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Was ist eigentlich Schellack ?

von Gert Redlich im Sept. 2011 - Nachdem die "dpa Meldung" (vom 15.9.2011) über "80 Jahre Langspielplatte" doch erheblich "weitere" Kreise gezogen hatte als jemals vermutet, haben sich eine Menge neuer Kontakte ergeben.

So wurde ich recht schnell von einem Herrn Manfred Penning aus Mainz zu einer Schellackausstellung "150 Jahre Schellack in Mainz" in die Mainzer Zitadelle eingeladen und mit einer privaten Sonderführung zu dieser Ausstellung "gelockt". Schon mal vorweg, es war beeindruckend.

Und je mehr Bekannte und Freunde ich frage . . . fast keiner weiß es.

Darum kommt hier ein ausführlicher Bericht über den Anbau, die Ernte und die Verarbeitung dieses organischen Werkstoffes. Und es kommt auch der für uns interessante Bezug zur Schellackplatte.

Eine kurzen Einblick in die Technik und die Verwendung bekommen Sie auf der Seite über diese Ausstellung.

Der Eintritt ist mit 2 Euro noch modrat, die Macher haben sich große Mühe gegeben, das Ganze in die Räume des Stadt- historischen Museums einzubeziehen. Das "Zitadellenkaffee" ist weiter vorne im gleichen Gebäude und lädt mit Tee, Kaffee und Kuchen zum Verweilen in diesen historischen Mauern ein, insbesondere, wenn die Sonne scheint.

Schellack - ein »nachwachsender« Rohstoff mit interessanten Eigenschaften und Anwendungen

Text von Manfred Penning - Juni 1990
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Einleitung

Das Naturharz Lac und der daraus nach verschiedenen Verfahren hergestellte Schellack haben eine Reihe von Eigenschaften, die sehr gut in den Trend zu natürlichen, verträglichen und nicht toxischen Rohstoffen und Vorprodukten der Pharma-, Kosmetik- und Lebensmittelindustrie passen, aber auch dem steigenden Interesse an wasserlöslichen Bindemitteln in der Lack- und Druckfarbenindustrie gerecht werden.

Die Eigenschaften und die Qualität von Schellack
sind abhängig von dem Aufbereitungs- verfahren und der Art/Herkunft des verwendeten Vorproduktes.

Das Lösemittelextraktionsverfahren
ist für die Herstellung von qualitativ hochwertigen wachs- freien Schellacken mit enger Spezifikation und guter Lagerstabilität am besten geeignet.

Die Qualitäts- und Reinheitsanforderungen der Pharma- und Kosmetikindustrie sind im wesentlichen nur mit den wachsfreien, im Extraktionsverfahren aufbereiteten Blätterschellacken erreichbar.

Herkunft

Als Schellack (engl. Shellac) wird die gereinigte und aufbereitete Form von "Lac" bezeichnet. Lac, das einzige kommerziell genutzte Naturharz tierischer Herkunft, ist das harzartige Sekret des winzigen, parasitischen Insekts Kerria Lacca (früher Laccifer Lacca), das auf verschiedenen Bäumen und Sträuchern in Indien, Burma, Thailand und China heimisch ist.

Schon vor mehr als 3000 Jahren wurde Lac in frühen indischen Sanskrit-Schriften erwähnt.

In der 5. Suktha des 5. Buches der »Atharva Veda« werden unter dem Titel »Laksha« das Vorkommen von Lac, das Lac-Insekt und auch die Verwendung von Lac für medizinische Zwecke beschrieben.

Lac und Laksha stammen mit großer Wahrscheinlichkeit von dem Hindhi-Wort Lakh (100000) ab und deuten auf die große Anzahl von Insekten hin, die dieses Harz produzieren.

Das Wort »Lack« und das englische »Lacquer« gehen wiederum auf Lac zurück. Als erster Europäer hat Jan Huyghen van Linschoten, der in portugiesischen Diensten Indien bereiste, bereits 1596 über Lac berichtet.

