Die zwölfte Bilanz für 1973 stammt vom März 1974
Bericht des Vorstands zur Gesamtentwicklung
Geschäftsbericht
Braun konnte im Geschäftsjahr 1972/73 Umsatz und Ertrag erneut steigern. Zu diesem Erfolg trugen maßgeblich die Ergebnisse verstärkter Forschung und Entwicklung aus den Vorjahren bei, die im Berichtsjahr eine weitere Verbesserung laufender und die Einführung neuer Produkte brachten. Daneben hat sich der planmäßige Ausbau der Braun-Auslandsorganisation bewährt, der bei unterschiedlichem Konjunkturverlauf für das Inland ausgleichend wirkt.
Im Geschäftsjahr machten sich stärker gestiegene Kosten, die Auswirkungen von zwei DM-Aufwertungen und Anzeichen einer Veränderung der Konjunkturlage zunehmend bemerkbar. Besondere Maßnahmen, die im In- und Ausland getroffen wurden, konnten die aufgetretenen Belastungen teilweise ausgleichen.
Umsatz
Der Umsatz der Braun-Gruppe (Braun AG mit in- und ausländischen Tochtergesellschaften) konnte von 493 Mio. DM um 24 % auf 613 Mio. DM gesteigert werden. Im Braun Konzern (Braun AG mit inländischen Tochtergesellschaften) wuchs er auf 489 Mio. DM (Vorjahr 385 Mio. DM), ein Plus von 27 %. In der Braun AG stieg der Umsatz von 366 Mio. DM um 26 % auf 461 Mio. DM.
An dieser Entwicklung waren die Produktlinien - Rasierer, Haushalt, Haarpflege, Uhren, Feuerzeuge, Unterhaltungselektronik, Filmkameras, Projektoren und Elektronen-Blitzgeräte - alle beteiligt. Das Auslandsgeschäft der Braun-Gruppe stieg trotz der DM-Aufwertungen um 22 % (Vorjahr 20 %) von 254 Mio. DM auf 309 Mio. DM. Das entspricht rund 50 % des Gesamtumsatzes der Gruppe (Vorjahr 52 %).
Der Exportanteil der Braun AG selbst betrug 37 % (Vorjahr 38 %), der des Konzerns blieb mit 38 % konstant.
Ertrag
Der Jahresüberschuß konnte im Konzern und in der Braun AG gegenüber dem Vorjahr verbessert werden. Er betrug im Konzern 14,3 Mio. DM (Vorjahr 12,7 Mio. DM) und in der Braun AG 12,8 Mio. DM (Vorjahr 11,6 Mio. DM). Wachsende Personal- und Materialkosten setzten in Deutschland der Steigerung des Ertrages Grenzen. Bei den ausländischen Tochtergesellschaften war der Gewinnzuwachs insgesamt größer.
Anmerkung : Der Autor der Bilanz vermeidet ganz akribisch, die Gründe für den konsolidierten Umsatz beim Namen zu nenenn - also welche Produkte (oder Produktgruppen) profitabel waren und vor allem in welchen Ländern und welche Produkte (oder Produktgruppen) nur dicke rote Zahlen schreiben.
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Investitionen
Zur Geschäftsausweitung wurden für Rationalisierungsmaßnahmen, die Erweiterung von Fertigungskapazitäten sowie neue Produkte 23,5 Mio. DM (Vorjahr 14,5 Mio. DM) investiert.
In Dietzenbach bei Frankfurt/Main wurde ein 7.000 qm großes Zentrallager eingerichtet. Hier werden alle Fertigprodukte aus Deutschland gelagert und an die Abnehmer im In- und Ausland versandt. In Spanien begann eine wesentliche Erweiterung des Werkes in Barcelona. Die Max Braun Unterstützungseinrichtung e.V., die insbesondere der Altersversorgung dient, erhielt im Geschäftsjahr eine Zuwendung von 3,4 Mio. DM
Beteiligungen
Bei den Beteiligungen ergaben sich keine bedeutenden Veränderungen. Die Niezoldi & Krämer GmbH wurde zum 1.10.1972 auf die Braun AG umgewandelt.
