Die elfte Bilanz für 1972 stammt vom März 1973
Bericht des Vorstands zur Gesamtentwicklung
Geschäftsbericht
Ein starker Umsatzzuwachs und eine erfreuliche Ertragssteigerung waren Merkmale des Geschäftsjahres 1971/72. Die Geschäftsentwicklung bewies allerdings erneut, daß nur ständiges Umsatzwachstum relativ ausreichende Erträge sichern kann.
Die Erfolge des Geschäftsjahres konnten trotz weiterer Kostensteigerungen, uneinheitlicher Konjunkturentwicklung im In- und Ausland und nach wie vor spürbarer negativer Folgen der internationalen Währungssituation erzielt werden.
Dabei waren die im Vorjahr eingeleiteten Vorleistungen für die künftige Unternehmensentwicklung von besonderer Bedeutung. Entscheidend waren der konsequente Ausbau der Braun-Organisation im In- und Ausland, die Einführung neuer Produkte und eine marktgerechte Sortimentsbereinigung.
Ein besonders erfreuliches Kennzeichen der Entwicklung im Geschäftsjahr war, daß das weiterhin stetige Wachsen des Rasierergeschäfts von überdurchschnittlichen Zuwachsraten in anderen Produktlinien begleitet war.
Alle Produktlinien - Rasierer, Haushaltsgeräte, Haarpflegegeräte, Uhren, Feuerzeuge, Unterhaltungselektronik, Filmkameras, Projektoren und Elektronen-Blitzgeräte - trugen positiv zur Umsatzsteigerung bei.
Das Auslandsgeschäft der Braun-Gruppe konnte von 213 Mio. DM um rund 20 % auf 254 Mio. DM ausgeweitet werden. Es machte 52 % (Vorjahr 53 %) des Gruppenumsatzes aus. Der Exportanteil der Braun AG betrug 38 % (Vorjahr 39 %).
Ertrag
Der Jahresüberschuß konnte im Konzern (Braun AG mit inländischen Tochtergesellschaften) und in der Braun AG selbst gegenüber dem Vorjahr wesentlich verbessert werden. Mit 12,7 Mio. DM im Konzern und 11,6 Mio. DM in der Braun AG lag er deutlich über den schwachen Ergebnissen des Vorjahres (Konzern 5,9 Mio. DM und Braun AG 5,2 Mio. DM).
Investitionen
In Deutschland wurden für Sachinvestitionen 14,5 Mio. DM (Vorjahr 14,9 Mio. DM) aufgewendet. Sie dienten in erster Linie dazu, in den einzelnen Produktionsstätten die Fertigung auszuweiten und zu rationalisieren sowie Kapazitäten für neue Produkte zu schaffen.
Außerdem wurde in Kronberg der erste Bauabschnitt eines modern ausgestatteten Gesundheitszentrums zu Beginn des Jahres 1973 vollendet.
Umsatz
Die Braun-Gruppe (Braun AG mit in- und ausländischen Tochtergesellschaften steigerte ihren Umsatz um 22 % auf konsolidiert 493 Mio. DM (Vorjahr 404 Mio. DM). Die Braun AG selbst erzielte einen Umsatzzuwachs um 19% auf 366 Mio. DM (Vorjahr 308 Mio. DM).
Kapital
Das Grundkapital beträgt unverändert 30 Mio. DM, die sich in 18 Mio. DM Stammaktien und 12 Mio. DM stimmrechtslose Vorzugsaktien aufteilen. The Gillette Company, Boston/USA, besitzt über ihre Tochtergesellschaft Gillette International Capital Corp. sämtliche Stammaktien und den größten Teil der
Die Produktlinien
Aufgabe der Produktpolitik war im Geschäftsjahr 1971/72 in erster Linie, die gegebenen und neue Marktmöglichkeiten im In- und Ausland gezielt auszuschöpfen. Neu eingeführte Produkte trugen wesentlich zur Umsatzsteigerung bei und zeigten, daß das Unternehmen in Technik und Formgestaltung weiterhin eine Spitzenstellung einnimmt. Die Notwendigkeit zur Produktionserweiterung bestätigte die Richtigkeit dieser Marketing-Politik. Forschung und Entwicklung trugen zu ihrem Erfolg bei. Im Interesse der Sortimentsbereinigung liefen andere Erzeugnisse aus.
Die Braun Elektrorasierer hielten ihre unangefochtene Führungsstellung auf dem deutschen Markt, und auch im Ausland konnten ihre Marktanteile erneut gesteigert werden. Besonders erfolgreich war das Spitzenmodell «sixtant 6006», das sich im Ausland unter der Bezeichnung «synchron» bewährt. Im Inland wurde es im Januar 1973 durch das neue Modell «sixtant 6007» abgelöst. Auch die farbigen Versionen des Batterie-Rasierers «cassett» und der «rallye»-Rasierer bewährten sich.
Besonders gute Erfahrungen wurden unter den insgesamt erfolgreichen Haushaltsgeräten mit dem neuen Braun Kaffee-Automaten «Aromaster» gemacht. Bei den Haartrockengeräten fand die «Lady Braun Luftkissen-Trockenhaube», die ein neues Konzept darstellt, weiterhin eine hervorragende Aufnahme bei den Konsumenten.
Stark expansiv entwickelten sich die elektrischen Uhren sowie das gesamte Feuerzeug-Programm. Dabei spielte auch die im Vorjahr erworbene Consul GmbH eine wachsende Rolle. Braun mit seinen Elektro-Feuerzeugen und Consul zusammen gehören heute zur Spitzengruppe der deutschen Feuerzeug-Hersteller.
