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Ein Rückblick ins Jahr 1980 - als die CD noch nicht da war.

Wenn Sie diesen Artikel lesen, stehen Ihnen als Fan oder Verfechter der analogen Vinyl-Platte die Haare zu Berge. Das ist ja alles gar nicht wahr - werden sie heute etwa 35 Jahre später in 2015 anführen oder aber - das hat sich alles geändert, könnte ein beschwichtigendes Argument sein.

Doch auch 35 Jahre später kann man die Physik immer noch nicht überlisten und alle Zweifler an Einsteins Relativitätstheorie haben bislang wieder "den Schwanz" eingekniffen und sind in der Versenkung verschwunden.

Meine Gespräche in 2007 mit Pofessor Feldgen
und seither mit weiteren anderen Akustik Experten aus dere edlen Mikrofon-Ecke, die jahrzehntelang in der Vinylproduktion gearbeitet und mitgearbeitet haben, haben ergeben, auch heute gelten noch fast die gleichen physikalischen Gegebenheiten wie vor 35 Jahren.

2015 - Was sich seit 1980 (und seit der CD) verändert hat:

Ein Argument ist dagegen richtig. Die heute produzierten Vinyl Platten sind nicht mehr wie früher zwangsläufig auf den Massenmarkt ausgerichtet. Das Schneidstudio kann beim Schneiden die physikalisch technischen Grenzen der Schneidmaschine, überwiegend die edlen Neumänner, ausloten, "auskosten" und ausquetschen und beim späteren Abspielen von hochfeinen Abtastsystemen mit zumindest elyptischen Nadelschliffen ausgehen.

Das war vor 35 Jahren bei den normalen Langspielplatten noch nicht so. Auch wird oft bis an die Grenzen des Rauschens und Knisterns heruntergeregelt bzw. nicht hoch geregelt. Doch die Dynamik ist nach wie vor von ehemals 50db auf maximal 55db zu erhöhen. Mehr gibt das Vinyl-Material einfach nicht her.

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1980 - Das Geschäft mit den „Audiophilen"

Wir blicken also zurück auf die Zeit vor der CD. Nicht ver- gessen dürfen wir aber, daß seit 1978 bei den großen Aufnahme- studios die ersten PCM Wandler und die ersten Digital-Band- maschinen eingesetzt wurden. Die ganzen PCM Masterbänder der Testaufnahmen der Hifi-Stereophonie haben wir hier in der Redaktion. Und auch die ersten professionellen A/D Wandler in den Studios waren damals schon von deutlich besserer Qualität als die simplen Consumer-Varianten in den ersten CD Spielern.

Vom "frommen Glauben" an die bessere Preßqualität -ein Irrtum ?

Daß die Grenzen der analog geschnittenen schwarzen Vinyl-Platten dem Verbraucher bekannt sind, glaube ich einfach nicht. Der normale Käufer vertraut nach wie vor so gut wie blind auf bestimmte Begriffe, die er auf seinen Lieblingsplatten (schwarz auf weiß aufgedruck) sah.

Daß es viele Leute gibt, die überhaupt nicht verstehen, womit sie es dort zu tun haben, zeigt sich meiner Meinung nach schon daran, daß viele in den Platten-Laden kommen und fragen:

  1. Ja kann ich denn diese Vinyl-Platte überhaupt bei mir abspielen?
  2. Muß ich für diese (analoge) "Digitalplatte" nicht einen neuen Plattenspieler mit Laserabtastung kaufen?
  3. Ich habe gelesen, daß es diese Digitalplatten doch erst in zehn Jahren geben wird !

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,Digital'-Platten ohne Laserabtaster ???

Wenn man diesem Kunden dann erklärt, daß Laserabtastung für die jetzt angebotenen ,Digital'-Platten nicht erforderlich ist, fragt er:

  1. Ja lohnt sich denn dann diese Platte überhaupt?
  2. Höre ich denn den Unterschied zu einer normalen Pressung auf meiner 3000 Mark-Anlage?