Kapital
Das Grundkapital beträgt unverändert 30 Mio. DM, die sich in 18 Mio. DM Stammaktien und 12 Mio. DM stimmrechtslose Vorzugsaktien aufteilen.
Die Produktlinien
Im Artikelbereich Haustechnik wurde das bestehende Programm ausgebaut. Zum Erfolg des Bereiches trug wesentlich die Rasierer-Linie bei, die ihr Programm mit drei Produkten ergänzte: Braun «sixtant» 6007, «Braun intercontinental» und Braun «sixtant» 8008. Die technische Weiterentwicklung des bewährten «Braun synchron» Systems führte zum «sixtant» 6007. Das Akku-Gerät «Braun intercontinental» und der «sixtant» 8008 sind Neuentwicklungen, die sich durch das neue flache Schersystem «Braun compact» auszeichnen.
Bei den Haushaltgeräten war der Kaffeeautomat «Aromaster» erneut erfolgreiches Leitprodukt dieser Erzeugnisgruppe. Darüber hinaus wurde das Programm durch neue Geräte wie Thermostabletts und Universalschneider ergänzt. Eine Neuheit, die die technische und fortschrittliche Leistung von Braun besonders dokumentiert, ist der zur Hannover Messe 1973 vorgestellte elektrostatische Luftfilter Air-Control - ein Beitrag zum Umweltschutz.
Die führende Position im Trockenhaubenmarkt, die Braun durch seine «schwebende» Trockenhaube erreichte, konnte durch die
«Lady Braun» Luftkissen Longhair und die «Lady Braun» Luftkissen Comfort ausgebaut werden. Bei den Haarpflegegeräten wurde ein neues Hairstyling-Set vorgestellt, eine Gerätekombination mit starker Trok-kenleistung und umfangreichem Zubehör. Sie entspricht dem ständig wachsenden Bedarf nach Unabhängigkeit der Frau bei der Haarpflege.
Der Umsatz elektrischer Uhren stieg weiter an. Zu der phase 1 kamen die phase 2 Netz-Signal, Batterie-Signal, Batterie-Datum und die phase 3. Braun verfügt damit jetzt über ein Uhrensortiment unterschiedlicher Preisstufen und für verschiedene Verwendungszwecke. Das gesamte Uhrenprogramm fand beim Handel und den Verbrauchern positive Aufnahme.
Unter den Feuerzeugen sind vor allem die «Consul»-Modelle der unteren und mittleren Preisklasse und im Braun Programm das Taschenfeuerzeug mach 2 zu erwähnen. Mit dem «Braun studio» wurde ein Tischfeuerzeug mit Piezo-elektrischer Zündung vorgestellt. Das elektromagnetisch gezündete Tischfeuerzeug «Braun cylindric» blieb in seiner klassischen Form sehr erfolgreich.
Der Bereich Unterhaltungselektronik erzielte nach der Vergrößerung der Produktionskapazität und nach Umstellung der Fertigung auf moderne, rationelle Serien- und Großserienherstellung im Berichtsjahr ein erfreuliches Wachstum. Zusätzliche Fertigungskapazitäten konnten durch die Auftragsfertigung der Braun Tonbandgeräte bei einer führenden Spezialfabrik gewonnen werden.
- Anmerkung: Die Produktion des TG 1000 wurde zu Uher nach München vergeben und das Bandgerät hieß von nun an TG 1020.
Dem seit langen auf High Fidelity spezialisierten Artikelbereich gelang es, den Umsatz noch schneller auszuweiten, als es diesem ohnehin überproportional wachsenden Zweig der deutschen Unterhaltungselektronik möglich war. Dazu trugen vor allem der Empfänger-Verstärker regie 510, Kompaktanlagen und ganz besonders das Lautsprecherprogramm bei.
Auf der Funk-Ausstellung 1973 in Berlin stellte Braun mit der HiFi Studio Anlage 1020 eine universelle Quadrofonie-Anlage vor. Sie ist nicht nur für Mono und Stereo, sondern für alle gebräuchlichen Quadro-fonie-Systeme verwendbar.
