Lautsprecher sind neu noch nicht richtig betriebsfertig !
Von unseren "Autos" weiß man(n) es seit langem, jedenfalls der, der sich überhaupt dafür interessiert. Die Motoren müssen erstmal ein Bißchen laufen, ehe ein Fahrer auf sie losgelassen wird. Verbrennungsmotoren werden "gebremst", sag man.
Für dieses "Bremsen" wird der Motor im Prüffeld der (Motoren-) Fabrik an eine definierte "Last" angeflanscht (sogar ohne Getriebe), weiterhin wird er an einen speziellen vorgeheizten Ölkreislauf mit ganz speziellen (magnetischen) Ölfiltern angeschlossen und noch dazu an einen optimierten Kühlwasserkreislauf. Jetzt bekommt er noch Luft und Benzin (oder Diesel- Treibstoff) und läuft dann etwa 10 Minuten oder auch etwas länger unter dieser Teillast oder sogar mit Vollast. Wenn er das ohne Tadel überstanden hat, wird er von dieser Apparatur wieder abgekoppelt, entleert und in Ölpapier verpackt, dann eingelagert und (meist erst Wochen oder Monate später) in irgend ein Auto eingebaut und "auf den Fahrer" losgelassen.
Bei den Lautsprechern ist es in etwa ähnlich. Die Gummi- und die Schaumstoff-Sicken und vor allem die wie auch immer gummierten Leinensicken der dicken Bassmenbranen sind "kurz" nach der Herstellung erst mal recht steif und spröde. Das bleibt natürlich auf Dauer nicht so, je nachdem, wie die Beweglichkeit der Materialien von der Bewegung her gefördert wird. Die richtige Beweglichkeit bzw. Flexibilität kommt später - zumindest für die Lebensdauer des Materials.
Neue Lautsprecher klingen anfänglich oft gar nicht - und die Laien merken es meist (also erstmal) nicht ....
Wie im Absatz oben ausgeführt, sind die frisch eingeklebten Sicken (aller Art) am Anfang relativ unbeweglich und spröde. Und das ist ganz normal - eben NEU.
Das nicht ganz billige Lautsprecherpärchen, das Ihnen im Hifi-Studio so super gefallen hatte, klingt zuhause ganz anders, meist etwas dünn und trocken.
Nichts ist mehr da von den gewaltigen Bässen der Berliner Symphoniker oder von Pink Floyd und der supertollen Stimmlage der Gesangskünstler und der Chöre. Natürlich ist "das Neue" sowieso erst mal gut und die Zweifel sprießen ganz langsam - zum Beispiel nach einem Nachholbesuch im Studio - um vielleicht noch eine CD abzuholen oder beim Klangstudio noch einen Restkaufpreis zu entrichten.
Im oberen High-End Qualitäts-Bereich werden daher Lautsprecher ein paar Tage oder sogar eine ganze Woche bei mittleren Lautstärken Tag und Nacht mit Radiomusik und "etwas viel mehr" Bass (eigentlich übervoll aufgedreht) laufen gelassen. Ein versierter Händler nimmt seinen Kunden diese "Arbeit" ab und "läßt" diese neuen Boxen in seinem Studio über Nacht halblaute Musik machen.
Damit erreicht man eine gewisse Anfangsflexibilität, die den Gourmets gefällt, weil damit der Lautsprecher von Anfang an "vernünftig", gleichbleibend angenehm "arbeitet". Ein Hifi-Berater mit Erfahrung hört auf Anhieb, ob die Boxen bereits eingelaufen sind oder noch nicht.
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Die Geschichte zu dem Bild 1 ganz oben:
Ich konnte übrigens vor Jahren einem unbedarften Hifi-Verkäufer im Saturn Mediamarkt in Mainz ein Pärchen JBL L90 mit solch einem Einlaufproblem für "einen Knopf und einen Klicker" aus dem Ärmel leiern.
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Die beiden "Dinger" da hätten sowieso nie richtig geklungen, bestätigte er. Ich hingegen wußte, die klingen erstaunlich sauber und kraftvoll gut, - wenn man weiß, wie.
Und siehe da, ein Basschassis war von Hause aus innen am Konus leicht festgeklebt. Da schien beim Membraneinbau etwas zuviel Kleber irrtümlich in den Luftspalt geflossen zu sein. Und nach vorsichtigem Bewegen von Hand und dann ca. 1 Std richtig "Powern" ging es (für diese eine Session). Nach einer ruhigen Nacht klemmte oder klebte es dann schon wieder. JBL Heilbronn hat das sofort kostenfrei umgetauscht.
Und jetzt gehen sie wie Butter, nach ca. einem Jahr und - ganz nebenbei - sie gehen jetzt schon über 10 lange Jahre super.
Werfen Sie einen Blick auf unsere Artikel über das "Refoamen" und "Reconen" von defekten Lautsprecher-Chassis. Dort ist vor allem nach der Reparatur der Bass-Chassis auch tagelanges Einlaufen angesagt.
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