So spricht Richard Siegert, verantwortlich für den Platteneinkauf bei der Hamburger Firma Plinus. Das Geschäft, dem auch eine HiFi-Abteilung angegliedert ist, war das erste, das in der Bundesrepublik systematisch mit sogenannten „audiophilen" Platten handelte und mit Eigenimporten aus Japan und den USA einen Katalog von rund 200 Titeln in hochwertiger Preßqualität aufbaute.

Darunter befanden sich auch jene analog geschnittenen „Digital"-Platten, von denen besagte Käufer immer wieder wissen wollen, ob man sie auch auf herkömmlichen Plattenspielern abspielen könne. Daß hier nur die Aufnahme mit digitalen Recordern erfolgt, die Pressung aber nach den üblichen Verfahren (Überspielung auf Lackfolie, Fertigung der diversen Matrizen in galvanischen Bädern und Preßvorgang), haben viele Plattenkäufer ganz offensichtlich gar nicht begriffen.

Was ist eine „audiophile Platte"?

Um solchen Mißverständnissen auf Verbraucherseite von vornherein vorzubeugen, vermerkt die amerikanische CBS auf den Hüllen ihrer neuen „Digital"-Platten ausdrücklich:

„Diese Aufnahme kann auf allen Plattenabspielanlagen gespielt werden."

Wobei das „alle" kursiv oder fett gedruckt beziehungsweise extra unterstrichen ist. Außerdem druckt man auf die Cover-Front stolz den Vermerk: "Audiophile Pressina !"
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  • Anmerkung : Rechts die Platte demonstriert, wie teuer eine High-End Anlage sein muß, um das scharfe harte Klappern der Holzschuhe auf dem Holzfußboden der Bühne in edelster Qualität in die eigenen vier Wände zu bringen. Die eigentliche Musikqualität entsprach den Tingeltangel Gruppen, die wir so oft abends in den Hotels der spanischen "Urlaubsreservate" zu hören bekamen.

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Die übliche Massenware an Platten ist mies . . .

Hier eine ganz besonders miese Club-Pressung der DGG und Polydor (siehe Link im Text)

Und das Geschäft mit solchen sogenannten „audiophilen" Platten läuft immer besser. Denn die übliche Massenware an Platten ist - siehe auch unseren Kommentar in der Juli-Ausgabe von STEREO - mies genug in der Preßqualität. Was aber ist eine „audiophile" Platte? Die Verwirrung darüber, was dieser Begriff meinen soll, ist anscheinend nicht geringer geworden; weshalb wir hier einige nähere Erläuterungen geben wollen.

Audiophile Liebhaberstücke waren in den letzten Jahren direktgeschnittene Platten, die teilweise zu sündhaft teuren Preisen von bis zu 90 Mark (in Worten: neunzig) für das Doppelalbum von Vivaldis „Vier Jahreszeiten" in der Aufnahme des Vivaldi Ensemble Tokyo (RCA RCDE-501-2) gehandelt
wurden.

Der Trend kam aus USA

Initiiert hatte den Trend Anfang der siebziger Jahre Doug Sax, der Chef des Mastering Lab und Tontechniker der Sheffield-Platten, der heute noch von der Überlegenheit des Direktschnitts gegenüber digitaler Aufzeichnungstechnik überzeugt ist.

Die fast schon legendären ersten Sheffield-Produktionen lösten einen Boom an direktgeschnittenen Platten aus, die oft genug weder künstlerisch noch aufnahmetechnisch ihr Geld wert waren. Die Interpreten rekrutierte man aus der vierten oder fünften Garde von Klassik-, Jazz- und Rock-Musikern. Selten genug kam es vor, daß sich prominente Künstler überreden ließen, für begrenzten Vertrieb in Japan Direktschnitte aufzunehmen.