Die «8°Linie» in HiFi Stereo, ebenfalls erstmalig in Berlin gezeigt, ist ein in Technik und Design neues Geräteprogramm, das sich aus Kompaktgeräten, Receivern, Plattenspielern und Lautsprechereinheiten zusammensetzt. Diese Geräte haben Pultform, bei der die Oberseite um 8° nach vorne geneigt ist. Die oben liegenden Bedienungselemente werden dadurch besser überschaubar und sind leichter zugänglich.
Nach der "Übertragung" des Spezialprogramms der elektronischen Temperatur-Meßgeräte an die Gulton GmbH ist der Artikelbereich jetzt voll auf das Gebiet der Unterhaltungselektronik konzentriert.
Im Fotobereich trugen vor allem die auf der Photokina 1972 vorgestellten neuen Modelle der «Nizo» Filmkameras und die Blitzgeräte «Braun 2000 VarioComputer» zu einer starken Steigerung des Umsatzes bei. Kennzeichnend ist in diesem Bereich, daß die Neuentwicklungen insgesamt 25 % des Umsatzes ausmachten. Die neuen Kamera-Typen S 48/2, 136,148 und 480 vervollständigen die Reihe der «Nizo»-Super-8-Filmkameras, die sich dank ihrer Qualität und der Vielfalt ihrer technischen Möglichkeiten wachsender Beliebtheit erfreut.
Mit dem «2000 VarioComputer» hat Braun eine neue Generation der Elektronen-Blitzgeräte geschaffen. Ihre Computer-Elektronik verkürzt die Blitzfolgezeiten und erhöht die Zahl der Blitze aus einer Aufladung des Geräts erheblich.
Als weitere neue Geräte im Fotobereich sind ein Filmprojektor, eine Filmklebepresse und ein Film-Vertonungsgerät zu nennen.
Ausland
Die bereits erwähnten Erfolge im Auslandsgeschäft sind um so höher zu bewerten, da das gesteigerte Verkaufsvolumen angesichts der beiden DM-Aufwertungen vom März und Juni 1973 in der DM-Bilanz nicht voll zum Ausdruck kommt.
Der Schwerpunkt der Umsatzausweitungen lag in Europa. Hier wiesen, außer Finnland, vor allem Spanien und Italien die größten Steigerungsraten auf, obwohl gerade die Abwertung der italienischen Lira dort besondere Erschwernisse brachte.
In Nordamerika verzeichneten vor allem Geräte des Haushalts und des Fotobereichs eine gute Entwicklung. In Japan gestaltete sich der Umsatz weiter positiv. Im afrikanischen und arabischen Raum sowie in Latein Amerika konnte ein Zuwachs erzielt werden, der gute Aussichten auf diesen Zukunftsmärkten verspricht.
In den einzelnen Produktlinien waren besonders der neue Rasierer «synchron plus», dem in Deutschland der «sixtant» 8008 entspricht, der «Braun intercontinental», Kaffeemaschinen, Haartrockner, Feuerzeuge und die Spitzenmodelle der Kamera- und Blitzgerätelinien erfolgreich. Die neu gegründete australische Tochtergesellschaft nahm zunächst die Montage von Feuerzeugen auf.
Die Entscheidung, Braun-Produkte für den südamerikanischen Markt in Argentinien zu fertigen, hat die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt. Nachdem dort zunächst Kaffeemühlen hergestellt wurden, lief inzwischen auch die Produktion von Zitruspressen, Taschenfeuerzeugen und Haartrocknern an.
Mitarbeiter
Dem Umsatzzuwachs um 24 % stand in der Braun-Gruppe ein Anstieg der Mitarbeiterzahl von 11,7 % (um 964 auf 9194) gegenüber. Der stärker gestiegene Umsatz ist gleichermaßen das Ergebnis intensiver Leistung der Mitarbeiter und gezielter Rationalisierungs- und Investitionspolitik.
Im Inland stieg die Zahl der Mitarbeiter um 11,3 % auf 7374, in der Auslandsorganisation um 13,5 % auf 1820.