Die East India Company exportierte schon im 17. Jahrhundert zunächst Lac Dye (den im Lac enthaltenen Farbstoff Laccain-säure) und später Schellack nach Europa.

Schellack war das erste industriell genutzte Harz mit vielen bedeutenden Anwendungen in der Farben- und Lack-, Druckfarben-, Elektroindustrie usw. Die wohl bekannteste Anwendung war der Einsatz von Schellack als Bindemittel in Schallplatten.

Vorkommen und Vorstufen

Die Eigenschaften des Harzes und seine Farbe hängen sowohl von der Insektenart als auch von den Wirtsbäumen ab.

Von den mehr als 65 bekannten Untergruppen des Lac-Insekts haben in Indien nur 2 Insektenstämme Rangeeni und Kushmi wirtschaftliche Bedeutung. Es sind alleine in Indien 113 Wirtsbäume und Sträucher bekannt.

Die wichtigsten Baumarten in Indien sind

  • - Palas (Butea monosperma [Lam.] Taub.)
  • - Ber (Zizyphus mauritiana Lam.)
  • - Chont (Zizyphus xylopyra Willd.)
  • - Kusum (Schleichern oleosa [Lour.] Oken)


sowie in Thailand der Regenbaum (Samanea Saman [Jacq.] Merr.)

Die Bundesstaaten Bihar und Madhya Pradesh sind in Indien die wichtigsten Regionen für die Lac-Erzeugung; in Thailand sind es die Gebiete um Chiang-Mai und Lampang.

Das Harz wird hauptsächlich von den weiblichen Insekten erzeugt. Sie stechen die Zweige der Wirtsbäume an und wandeln die Pflanzensäfte im Körper um. Aufgrund der großen Anzahl von Insekten bilden sich dicke Harzschichten um diese Zweige. Die Harzschichten dienen zum Schutz der Brut vor extremen Temperaturen und natürlichen Feinden. Der Lebenszyklus des Insekts ist 6 Monate, so daß zweimal im Jahr geerntet werden kann.

Bei der »Ernte« werden die umkrusteten Zweige (Stocklack) abgekratzt oder abgeschnitten und an die Körnerlackfabriken verkauft. Dort wird der Stocklack zunächst in einem Brecher zerkleinert, dann trennt man Harz und Holz in einem Rüttelverfahren voneinander.

Anschließend wäscht man den wasserlöslichen Farbstoff (Lac-cainsäure) weitgehend aus und trocknet das jetzt als Körnerlack bezeichnete Harz an der Luft.
Der verbleibende wasserunlösliche Farbstoff (Erythrolaccin) gibt dem Körnerlack die charakteristische Eigenfarbe. Die Farbskala reicht von Hellgelb bis zu einem dunklen Orange.

Die Schellackherstellung

Körnerlack ist der Rohstoff für die Schellackherstellung, die nach 3 unterschiedlichen Verfahren erfolgen kann. Die Eigenschaften und Qualitäten werden im wesentlichen durch das Veredelungsverfahren bestimmt und beeinflußt.

1. Schmelzfiltrationsverfahren

Bei dem traditionellen Verfahren (Handmade Shellac) wird Körnerlack in einem Baumwollgewebeschlauch vor einem vorne offenen Ofen erhitzt.

Durch ein Verwinden des Schlauches wird Druck auf das schmelzende Harz erzeugt, das dann durch die Wandung des Schlauches austritt, abgekratzt und von Hand zu einem dünnen Film gezogen wird.

Bei der heute gebräuchlichen Schmelzfiltration (Machine made Shellac) wird der in einer Wanne aufgeschmolzene Körnerlack unter hohem Druck durch ein Filter gepreßt. Der flüssige Schellack wird dann auf einem Abrollband zu einem dünnen Film gezogen, der beim Abkühlen bricht. Der natürliche Wachsanteil von 3 bis 5 % bleibt bei diesem Verfahren im Schellack erhalten.

Die Spezifikation und die Farbe des fertigen Schellacks sind direkt von den verwendeten Körnerlacken abhängig.