Ganz hübsche Profite

Der nächste Schub an „audiophilen" Platten kam mit den sogenannten Half Speed Master-Pressungen, ein Trend, den die kleine US-Firma "Mobile Fidelity Sound Lab" initiierte. Man kaufte für eine begrenzte Auflage von 50.000 bis 200.000 LPs die Rechte an einem bestimmten vormals populären Werk, bekam vorübergehend das originale Mutterband ausgehändigt und ließ davon bei halber Schneidgeschwindigkeit eine Überspielung auf Lackfolie machen.

Nach Mobile Fidelity praktizieren jetzt auch Firmen wie Direct Disc Labs in Nashville, Nautilus, A&M Tokio und die amerikanische CBS dieses Verfahren. Auch bei Warner Bros, und der deutschen WEA-Tochter erwägt man derzeit, eine limitierte Serie in Half Speed Cut-Technik aufzulegen, und mit Sicherheit werden andere Firmen folgen. Denn bei Ladenpreisen bis zu 60 Mark (in den USA bis 18 Dollar) lassen sich trotz höherer Fertigungskosten ganz hübsche Profite erwirtschaften.

Nach den Studios kamen die Plattenläden

Wurden die Direktschnitte noch meist in kleinen HiFi-Studios gehandelt, so verlagerte sich das Geschäft mit den Half Speed Master-Platten bald in die Plattenläden. Der Handel mit audiophilem Produkt blühte im letzten Jahr aber erst richtig auf, als immer mehr digital aufgezeichnete Produktionen käuflich wurden - überspielt in die analoge Tonrille!

Mit Ausnahme der Phonogram haben jetzt von der Ariola bis zum Warner-Konzern alle führenden Plattenfirmen digital aufgenommene Produktionen im Repertoire, und daneben bieten viele kleinere Firmen, die vom Direktschnitt zur Digitalaufzeichnung wechselten, ebenfalls solche „Digital"-Platten an.

Verwirrter „Normalverbraucher"

Der „Otto Normalverbraucher" war verwirrt: Kaum hatte Philips seine digital codierte CompactDisc mit großem Brimborium und Aplomb vorgestellt, gab es plötzlich „Digital"-Platten zu kaufen. Darauf, daß nur die Art der Aufzeichnung, nicht aber die Speicherung auf dem Tonträger Platte digital war, wies man nicht mit genügendem Nachdruck hin.

Der Kunde sollte dumm bleiben

Daß man in der analogen Plattenrille nur eine begrenzte Dynamik unterbringen kann, daß vom Schnitt der Lackfolie bis zur Materialqualität des Granulats die alten Probleme erhalten blieben, verschwieg man geflissentlich.

Die jetzt bei uns erhältlichen „Digital"-Platten sind entweder aus dem Ausland importiert oder in deutschen Preßwerken mit Werkzeugen (in der Regel Muttermatrizen) gefertigt, die von den Lizenzgebern oder Mutterfirmen zur Verfügung gestellt werden. Derzeit verfügen noch die wenigsten deutschen Plattenfirmen über die Möglichkeit, von eigenen Digitalrecordern die Lackfolien zu schneiden, die zur weiteren Herstellung der Platte hergenommen werden.

Abwesenheit des Magnetband-Rauschens

Was den Käufer an diesen neuen „Digital"-Platten vor allem erfreute, war die Abwesenheit des Magnetband-Rauschens. Die anderen Vorteile der Digitaltechnik, nämlich geringerer Klirrfaktor (Wegfall der k3-Verzerrungen) und praktisch nicht mehr vorhandene Tonhöhenschwankungen, kommen bei der Analog-Platte gar nicht so sehr zur Geltung.

Denn Tonhöhenschwankungen, die mindestens eine Zehnerpotenz höher sind als beim digitalen Aufnahmeapparat, produzieren

  • a) die Überspielapparatur trotz des quarzgeregelten Laufwerks,
  • b) die Platte mit ihren Exzentrizitäten und Verwellungen und
  • c) der Plattenspieler.

