Die neunte Bilanz für 1970 stammt vom März 1971
50 Jahre Braun
Vor fünfzig Jahren wurde der Grundstein zu dem gelegt, was heute die Braun AG ist. Es war ein langer Weg von der kleinen Firma Max Braun, die am 31. Mai 1921 im Frankfurter Handelsregister eingetragen wurde, zu dem Unternehmen von Weltgeltung, das als Braun AG heute zum Verband der Gillette Company gehört.
Ein Weg, in dem nach der weitgehenden Zerstörung des Betriebes im Zweiten Weltkrieg die Fünfzigerjahre mehr als ein Neuanfang waren: nach dem Tode von Max Braun übernahmen seine Söhne 1951 das Familienunternehmen. Unter ihrer Leitung entstand bei Braun eine neue Programmidee. Die Produkte erhielten ein neues Gesicht. Sie zeichnen sich durch klare Linien aus, durch Ordnung, Beschränkung auf das Wesentliche und durch technische Qualität, die höchste Ansprüche erfüllt. Sie bieten dem Menschen die Hand. Sie kommen ihm entgegen. Hierin liegt der Schlüssel zum Erfolg von Braun.
Ein langer Weg? Eher ein kurzer Weg. Oder eine weite Strecke in kurzer Zeit. Denn Braun ist nicht 50 Jahre alt, sondern 50 Jahre jung.
Informationen über Aufsichtsrat und Vorstand 1970
Aufsichtsrat
Vincent C. Ziegler, Boston/USA (Vorsitzender)
Ferdinand Simon, Frankfurt a. M. (Stellvertretender Vorsitzender) bis 26. 3. 1970
Thomas E. Singer, Boston/USA (stellvertretender Vorsitzender) ab 26. 3. 1970
Paul M. Cuenin, Boston/USA bis 26. 1.1970
Werner Greutert, Baden/Schweiz
Prof. Dr. Heinz Meilicke, Bonn ab 26. 3. 1970
Vertreter der Arbeitnehmer:
Anneliese Ginkel, Frankfurt a. M.
Edmund Hubert, Frankfurt a. M.
Vorstand
Dr. Rudolf Gros, Königstein (Vorsitzender)
Karl Buresch, Neuenhain - Bereich Hifi - (bis 30. 9. 1970)
Dr. Fritz Eichler, Königstein
Hagen Gross, Bad Homburg v. d. H.
Dr. Hans-Wilhelm Herrmann, Wiesbaden (ab 1.1.1971)
Ernst Krull, Kronberg
Dr. Edmund Sawall, Steinbach
Albrecht Schultz, Dipl.-Kfm., Kronberg
Dr. Hans Steybe, Falkenstein
Alfred M. Zeien, Königstein
Anmerkung: Mit Ablauf dieses Geschäftsjahres ist Vorstand Karl Buresch nicht mehr für die Hifi-Sparte verantwortlich und verläßt das Unternehmen (gefeuert - angeblich im Knatsch mit den Amerikanern). Das hat jetzt großen Einfluß auf die Produktpalette. (Buresch geht auch zu ASC nach Aschaffenburg).
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Bericht des Vorstands zur Gesamtentwicklung 1970
Geschäftsbericht
Für Braun brachte das am 30. September 1970 abgelaufene Geschäftsjahr insgesamt eine erfreuliche Fortsetzung der Expansion. Der Umsatz wuchs weiter, wenn auch der Ertrag nicht Schritt halten konnte. Eine straffe Unternehmenspolitik und die konjunkturelle Entwicklung einerseits, gestiegene Kosten und DM-Aufwertung andererseits, waren die wesentlichen Einflüsse. Das Jahresergebnis der Gesellschaft kann insgesamt als befriedigend bezeichnet werden.