Im Berichtsjahr nahm der Anteil der Lohnempfänger in der Braun-Gruppe um 1,8% auf 62,8 % zu. Die Zahl der bei Braun im Inland tätigen Arbeitskräfte aus dem Ausland stieg noch einmal um 4,5% auf 25,8%. Löhne, Gehälter und Sozialaufwendungen (inklusive Altersversorgung) nahmen im Konzern um 23,6 % stärker zu als im Vorjahr (16,2%). Darin ist eine Steigerung der Sozialabgaben um 31,3% enthalten.
Der Braun-Gesundheitsdienst wurde durch die Errichtung eines Gesundheitszentrums in Kronberg ausgebaut. In den Gesundheitszentren Kronberg und Frankfurt werden jährlich 25.000 Behandlungen durchgeführt. Neben den werksärztlichen und zahnärztlichen Stationen liegt der Schwerpunkt in vorbeugenden Maßnahmen wie Arbeitsausgleichsgymnastik und -sport sowie der gezielten physikalischen Therapie. Zu diesen Gesundheitszentren gehören auch Diätkantinen mit biologischer Vollwerternährung. In den Braun Werken in Deutschland stehen außer Grünanlagen teilweise auch Schwimmbäder und Sportanlagen im Freien zur Verfügung.
Der Bau eines firmeneigenen Bahnhofs in Kronberg, der von der Bundesbahn fahrplanmäßig bedient wird, und der bereits bestehende Werksbusverkehr erleichtern die Anfahrt der Mitarbeiter.
Durch laufende Investitionen, insbesondere jetzt in Kronberg, sind in allen Werken ausreichende Parkplätze für die Mitarbeiter vorhanden.
Das Aus- und Weiterbildungsprogramm für die Mitarbeiter wurde durch die Aufnahme zahlreicher Sprach- und Fachkurse weiter ausgebaut. Zur besseren Unterrichtung der ausländischen Mitarbeiter werden in der Werkszeitschrift Mitteilungen und Hinweise in mehreren Fremdsprachen gegeben.
Besonders intensiviert wurde die Förderung der Auszubildenden. Die Einführung des «Betriebsbezogenen Phasenunterrichts» für Industriekaufleute dient einer verbesserten Ausbildungskontinuität. Zu den Sonderleistungen für Auszubildende gehören zusätzlicher interner Unterricht und Wochenseminare. Stipendien ermöglichen geeigneten Mitarbeitern die weitere berufliche Fortbildung.
Auszeichnungen
Braun Erzeugnisse wurden im Berichtsjahr wiederum für ihre technische Qualität und ihre Gestaltung ausgezeichnet. Sie erhielten Preise nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA, Argentinien, Dänemark, in Japan und Jugoslawien.
Zu Beginn des Berichtsjahres wurde Braun auf Einladung des ICSID (International Council of Societies of Industrial Design) als einziges deutsches Unternehmen Mitglied dieses bedeutendsten internationalen Design-Verbandes. Auf seinem Jahreskongreß 1973 in Japan fanden die Braun Design-Grundsätze, die in mehreren Präsentationen vorgetragen wurden, starke Beachtung in der internationalen Fachwelt.
Ausblick
Für die weitere Entwicklung im laufenden Geschäftsjahr sind neben der zunehmenden Konjunkturabschwächung in Deutschland insbesondere auch die zu erwartenden Folgen der veränderten Energiesituation maßgebend.
Daneben belasten die neuen Lohnerhöhungen sowie die verstärkt wirksam werdenden Steigerungen von Materialkosten das Ergebnis. Auch sind Verknappungen bei Rohstoffen und Vormaterialien nicht ausgeschlossen.
Positiv wirkt sich die insgesamt bisher gute Entwicklung des Auslandsgeschäftes im laufenden Geschäftsjahr aus. Allerdings bestehen weiterhin Währungsrisiken.
Die Zukunft von Braun hinsichtlich Wachstum, Ertrag und Sicherung der Arbeitsplätze in einer sich ändernden Umwelt liegt in der weiteren Entwicklung typischer Braun-Produkte mit internationalem Charakter für den bewußter werdenden Verbraucher und einer adäquaten fortschrittlichen Marketing-Politik.
Anmerkung:
Es steht wie immer eine Menge "Schmus" und Verschleierung in der Bilanz drinnen, welche im nächsten Jahr wieder relativiert wird.
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