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Effekte und Gags waren und sind wichtig

eigentlich war es nur Krach

Noch mehr Spaß als an der besseren technischen Qualität scheint der Verbraucher aber an den Effekten und Gags zu haben, die auf solchen direktgeschnittenen und digital aufgenommenen Platten zu hören sind.

Wie weit man die Absurdität treiben kann, zeigen beispielhaft zwei Platten, die von den meisten Tonarm/Tonabnehmer-Kombinationen Unmögliches verlangen. Auf der Esther Ofarim-Platte, welche die Duisburger Firma "audio trade" als sogenanntes Master Cut Recording vertreibt, ließ man bei der Überspielung einen Spitzenpegel von +7dB über Normalpegel bei 14kHz zu. Das Ergebnis war, daß Abtastverzerrungen bei Sibilanten der Sängerin auftraten, weil die meisten Tonabnehmer diese hohen Schnellen nicht mehr einwandfrei bewältigten.

Daraufhin angesprochen, ließ die Firma eine neue Überspielung machen, bei der ein „De-Esser" eingesetzt wurde, der die Spitzen der Zischlaute kappte. Mit dieser Unsitte, um eines möglichst hohen Störabstands zum Granulatgeräusch willen mit extrem hohen Überspielpegeln zu arbeiten, steht audio trade leider nicht allein da.

Ein Bestseller, der kaum gespielt werden kann

auch solch ein Bass-Wunder

Das berüchtigtere und bekannte Beispiel sind die Böllerschüsse auf der „digitalen" Telarc-Platte mit Tschaikowskys „1812 Overtüre". Hier wurden kurzfristige tiefe Frequenzen mit so hohem Pegel überspielt, daß in der Plattenrille fast rechtwinklige Auslenkungen entstanden, die bestenfalls unterbestimmten Bedingungen (optimale Dämpfung von Abtastern hoher Nadelnachgiebigkeit in geeigneten Tonarmen) von wenigen Tonabnehmern überhaupt abgetastet werden können.

Diese „audiophile Lustbarkeit", wie sie Polygram-Techniker Björn Blüthgen nennt, verkaufte mittlerweile der Teldec Import Service als offizieller Telarc-Lizenznehmer mehr als 30.000 mal, und die Zahl der Grau-Importe und der von audio int'l abgesetzten Exemplare dürfte auch nicht unbeträchtlich sein.

Der eingeweihte und informierte Fachmann sagt es so:

Was bedeutet, daß eine für die allermeisten Abspielanlagen nicht spielbare Platte ein Bestseller wurde. Trotz solcher „audiophiler" Scherze meint Rolf Bähnk, Chef des Teldec Import Service, der unter anderem auch Digitalaufnahmen und Direktschnitte von Denon, Telarc, RCA und Century vertreibt:

„Generell kann man nicht sagen, daß den Käufern etwas vorgemacht wird. Zugegeben: Längst nicht alles, was an sogenannten audiophilen Platten verkauft wird, wird auch dem behaupteten Anspruch gerecht. Aber es kommt immer auf das einzelne Produkt an. Bei manchen Firmen - ich nenne einmal Telarc - ist die Qualität im Schnitt hörbar besser als bei anderen. Ob das auch für die künstlerischen Aspekte gilt, soll hier nicht diskutiert werden."