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Umsatz
Die Braun-Gruppe (Braun AG mit in- und ausländischen Tochtergesellschaften) konnte ihren Gesamtumsatz zum ersten Mal auf über 350 Mio. DM steigern. Damit hat er sich in fünf Jahren mehr als verdoppelt. Gegenüber dem Vorjahr (321 Mio. DM) nahm er um rund 10% auf 354 Mio. DM zu. Innerhalb der Braun AG stieg er um 12% von 246 Mio. DM auf 275 Mio. DM.
An der Umsatzentwicklung waren die Artikelbereiche Elektronik, Foto, Haushalt und Rasierer unterschiedlich beteiligt.
- Anmerkung: Langsam wird es komisch, daß da nie die Karten offen auf den Tisch gelegt wurden. Irgendetwas ist bei den vier Geschäftsbereichen fürchterlich faul.
Man findet immer öfter "Wischiwaschi"- Vergleiche zwischen Inland und Ausland, ohne zu wissen, worauf der Vergleich nun wirklich beruht.
Das Auslandsgeschäft machte wiederum mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der Braun-Gruppe aus. Bei positiver Entwicklung des Stückzahlabsatzes lag der Auslandsanteil umsatzmäßig mit 56% allerdings leicht unter dem des Vorjahres mit 59%. Der Hauptgrund hierfür ist in den niedrigeren DM-Erlösen zu suchen, die sich bei den ausländischen Tochtergesellschaften aus der DM-Aufwertung zu Beginn des Geschäftsjahres ergaben.
Der Exportanteil der Braun AG konnte auf der Höhe des Vorjahres gehalten werden. Die größten Zuwachsraten im Ausland wurden innerhalb der EWG, vor allem in Italien, den Niederlanden und Frankreich, und daneben in Spanien und Japan erzielt.
Ertrag
Der Jahresüberschuß im Konzern (Braun AG mit inländischen Tochtergesellschaften) blieb um 4,6% hinter dem Vorjahr zurück. Bei der Braun AG wuchs er von 9,6 Mio. DM um 5,7% auf 10,1 Mio. DM. Im Konzern machte er 10,3 Mio. gegenüber 10,8 Mio. DM im Vorjahr aus. Er ergibt sich im wesentlichen aus dem Jahresüberschuß der Braun AG. Insgesamt war die Ertragslage stark von den im Geschäftsjahr gestiegenen Material- und Personalkosten beeinflußt.
Investitionen
Die Sachinvestitionen in Deutschland stiegen von 7,7 Mio. DM im Vorjahr auf 16,5 Mio. DM. Einen wesentlichen Anteil daran hatten die Aufwendungen für die weitgehende Vollendung der neuen Fertigungshalle und den Ausbau des Mehrzweckgebäudes in Kronberg. Die Erweiterung und Modernisierung von Maschinen und maschinellen Anlagen sowie der Betriebs- und Geschäftsausstattung in verschiedenen Werken trugen ebenfalls stark zu den Investitionen bei.
Beteiligungen
In den Beteiligungen der Braun AG an ihren Tochtergesellschaften ergab sich eine Reihe von Veränderungen - unter anderem diese hier:
Bei der Niezoldi & Krämer GmbH, München, gingen Betriebsvermögen, Produktion und Vertrieb auf die Braun AG über.
Organisation
Die bisherigen Artikelbereiche Rasierer und Haushalt wurden zu Beginn des Jahres 1971 in einem neuen, gemeinsamen Artikelbereich Haustechnik zusammengefaßt. Aus dem bisherigen Artikelbereich Elektronik wurden die Blitzgeräte ausgegliedert und dem Artikelbereich Foto übertragen.
Der starke Anteil des Auslandsgeschäfts machte den organisatorischen Ausbau des Geschäftsbereichs International notwendig, der jetzt die Verantwortung für das gesamte Auslandsgeschäft trägt. Innerhalb dieses Geschäftsbereichs wurden sieben territorial gegliederte Geschäftsgebiete geschaffen. Für USA und Kanada ist weiterhin „Braun North America", eine Abteilung der Gillette Company, tätig.