Auf dem Gebiet der Unterhaltungselektronik war die Entwicklung im gesamten Geschäftsjahr so gut, daß die Nachfrage die Produktionskapazität überstieg. Unter den neu eingeführten Geräten, die alle die in sie gesetzten Erwartungen erfüllten, waren der Empfänger-Verstärker «regie 510» und das Lautsprecher-Programm am stärksten gefragt. Eine besondere Bedeutung kam der HiFi-Anlage «studio 1020» zu. Durch ihre neue technische Lösung und ihre elektroakustischen Eigenschaften unterscheidet sie sich wesentlich von üblichen HiFi-Anlagen und traf deshalb auf ausgeprägtes Interesse in Fachkreisen und bei den Käufern. Auch das 1972 auf dem deutschen Markt eingeführte verbesserte Kompaktgerät «Cockpit 260» und die ihm in Material und Form zugeordneten Zweiweg-Lautsprecher fanden hervorragende Aufnahme am Markt.
Die notwendige Erweiterung der Lautsprecherfertigung wurde Ende des Berichtsjahres abgeschlossen. Sie führte zu technischen Neuerungen und Rationalisierungen im Produktionsprozeß.
Der Produktbereich Foto entwickelte sich vor allem in den Linien Filmkameras und Blitzgeräte sehr gut. Die Kamera-Spitzenmodelle Nizo S 800 und S 560 erwiesen sich weiterhin als führend auf ihrem Markt. Das neue Modell S 480, das die Kamerareihe ergänzt, wurde in der Mittelpreisklasse ein eindeutiger Erfolg. Die Entwicklung und Einführung der neuen Blitzgeräte-Generation «Braun 2000 VarioComputer», ein entscheidender Fortschritt in Technik und Design, fand international eine ungewöhnlich positive Reaktion bei Handel und Verbrauchern.
Ausland
Bei der Unterschiedlichkeit der Auslandsmärkte, auf denen Braun tätig ist, bewährte sich die differenzierte und bewegliche Marketing-Politik. Über die Hälfte des Gesamtumsatzes wurde wiederum im Ausland getätigt. Braun ist damit ein besonders stark international und export-orientiertes Unternehmen.
Trotz Währungsproblemen und Kostensteigerungen konnten auch im internationalen Bereich bessere Erträge erzielt werden.
Die Umsatz-Zuwachsraten waren in Frankreich und Spanien am größten. Innerhalb der einzelnen Produktlinien waren im Ausland die Rasierer «synchron» und «rallye», die Luftkissen-Trockenhaube, Tisch- und Taschenfeuerzeuge, der Dia-Projektor, der Empfänger-Verstärker «regie 510», das Lautsprecher-Programm und die Batterie-Blitzgeräte die erfolgreichsten neu eingeführten Produkte.
Zur Entwicklung des lateinamerikanischen Marktes begann unsere argentinische Tochtergesellschaft mit dem Vertrieb von Braun-Geräten aus den Bereichen Haushalt, Elektronenblitze und Feuerzeuge, die im Land selbst hergestellt werden.
Unserer Fertigungsstätte in Spanien kamen Investitionen zugute, die der Rationalisierung und der Ausweitung der Produktion dienten.
Im nordamerikanischen Markt konnten Braun-Hausgeräte und Fotoartikel in zunehmendem Maße Fuß fassen. Die gezielte Beteiligung an Messen im Ausland trug zu unseren Verkaufserfolgen im internationalen Bereich bei.
Mitarbeiter
Die Zahl der Mitarbeiter in der Braun-Gruppe erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr zum Ende des Geschäftsjahres um 8,7 % auf 8.230. Nachdem ihre Zahl im Vorjahr um 7,5 % gesunken war, bedeutet das - vor allem gemessen an der Geschäftsausweitung - nur eine geringfügige Steigerung.
Im Inland stieg die Zahl der Mitarbeiter um 9,6 % auf 6.627, in der Auslandsorganisation um 5,1 % auf 1.603. Der Anteil der Lohnempfänger in der Braun-Gruppe blieb mit 61 % gegenüber dem Vorjahr (60,6 %) fast unverändert.
Die Zahl der in Deutschland bei Braun tätigen ausländischen Arbeitskräfte stieg gegenüber dem Vorjahr (11,5 %) merklich auf 21,3%.
Die Personal- und Sozialkosten wuchsen im Geschäftsjahr 1971/72 nicht mehr so stark wie im Vorjahr. Im Braun-Konzern machte die Kostensteigerung 16,2 % aus (Vorjahr 23,3 %). Bei der Braun AG betrug sie 31 %, bedingt durch die Übernahme der 1.208 Mitarbeiter der Rohlf Elektromechanik GmbH.
Auszeichnungen
Allein 38 Braun Produkte wurden im Laufe dieses Geschäftsjahres für Technik, Leistung und Formgestaltung im In- und Ausland ausgezeichnet. Hierin ist ein weiterer Beweis für die Konsequenz zu sehen, mit der Braun in Technik und Formgestaltung erfolgreich eine Führungsrolle einnimmt, die ihre Wirkung auch auf wirtschaftlicher Seite findet.
Ausblick
Für das Geschäftsjahr 1972/73 ist Braun nach dem bisherigen Verlauf zuversichtlich. Die Geschäftsentwicklung wird allerdings auch von Faktoren abhängen, auf die das Unternehmen keinen direkten Einfluß hat: Kosten-, Währungs- und Konjunkturentwicklung im In- und Ausland. Wie in den vergangenen Jahren wird zur Erhaltung des Ertrages ein beträchtliches Wachstum erforderlich sein.