Die passenden Platten zur teuren Anlage

Ich fragte Rolf Bähnk, ob hier nicht der Frust der Käufer angesichts der oft beklagenswerten Preßqualität normaler Platten ausgenutzt wird. Er glaubt nicht, daß man die Käufer teurer audiophiler LPs mit dem Normalverbraucher verwechseln darf:
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  • „Im Moment ist nichts da, das die Konsumenten massenweise in den Laden zieht. Disco ist vorbei, und viele herausragende Gruppen gibt's im Moment auch nicht. Aber die Käufer audiophiler Schallplatten interessiert das weniger als die Tatsache, daß sie Platten erwerben können, die von der Aufnahme- und Fertigungsseite her hohe Qualität bieten. Was sollte sonst jemand auf einer 5.000- oder 20.000-Mark-Anlage abspielen, das dieser Apparatur-Qualität zumindest ein wenig gerecht wird?
  • Als wir vor einem Jahr damit anfingen, hätten wir uns nie träumen lassen, daß wir beispielsweise von Japan-Pressungen enorme Stückzahlen verkaufen können - und zwar von Werken, die es in derselben Einspielung auch in weit billigerer deutscher Pressung gibt! Gekauft wird da meist blind in dem Glauben, daß eine solche Platte akustisch/technisch besser klingt."

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Die Unzufriedenheit über normale Massenware

Auch Richard Siegert, der bei Plinus das größte Repertoire an audiophilen Platten anbietet, sieht den Kaufanreiz in der Unzufriedenheit über normale Massenware begründet:

  • „Natürlich spekuliert man auf das wachsende Qualitätsbewußtsein von Käufern, die sich solche Qualität etwas kosten lassen. Denn eine Schallplatte zu kaufen, die zwischen 25 und 50 Mark kostet, ist schließlich nicht jedermanns Sache. Andererseits: Was nützt die tollste 10.000-Mark Anlage, wenn die Plattenqualität damit nicht mehr Schritt hält?! Manche Käufer sind durchaus darüber informiert, warum sie eine so teure Platte kaufen. Andererseits arbeitet man bei den Firmen auch nach der Devise: Es war schon immer etwas teurer, einen ausgefallenen Geschmack zu haben."

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Ein frommer Glaube motiviert zur Geldausgabe

Die Argumentation der Gesprächspartner erschien mir in einigen Punkten etwas konfus. Meiner Meinung nach beweist gerade das eingangs von Siegert zitierte Beispiel, daß der Informationsstand der Käufer nicht gerade der beste ist, daß frommer Glaube an bessere Preßqualität und Wunschdenken zur Investition von mehr Geld motivieren. Darauf festgenagelt, meint Richard Siegert:

  • „Das ist richtig, es gibt tatsächlich Käufer, die technisch defekte oder jedenfalls nicht restlos einwandfreie audiophile Platten gar nicht erst in den Laden zurückbringen, weil sie glauben, die müsse einfach besser sein als normale Pressungen. Wenn's bei denen knistert oder knackt, geben sie der Abspielanlage bzw. dem Tonabnehmer die Schuld. Tatsächlich macht man sein Geschäft oft mit technisch Unwissenden, die irgendwelchen Berichten blindlings glauben. Als Beispiel möchte ich die Empfehlung einer HiFi-Zeitschrift nennen, in der die EMI/Toshiba-Pressung von „Dark Side of the Moon" als hervorragend hingestellt wurde, so daß man dem Kunden, der mit dem Blatt unterm Arm reinkommt und nach der Pressung verlangt, erst mühselig klarmachen muß, daß die Zeitschrift falsch lag und daß die Pressung von Mobile Fidelity viel, viel besser ist."

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Die unqualifizierte Berichterstattung

Die Enttäuschung darüber, daß auch Direktschnitte knistern und verwellt sein können, vor allem aber in Aufnahme und Interpretation zweit- und drittklassiger Musiker auch nicht dem Anspruch immer gerecht werden, hat sowohl auf Hersteller- als auch Käuferseite ein schwindendes Interesse bewirkt. So meint Rolf Bähnk:

  • „Das Geschäft mit direktgeschnittenen Platten ist nicht absolut vorbei, aber es läßt nach. Diese LPs sind ja nun noch teurer als Digitalplatten. Wer da pro Platte im Schnitt 40 bis 50 Mark ausgibt, drei LPs kauft und von zweien auch noch enttäuscht ist, wird einfach keine weiteren kaufen."