Aus den Artikelbereichen (1970)
Das Geschäftsjahr war besonders stark durch die Einführung neuer Produkte gekennzeichnet. Auf den wichtigsten inländischen Fachmessen wurden dem Fachhandel und den Verbrauchern über zwanzig neue Produkte vorgestellt.
Die Elektrorasierer hatten auch im Geschäftsjahr 1969/70 wieder eine besonders erfreuliche Geschäftsentwicklung. Eine wichtige Rolle spielten dabei die neuen Braun-Rasierer, die in diesem Zeitraum auf den Markt kamen. Vor allem das batteriebetriebene Zweitgerät „cassett" und der neue „sixtant 6006" fanden eine hervorragende Aufnahme auf dem Markt. Auf den ausländischen Märkten war die
Entwicklung in Italien, Österreich, Frankreich und Japan besonders gut. Die Vorstellung der neuen Produkte erfolgte auf den Messen in Hannover und Köln.
Im Bereich der Haushaltsgeräte setzte sich die positive Umsatz- und Ertragsentwicklung im Geschäftsjahr 1969/70 durch eine konsequente Marketingpolitik weiter fort. Neben dem deutschen Markt waren an diesem Ergebnis vor allem die EWG-Länder sowie das Geschäft in Spanien beteiligt. Verkaufsschwerpunkte lagen bei den Kaffeemühlen und den Personal-Care-Geräten.
An der guten Entwicklung waren vor allem auch die neuen Geräte beteiligt, die im Herbst auf der Internationalen Hausrat-und Eisenwarenmesse in Köln vorgestellt wurden.
Auf dem Gebiet der Elektroakustik inklusive Hifi konnte Braun eine ganze Reihe von Neuheiten präsentieren. Neben dem Tonbandgerät TG 1000 waren das die neugestaltete HiFi Kompaktanlage „cockpit 250", der Verstärker CSV 300 sowie drei neue Lautsprechereinheiten. Alle diese Geräte bieten echte High-Fidelity-Qualität, für die das allgemeine Interesse wächst.
Das zeigte sich in der Geschäftsentwicklung während des Berichtsjahres, die im Inland sehr gut verlief. Diese neuen Geräte, die auf der Deutschen Funkausstellung/HiFi 70 in Düsseldorf vorgestellt wurden, werden im neuen Geschäftsjahr umsatzwirksam.
Auf dem Fotogebiet stand das gesamte Braun Filmkamera- programm besonders im Vordergrund des Interesses. Es wurde auf der „photokina" in Köln, die zu Beginn des neuen Geschäftsjahres stattfand, durch neue Typen erweitert.
Die Geschäftsentwicklung im Fotogebiet zeigte eine deutliche Tendenz zu hochwertigen Qualitätsprodukten, der gerade die Braun Geräte entgegenkamen.
Anmerkung : Was hier nicht steht, ist, daß die vier Braun Studio 1000 Hifi-Geräte (PS1000A, CE1000, CSV1000 und L1000) klammheimlich "vom Markt" genommen wurden. Damit fehlen der Braun Hifi-Produktpalette die Spitzenprodukte beim Image. Das rächte sich dann später.
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Mitarbeiter
Die Mitarbeiterzahl in der Braun-Gruppe stieg von 6615 auf 7797. Dabei betrug die Zunahme im Inland 1022, im Ausland 160. Bei der Braun AG selbst wuchs die Zahl der Mitarbeiter von 3073 auf 4225. Darin sind die früheren Mitarbeiter der Niezoldi & Krämer GmbH und der Braun Electronic GmbH enthalten, die im Berichtsjahr von der Braun AG übernommen wurden.
