War es vorsätzlicher Betrug oder geschicktes Marketing ?
Über die Qualtät der analogen schwarzen Billigplatten gibt es hier schon einige Seiten. Doch da muß man genauer hinschaun. Bei der analogen Schallplatte konnte man damals genauso tricksen wie heutzutage bei den Video-DVDs mit 2 GB oder 4,7GB. Darum schaun wir uns mal die Vinyl-Grundlagen etwas genauer an.
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Die analoge Vinylschallplatte ......
Die analoge 30cm Schallplatte ist ein Datenspeicher, bei dem die akustische Information - vorher per Mikrofon und Elektronik umgeformt in elektrische Information - jetzt in mechanische Information unveränderlich in eine spiralförmige Rille eingeschnitten ist. - ......
Das wissen wir doch alles schon - aber .......
Der leichtgläubige Kunde erwartet(e) und/oder erhofft(e), daß dabei das bekannt hohe und immer wiederholt beworbene Qualitätsdenken der Plattenstudios und labels bis zum Ende durchgehalten wird. Doch das trügt. Denn diese ultimative Studioqualität war vorerst nur bis zum Magnetband erhalten. Und dann ..... dann gings los mit den Merkwürdigkeiten.
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Betrachten wir die Grundlagen der modernen Stereo-Schallplatte
Die Maschine, die die Rille ritzt, kann einen Frequenzbereich von 20 bis 20.000 Hz verarbeiten und als Schlangenlinie in die Rille schneiden.
Da im vom Pegel her gesehen die tiefen Töne immer deutlich kraftiger sind als die hohen Töne, wird vor dem Schneiden der Rille der vormals lineare Frequenzgang gezielt verzerrt, nach der sogenannten RIAA Kurve. Damit werden die tiefen Töne abgeschwächt und die hohen Töne verstärkt.
Dennoch sind Rillen-Schlenker mit tiefen Tönen deutlich breiter, je nachdem ein großer Anteil an tiefen Tönen in der Musik enthalten ist. Ein 40 Hz Ton ist schon ein gewaltiger Schlenker, der mit Blick auf die Rille auf der geschnittenen Platte mit bloßem Auge erkennbar ist.
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Wieviele Minuten bekomme ich auf eine 30cm Seite drauf ?
Als die ersten 30cm Vinyl-LPs - noch in Mono - raus kamen, es war 1949, kalkulierte man diese eine Seite mit 17 bis 18 Minuten Spieldauer, also deutlich mehr als bei der 30cm Schellackplatte mit weniger als 5 Minuten.
Dann kam ein kluger Kopf namens Edaurd Rhein und der entwarf und patentierte sich das Füllschrift-Verfahren und so bekam man ca. 22 Minuten auf eine 30cm Seite. - Das klappte aber nur, wenn man die tiefen Frequenzen unterhalb von 40 Hz so scharf wie möglich unterdrückte, also steilflankig mit 18dB/Oktave wegfilterte. Und daraus lernten die Marketing-Leute (in ganz kurzer Zeit) in der Produkt-Planung einige Tricks.
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Einfach wegfiltern und schon sind's 30 Minuten Laufzeit .....
Bislang bekam man etwa 5 bis max. 8 Titel a 3 Minuten 30 Sekunden auf eine Seite. Was wäre, wenn man den Kunden nicht nur 8 sondern 20 Titel pro Seite andrehen könnte - oder sogar 40 Titel ?
Der Trick war, der Frequenzbereich der tiefen Töne wurde auf diesen Platten bereits unterhalb von 120 Hz abgeschnitten. Diese Kundschaft mit den 98.- DM DUAL "Party Hobeln" oder Kratzern hatte einen 15cm Breitband-Lautsprecher im Koffer-Deckel und der ging zwar laut aber ein Bass war doch sowieso nicht zu hören. Also warum da etwas drauf schneiden, das der Kunde gar nicht braucht, weil er es nicht hören kann.
Die hitverdächtigen Schlagerstars hatten nämlich zusätzlich zu dem einen "Renner" (oder Hit) auch jede Menge unverkäuflichen akustischen Müll aufgenommen, mit dem normalerweise die B-Seiten der Singles gefüllt wurden.
Die packen wir jetzt alle zu dem einem Hit auf diese 30cm Scheibe (dazu) und bewerben jetzt 40 Tophits von einem dieser Schlagersternchen (den heute niemand mehr kennt). Wer kennt noch Benny Quick und die Motorbiene aus Frankfurt oder Iff Bennett - "die Bombe" von RTL-Plus aus Luxemburg ?
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Komischerweise betraf das nicht nur die Billig-Lables wie EUROPA .....
.... auch die großen Plattenfirmen wie Teldec, Decca, Telefunken, Electrola und Polydor usw. machten da mit und verhökerten diese abgeschminkten Scheiben über ihre Beteiligungen an den Buchclubs. Der Bertelsmann Buchclub war noch vor der Büchergilde Gutenberg einer der größten Clubs mit den meisten Mitgliedern, bis sie es gemerkt hatten, daß die Platten dort nichts taugen.
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