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Schuld sind die Hochglanzmagazine

Den Grund für die Käufer-Skepsis gegenüber solchen Direktschnitt-Platten sieht Richard Siegert nicht in der entsprechenden Aufklärung durch Fachblätter, (Anmerkung : Gemeint ist das mit der Unmenge an Superlativen wie : die beste Platte der Welt, die teuerste Platte der Welt, die melodischste Platte der Welt, die dynamischste Platte der Welt) sondern gerade in der unqualifizierten Berichterstattung und unseriösen Urteilen einiger Zeitschriften:

  • „Da wurde manches hochgejubelt, was weder von den Interpreten noch von der Aufnahmetechnik her sonderliche Qualitäten aufwies. Hinzu kommt, daß auf Digitalplatten weit bekanntere Namen zu hören sind, die auch für einen gewohnten künstlerischen Anspruch stehen. Wenn man dann bedenkt, daß Direktschnitt-Platten mit circa 40 Mark um mindestens einen Zehnmarkschein teurer sind als Digitalplatten, kann man sich vorstellen, warum die Umsätze nicht mehr so groß sind. Die Direktschnitt-Euphorie ist noch nicht vorbei, es kommen immer neue Käufer hinzu, die noch nie eine solche Platte gehört haben. Aber die Zahl der Titel wird drastisch weniger werden und die Qualität auch künstlerisch steigen müssen. Daß das ein Minoritäten-Geschäft bleiben wird, ist mir klar."

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Minderwertige Digital-Platten

Aber auch an Digitalplatten wird seit geraumer Zeit künstlerisch wie aufnahmetechnisch und von der Preßqualität her betrachtet viel Minderwertiges angeboten. Darauf angesprochen, meint TIS-Chef Bähnk:

  • „Das gebe ich sofort zu. Auch im Denon-Programm von PCM-Platten, die wir vertreiben, gibt es Digitalplatten, die ihr Geld einfach nicht wert sind, da bin ich ganz Ihrer Meinung. Aber welche Möglichkeiten hat man denn, dem Kunden klarzumachen; Kauf diese Platte nicht, die ist Mist! Im Plattenladen hat man die Fächer mit digitalen, mit direktgeschnittenen und Half-Speed Master-Platten. Die Verkäufer wissen doch meist gar nicht, was davon wirklich gut ist. Und er kann sich vorher nichts anhören. Irgendwo hat er etwas in mehr oder weniger seriösen Berichten darüber gelesen und kann über die wirkliche Qualität nur Mutmaßungen anstellen. Entsprechend qualifizierte Anlagen, über die er sich die Platten erst einmal anhören könnte, stehen doch in kaum einem Laden."

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Der Handel ist ziemlich uninformiert

Rolf Bähnk macht auch keinen Hehl daraus, daß er den Handel - was die audiophilen Platten angeht - für ziemlich desinformiert bezüglich der technischen Qualitäten hält.

Seiner Meinung nach haben Fachblätter und Illustriertenberichte den Geschmack an audiophilem Plattenprodukt gefördert:

  • „Nicht der Handel kam von sich aus auf solche Platten, die Nachfrage kam von den Kunden. Noch vor einem halben Jahr fragten uns vielleicht drei von hundert Händlern, ob wir audiophile LPs da hätten. Heute kommt jeder daher und fragt nach - weil die Nachfrage von den Kunden da ist!!! Der Händler weiß gar nicht, was er da anbietet. Wenn überhaupt, dann nur aus der Fachpresse, die darüber geschrieben hat. Die Anfragen kommen ja sogar vom Endverbraucher an uns, nachdem das Personal in den Läden überhaupt nicht informiert ist, was es da gibt und welche Bewandtnis es mit diesen Platten hat."