Die helleren Schellacke wie Lemon I, Lemon II, ABTN liegen preislich über den dunkleren Typen wie TN Orange, Ivory oder Honey.

Diese wachshaltigen Blätterschellacke werden in traditionellen Anwendungen wie Grundierungen für Holz, Möbelpolituren, Sockelkitten für Glühlampen, in der Pyrotechnik und in Dichtmassen und Kitten usw. eingesetzt.

Der erste industriell hergestellte Schellack (Machine made Shellac) wurde von Angelo Brothers, Kalkutta, unter der Bezeichnung ABTN bereits 1898 auf den Markt gebracht.

2. Gebleichter Schellack

Körnerlack wird wäßrig-alkalisch gelöst, entwachst, filtriert und durch Einwirken von Chlorbleichlauge (NaOCl) gebleicht. Die noch vorhandenen Farbstoffe Laccainsäure und Erythrolaccin werden hierdurch vollständig zerstört, so daß eine klare, nahezu farblose Lösung vorliegt. Nach dem Auswaschen der Chlorbleichlauge wird der gelöste Schellack durch Zugabe von Schwefelsäure ausgefällt. Das so erhaltene weiße Pulver wird getrocknet, wobei eine Restfeuchte von 2 bis 6% verbleibt.

Für bestimmte Anwendungen werden auch gebleichte wachs-haltige Schellacke angeboten.

Durch die vollständige Zerstörung der verbleibenden Farbstoffe können auch sehr dunkle Körnerlacke (aus Thailand) und Kiri, ein dunkler Rückstand des Schmelzfiltrationsverfahrens, als Rohstoffe eingesetzt werden. Von Nachteil sind die geringe Lagerbeständigkeit und die Veränderung der Löslichkeit aufgrund einer durch das Bleichen ausgelösten Selbstvernetzung der Carboxylgruppen.

3. Lösemittelextraktionsverfahren

Die im Lösemittelextraktionsverfahren hergestellten Schellacke werden aufgrund des Verfahrens und des Aussehens als wachsfreie Blätterschellacke bezeichnet.

Bei diesem Verfahren wird Körnerlack in Alkohol (üblicherweise Ethanol) gelöst. Durch verschiedene Filtrationsstufen werden Schellackwachs und Verunreinigungen entfernt, bevor der im Körnerlack verbliebene Farbstoff - Erythrolaccin -durch Einwirken von Aktivkohle mehr oder weniger stark reduziert wird.

Nach dem Verdampfen und der Rückgewinnung des Alkohols wird der flüssige Schellack auf einem Abrollband zu einem Film gezogen, der beim Abkühlen bricht und die typische Blätterstruktur ergibt. Für bestimmte Anwendungen, bei denen wachshal-tige Blätterschellacke benötigt werden, kann das gereinigte Schellackwachs vor dem Verdampfen des Alkohols der Schellacklösung wieder zugegeben werden.

Je nach Art des eingesetzten Körnerlackes und dem Grad der Entfärbung durch die Aktivkohle können sehr helle bis dunkelrote wachsfreie Blätterschellacke hergestellt werden. Die Farbzahl wird in alkoholischer Lösung nach Lovihond oder Gardner bestimmt.

Das Lösemittelextraktionsverfahren wurde von Martin K. Angelo, einem Mitbegründer der Firma Angelo Brothers Ltd., Kalkutta, für die speziellen Anforderungen der Schellackaufbereitung weiterentwickelt und 1872 für die industrielle Produktion wachsfreier Blätterschellacke eingeführt.

Es ist ein sehr schonendes und durch die Lösemittelrückgewinnung umweltfreundliches Verfahren zur Herstellung von Schellack. Wachsfreie Blätterschellacke können in gleichbleibender Qualität mit einer engen Spezifikation geliefert werden. Dies ist eine wesentliche Voraussetzung für den verstärkten Einsatz und neue Anwendungen in Pharmazie und Kosmetik.

Achtung - hier fehlt die zweite Hälfte das Artikels ??????

Die Vorlage ist abhanden gekommen ???
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Darum weiter zur Geschichte des Schellacks . . . . .
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