Musterbeispiel für eine sehr gute Quadroaufnahme eines klassischen Werkes gelten kann, zeigt die Bachplatte, daß man Quadrofonie auch übertreiben kann. Während die erste Platte eine eindrucksvolle Klangperspektive des Orchesters mit flächig abgebildeten Streichern und leicht unterbelichteten Holzbläsern vermittelt, die bei gewohnter Breite auch die volle Tiefe eines Symphonieorchesters und dessen akustisches Klanggewand hörbar macht, klingt die Bach-Platte zu weiträumig unpräsent, als ob das Ensemble weitab vom Zuhörer in einer großen Kirche spielte.

Über die Plattenqualität

Zum über wiegenden Teil sind Oberfläche und der Signal-Fremdspannungsabstand der CD-4 Platten ganz ausgezeichnet, die Klangqualtät ist hervorragend. Es wäre völlig unberechtigt zu sagen, daß die der Quadrofonie zu verdankende Verbesserung des Raumempfindens mit einer Einbuße an High Fidelity erkauft werden müßte.

Der 4VN-880 erwies sich in Verbindung mi dem genannten Tonabnehmer und dem Demodulator als hochwertiges CD-4 Gerät, das mehr als ausreichende Leistungsreserven bietet. In Stellung SFCS-1 des Funktions Schalters wurden Stereoprogramme vor Rundfunk und Schallplatte pseudoquadrofon aufbereitet abgehört. Dabei ergab sicr ein besserer Quadroeindruck als beim Receiver 4VR-5414.

Der SFCS-2 Effekt (mit neuen Platten)

Besonders überzeugend klang die neue Decca-Aufnahme von Hoffmanns Erzählungen (SET 545/47). Hier war die Annäherung an echte Quadrofonie besonders gut Vielleicht hängt dies damit zusammen, daß wir es in diesem Falle mit einer Stereoabmischung einer Quadroaufnahme zu tun haben.

In Stellung SFCS-2 des Funktionsschalters wurde eine SQ codierte Schallplatte der CBS mit „Also sprach Zarathustra" von Richard Strauss in der Interpretation des New York Philharmonie Orchestra unter Leonard Bernstein abgehört, und zwar unter Verwendung des CD-4-Tonabnehmers und Demodulators. Nur die beiden Ausgänge der Frontkanäle mußten am 4VN-880 vom Vierkanal-Aux-Eingang auf den Stereo-Aux-Eingang umgesteckt werden.

Das Ergebnis war eine sehr breite und tief gestaffelte Orchesterperspektive mit deutlicher, wenn auch nicht ganz so stabiler Richtungsortung wie beim CD-4 Verfahren. Ich kann aber sagen, daß SQ-Matrix-Platten auch klassischen Inhalts vorteilhaft ohne größere Mängel wiedergegeben werden können. Bei auf Effekte abgestellter Pop-Musik ist dies ohnehin der Fall.

Zusammenfassung (Feb. 1973)

Der JVC 4VN-880 ist ein Kompaktverstärker für Zwei- und Vierkanalstereofonie, der bei sehr guten Übertragungsdaten mehr als ausreichende Leistungsreserven bietet. In Verbindung mit einem CD-4-Tonabnehmer und Demodulator eignet er sich besonders für die Wiedergabe von diskret quadrofonen CD-4 Platten.

Die beiden SFCS-(Simulated Four Channel Sound-)Schaltungen gestatten eine recht wirkungsvolle pseudoquadrofone Aufbereitung normaler Stereoquellen und eine keineswegs mit groben Fehlern behaftete Wiedergabe matrixcodierter Schallplatten.

Aufbau, Verarbeitung und mechanische Stabilität der Bedienungselemente machen einen ebenso guten Eindruck wie die Ergebnisse unserer Messungen und die subjektive Erprobung.

Br
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Ergebnisse der 1973er Messungen in Breh's Labor

Das hier sind die wichtigsten Werte, den anderen Teil haben wir weggelassen, weil er keine Rolle mehr spielt.

Sinus-Ausgangsleistung gemessen im Stereobetrieb bei 1 kHz in Stellung "BTL" und Aussteuerung beider Kanäle für 1 % Klirrgrad

an 8 Ohm 2 x 71 W
an 16 Ohm 2 x 60 W

im Vierkanalbetrieb bei Aussteuerung aller vier Kanäle für 1 % Klirrgrad
an 4 Ohm 4 x 32 W (Rückkanäle 2 x 34 W)
an 8 Ohm 4 x 31 W (Rückkanäle 2 x 32 W)

Übertragungsbereich für -3 dB Abfall, bezogen auf 1 kHz
im Stereobetrieb
an 8 Ohm 6 Hz bis 61 kHz
im Vierkanalbetrieb
an 4 Ohm 6 Hz bis 61 kHz
an 8 Ohm * bis 61 kHz

Phonoentzerrung
Frequenzgang über Phono magnetisch bezogen auf 1 kHz
von 20 Hz bis 20 kHz Abweichungen von der RIAA-Kennlinie ± 1 dB

Klirrgrad im Stereobetrieb, gemessen bei gleichzeitiger Aussteuerung beider Kanäle an 8 Ohm in Stellung BTL bei 1 kHz und 2 x 60 W 0,04 %

im Frequenzbereich 40 Hz bis 15 kHz und im Leistungsbereich
2 x 0,5 W bis 2 x 65 W < 0,75 %
2 x 0,5 W bis 2 x 60 W 0,25 %

im Vierkanalbetrieb, gemessen bei gleichzeitiger Aussteuerung aller vier Kanäle an 4 Ohm reell bei 1 kHz und 28 W pro Kanal
< 0,08 % in allen Kanälen bei 1 kHz und 25 W pro Kanal an 8 Ohm
< 0,12 % in allen Kanälen
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