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Durch hohe Preise verunsichert

Dieser Kunde, sprich der "durchschnittliche Plattenkäufer", muß derzeit aber auch ganz schön verunsichert sein. Daß Direktschnitte der zwangsläufig limitierten Auflage wegen teurer sind als Normalplatten, leuchtet den meisten vielleicht noch ein. Auch für die hochwertigen Half Speed Master-Platten zahlt er noch bis zu 60 Mark. Daß er aber für digital aufgenommene LPs zwischen 14 und 50 Mark berappen muß, kann er zu recht kaum verstehen. Denn die Firmen arbeiten schließlich alle mit denselben digitalen Aufnahmeapparaturen, und um besonders exzellente Pressungen bemüht man sich schließlich auch mit unterschiedlichen Resultaten.

Die Preisgestaltung

Die merkwürdig anmutende Preisgestaltung erklärt Rolf Bähnk so:

  • „Wenn man die Platten in Deutschland selbst herstellt, hier nur einmal Lizenzen zu bezahlen hat, von der Pressung mit eigenen Werkzeugen bis zum Vertrieb mit eigenem Produkt arbeiten kann, ist das wesentlich billiger, als wenn man ein Produkt aus Amerika oder Japan importieren und als solches fertig einkaufen muß. Um das am Beispiel zu erläutern: Ich bezahle für eine Telarc-LP momentan 16 Mark an die Amerikaner. Die Platte kommt zwar aus unserem Teldec-Preßwerk in Nortorf, so daß ich nur einen Groschen Fracht pro LP zahle. Außerdem muß ich aber auch noch die Gema-Gebühren zahlen, was 1,50 bis 1,60 Mark bedeutet.
    Auf die Preisgestaltung habe ich zu nächst einmal keinen Einfluß. Würden wir als Firma selber vom digitalen Mastertape fertigen, käme das natürlich viel billiger. Bei importierten Digitalplatten und Direktschnitten kommen zusätzlich teure Fracht und 7% Zoll hinzu. Außerdem ist der Einkaufspreis für uns in Japan höher als in den meisten europäischen Ländern.
    Unser Abgabepreis von 21 Mark für Denon- oder Telarc-Platten an den Handel ist völlig gerechtfertigt. Im übrigen wird der Ladenpreis, der sehr stark schwanken kann, nicht von uns gemacht. Auf die letztliche Preisgestaltung im Handel haben wir keinen Einfluß."

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Warum so wenige Reklamationen? -
Fast jede dritte Platte ist Ausschuß !

Abschließend fragte ich Richard Siegert, worüber sich die Käufer am meisten bei Normalpressungen beschwerten. Für jemanden wie mich, der Schallplatten auf jeden Fall gegenüber Cassetten bevorzuge, sei es nämlich schon etwas erschütternd, daß überhaupt so wenig Käufer reklamierten. Dazu Siegert:

  • „Bei weitem die Mehrzahl der Käufer, die reklamieren, beschwert sich über Verwellungen. Dann kommen die Klagen über Rauschen und Knistern. Was ich nicht verstehe, ist, daß, wie Du schon sagst, überhaupt so wenige Reklamationen kommen. Meiner Meinung nach ist fast jede dritte Platte Ausschuß. Nicht daß ich darüber unglücklich wäre, daß so wenige reklamieren. Jede Reklamation bedeutet schließlich Arbeit. Aber was ich nicht verstehe: Die Leute bezahlen viel Geld für Platten und schlucken glatt, daß die knistert, wenn sie sie zu Hause abspielen. Da scheint sich eine große Resignation breitgemacht zu haben, denn nur 3 bis 5% reklamieren tatsächlich. Mir macht es wirklich keinen Spaß, solche Platten zu verkaufen. Aber was soll ich machen, wenn eine Little-River-Band-LP Ratscher aufweist oder viele CBS-Platten furchtbar knistern und verwellt sind? Ich mache die Platten schließlich nicht."


Franz Schöler im September 1980
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