Der Anteil der Lohnempfänger stieg in der Braun-Gruppe von 58% (Vorjahr) auf 61% leicht an. Auch die Zahl der bei Braun in Deutschland beschäftigten Gastarbeiter stieg auf 859 und macht damit 13,6% der im Inland Beschäftigten aus. In der Braun AG sind es 17,1%.
Die Personal- und Sozialkosten des Braun-Konzerns erhöhten sich stark um 26%. Dafür war neben tariflichen und außertariflichen Lohn- und Gehaltserhöhungen insbesondere die Zunahme der Mitarbeiterzahl maßgebend. Die noch höhere Steigerung bei der Braun AG von 31,3% ist durch die Übernahme der Mitarbeiter von Niezoldi & Krämer und der Braun Electronic beeinflußt.
Für die über 200 Auszubildenden in den verschiedenen Braun Werken wurden Pläne zur weiteren Verbesserung der Ausbildung zum Teil bereits realisiert. Gleichfalls wurde mit einem systematischen Fortbildungsprogramm für Braun-Mitarbeiter begonnen.
Auszeichnungen und Braun-Preis
Das Bemühen der Braun AG um hohe Qualität und gute Gestaltung fand im September 1970 eine erneute Anerkennung: Braun erhielt vier von sieben Bundespreisen „Gute Form 1970", die vom Bundeswirtschaftsminister vergeben wurden. Eine internationale Jury hatte aus dem Braun-Programm den neuen Elektrorasierer „sixtant 6006", das runde Tischfeuerzeug, den Handmixer und den Tischlüfter für die Preise ausgewählt.
Ausblick
Im Umsatz der ersten Monate des neuen Geschäftsjahres kam den neueingeführten Produkten besondere Bedeutung zu. Trotz der anhaltenden Tendenz zu wachsenden Kosten und der Anzeichen für eine sich abschwächende wirtschaftliche Gesamtentwicklung erwartet Braun vom neuen Geschäftsjahr eine befriedigende Geschäftsentwicklung.
Konzerngeschäftsbericht (wegen der Tochterfirmen)
Hier findet man übergreifende Veränderungen im Konzern:
Noch stärker als in den Vorjahren beeinflußt die Braun AG Geschäftsentwicklung, Vermögens- und Ertragslage des Teilkonzerns.
Zu Geschäftsverlauf und Lage der in den Konzernabschluß einbezogenen Tochtergesellschaften sowie zu ihren Beziehungen zur Braun AG wird berichtet: Zwischen der Braun AG und ihren Tochtergesellschaften Rohlf Elektromechanik GmbH, Braun Elektromechanik GmbH, Niezoldi & Krämer GmbH, Braun Electronic GmbH sowie Braun Wohnungsbau GmbH bestehen Ergebnisübernahmeverträge, bei der Rohlf Elektromechanik GmbH verbunden mit einer Dividendengarantie zugunsten des Minderheitsgesellschafters.
Die Rohlf Elektromechanik GmbH, Walldürn, produziert Elektrorasierer im Auftrag der Braun AG.
Die Braun Elektromechanik GmbH stellt im Auftrag der Braun AG in erster Linie Haushaltsgeräte her.
Die Niezoldi & Krämer GmbH produzierte bis zum 31.3.1970 Foto- und Filmgeräte, deren Vertrieb durch die Braun AG erfolgt. Die Fertigung dieser Geräte übernahm am 1. 4. 1970 die Braun AG.
Die Braun Electronic GmbH, Waldkirch, vertreibt von der Braun AG gefertigte Meß- und Regelgeräte. Ihre Fertigung auf dem Gebiet der Elektronenblitztechnik wurde von der Braun AG übernommen.
Die in Liquidation befindliche -itc- Inter-technik Commercial GmbH, Frankfurt a. M., hat ihre Geschäftstätigkeit am 31. 3. 1970 eingestellt.
Die Braun Wohnungsbau GmbH, Frankfurt a. M., unterhält Wohnhäuser und vermietet sie an Angehörige des Braun Konzerns.