Ein diffiziles Thema - die Mono-Platte und der Stereo Abtaster
In den ganzen (frühen=älteren und jüngeren) Beschreibungen und Dokumentationen nach der Vorstellung der Stereo-LP ab 1958 wird ein Thema sehr unterschiedlich und vor allem, richtig falsch, abgehandelt.
Wie wird den jetzt die alte 33er oder 45er Mono-Vinyl-Platte und auch die 78er Schellackplatte in unserer modernen Zeit abgespielt. Als ab Mitte 1958 die ersten Stereo-Schallplatten angeboten wurden, überschlugen sich die Geräte-Hersteller mit Beschreibungen und Vorschlägen und "Anweisungen" bezüglich der Stereo Abtastung. Auf den - nach wie vor - erhältlichen Mono-Platten stand dann aber drauf, wie diese alten Mono-LPs jetzt mit den neuen Stereo-Abtastern abzuspielen "seien".
Auch auf den Hüllen der Mono-Platten standen diese (leider dummen) Sprüche drauf und die Labels bzw. Plattenstudios zumindest hätten da aufklärend mit dabei sein müssen. Denn die Fachleute der Plattenhersteller wußten sehr genau, wie unterschiedlich die Informationen in der Mono- und in der Stereo-Rille sind.
.
Es war nicht nur die halbe Wahrheit, es war einfach falsch.
Selbstverständlich kann man die Mono-Rille mit einem Stereoabtaster (miit der noch dünneren Nadel) hilfsweise abtasten. Doch das Klang-Ergebnis ist - heutzutage - in der Regel miserabel.
Mit den ersten Stereo-Verstärkern konnte man es vielleicht gar nicht hören, also den Unterschied zwischen einem echten Mono-Abtaster, wiedergegeben über beide Kanäle eines Stereoverstärkers und dazu über 2 Boxen - und einem Stereo-Abtaster, bei dem einfach die beiden Abtaster-Kanäle einfach nur kurz geschlossen wurden (zum Beispiel mit dem Schalter des DUAL 1006). Man kann das Problem heutzutage mit einem präzisen Stereo-Vorverstärker und guten Kopfhörern recht gut demonstrieren, braucht dazu aber den lten sauberen Mono-Vergleich.
.
Blicken wir auf die technischen Details der Rille :
Die Mono-Platten wurden alle in der sogenannten Seitenschrift (also waagerecht) geschnitten. In der (immer gleichbleibenden) Schnitt-Tiefe der Rille gab es deshalb keine Informationen und wenn überhaupt, wurden solche (unerwünschten) Informationen vom Mono-Abtaster auch gar nicht aufgenommen bzw. in elektrische Signale gewandelt. Der Mono-Abtaster wandelte wirklich nur den (etwas flapsig ausgedrückt) "waagrechten Rillenschlenker" in ein einziges elektrisches Mono-Signal um.
Die zweite Methode, Informationen in einer Rille unterzubringen, ist die sogenannte Tiefenschrift und die war von Thomas Alva Edison patentiert worden und durfte (ohne Lizenz) auch gar nicht geschnitten bzw. benutzt werden. Jedoch - eine Kombination aus der Seitenschrift und der Tiefenschrift war dann ja auch die lizenzfreie Lösung der neuen Stereo-Schallplatte.
Damit mußte ein Stereo-Abtaster jetzt "beide Dimensionen" (also die beiden Bewegungsrichtungen links-rechts und rauf-runter) abtasten - Seite und Tiefe. Auf einer Stereo-Schallplatte war (und ist) der waagerechte Rillenschlenker alleine gar kein nutzbares Signal mehr.
Die daraus entwickelte sogenannte "45° Flankenschrift" ist so konzipiert, daß der Abtaster jeweils in der schrägen linken Rillenflanke ein Signal erkennt und abtastet und in der rechten ebenfalls schrägen Rillenflanke das andere Signal des zweiten Kanals abtastet. Das funktioniert prächtig, ist aber etwas sensibler bezüglich der mechanischen Physik der Bewegungskräfte.
.
Was macht der Stereo-Abtaster bei Mono verkehrt ?
Bei der Mono-Platte ist die Rillentiefe standardisiert und als Quasi-Norm festgelegt, also immer die gleiche Schnittiefe. Der Mono-Abtaster reagiert darum auch gar nicht auf eine fehlerhafte oder irrtümliche Veränderung der Rillentiefe. Soetwas kommt bei welligen Platten eventuell vor oder wenn der Schnitt nicht wirklich perfekt war. Der Stereo-Abtaster reagiert aber darauf sehr sensibel, denn das wäre ja auch sein Prinzip. Doch aus dieser (senkrechten) Richtung kommt, wenn überhaupt, nur Informations-Müll. Diese tiefen - meist Rumpel- Frequenzen könnte man aber wegfiltern.
Doch das deutlich wichtigere Problem ist die parallele Stereo-Abtastung der beiden eigentlich gleichartigen Mono-Rillenwände. Denn jetzt treten Zeitunterschiede zwischen den beiden Stereo-Kanälen auf, sehr kleine, aber unterschiedliche, wie das Bild deutlich hervorhebt.
Der Schneidstichel der Mono-Schneid-Maschine wie auch der Stereo-Schneid-Maschine ist ursprünglich ein symmetrischer Stichel. Da der Mono-Abtaster mit seinem einen Kanal damit keine Problem hat, treten bei einem Mono-Abtaster auch keine Auslöschungen von Frequenzen auf.
Werden die beiden Stereo-Kanäle aber miteinander durch einen Kurzschluß verbunden (Dual 1006 Schalter), so werden die Frequenzgemische beider Kanäle aufaddiert. Sind die Phasenlagen aber leicht unterschiedlich, ergibt das eben keine korrekte Addition, sondern (im schlimmsten Falle) sogar eine teilweise oder komplette Subtraktion.
Sorry, noch nicht fertig, Stress ist angesagt, es geht bald weiter
.