Hier etwas über die Motoren der Plattenspieler und Bandgeräte
Bis auf motorisch gesteuerte Lautstärkeregler in Verstärkern und Receivern kommen bei den Hifi-Geräten Motoren nur in Plattenspielern und Bandgeräten aller Art vor.
Und weil es so viele verschiedene Vararianten davon gibt, hier eine paar prinzipielle Betrachtungen - sicherlich mit diversen Lücken. Alle jemals gesehenen Typen und Varianten kann und will ich nicht aufführen.
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Die ersten elektrischen Motoren waren extrem primitiv
"Hurrah, er dreht sich" - wird der Konstrukteur vor mehr als 100 Jahren ausgerufen haben. Aber damit wollen wir hier nicht anfangen. Unser Anfang ist nach wie vor der Dual 1009 von 1963. Das war der "Gezeitenwechsel" oder die "Zeitenwende" in der naturgetreuen Musikwiedergabe.
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Der Dual 1009 hatte einen 4-pol Einphasen- Asynchronmotor
Das war das simpelste "Konstrukt" aus der Dual- Vergangenheit, das sich mit der Netzfrequenz schön gleichmässig gedreht hatte. Die effektive Geschwindigkeit des Plattentellers wurde über die Dicke der Motorachse bzw. den stufigen teils konischen Motorpully, dann über das Reibrad und über den Innen-Durchmesser des inneren Saumes des Plattentellers bestimmt. Das Bild nebenan zeigt die Dual 1009 Konstruktion und den verkleideten runden Motor.
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Der Lenco B55, L75 und L78machte es noch viel einfacher
Die schweizer Ingenieure oder Konstrukeure von LENCO hatten mit dem B55 den simpelsten "Dreh" raus, wie es noch einfacher ging. Aber einfacher hieß natürlich nicht "besser".
Der B55, L75 und L78 rumpelten schon, als sie noch neu waren. Ich hatte einen neuen L75 - (ich hatte damals kein Geld für einen Thorens) - und war damit sogar eine Zeit lang ganz glücklich.
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Die kleinen Thorens Plattenspieler TD 160 usw,
Nach dem TD 124, einer sehr aufwendigen und konkurrenzlosen professionellen Reibrad- Konstruktion, kamen nur noch Riemenantriebler von Thorens. Und die hatten auch nur einen 4 Pol Asynchronmotor. Und tausende von Besitzern waren glücklich.
Dann propagierte Dual den »Synchron-Continuous-Pole« Motor
8 Pole sind natürlich besser als nur 4 Pole, wurde 1969 von nun an suggeriert. Kapiert hatte das bestimmt nur einer von 10.000 Kunden, was in solch einem 8-pol Motor anstelle von einem 4-pol Motor abging. Die Netzfrequenz von 50Hz war ja gleich geblieben. Die Motordrehzahl sei jetzt unabhängig von Spannungs-, Temperatur- und Lastschwankungen. Also war sie das vorher nicht ???? Also wieder gelogen von vorne bis hinten ?? Die Werbung entlarvt sich immer wieder.
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Mit dem ersten TD 125 gab es einen elektronisch geregelten Antrieb
Das war neu und das wurde auch entsprechend medial ausgeschlachtet. Ein neuer Motor, der von einem Frequenzgenerator gesteuert wurde und damit von der Netzfrequenz unabhängig drehte. Was aber für mich auffällig war, wurde uns doch die Netzfrequenz als völlig und absolut ausreichend stabil und genau über Jahrzehnte angepriesen. Auf einmal war sie nicht mehr gut genug ?? Das stimmte doch etwas nicht. Wuden wir vorher etwa ganz gezielt belogen ? Es gab doch um 1970 herum schon den Dual 1019 und den Dual 1219 und die beiden Spieler funktionierten wunderbar.
In dem Grundig Tonband TK3200 drehte sich 1970 auch schon ein elektronisch geregelter Tonwellenmotor
Diese Siemens Entwicklung kam aus dem Bereich Steuerungsbau und versprach ungeahnte Eigenschaften. Mit einer genauen Spannung könne man den Motor absolut beliebig steuern. Und käme diese Spannung aus einem quarzgesteuerten Frequenzgenerator, so wäre jede beliebige Geschwindigkeit und auch Genauigeit machbar. So begeisternd klang die Theorie.
1970 - Ein Japaner wirbelte mit einem "Direct Drive" durch die Fachpresse
Elektronisch geregelt sei gut, aber bitte ohne Riemen und ohne Reibrad und ohne Getriebe. Man könne das jetzt als Einziger aus der Welt und dieser Direct Drive Motor würde nur genauso schnell drehen wie der Plattenteller oben drauf.
Jetzt also noch genauer als die bereits quarzgesteuerten Elektronikmotoren von Thorens und anderen. Ja, der Riemen würde immer noch kleinste Schwankungen erlauben und das wäre jetzt auch weg.
Dual musste nachziehen und entwickelte mit aller Kraft zwei alternative Antriebe, einen mit Riemen (601) und einen mit dem Direktantrieb (701).
Und ganz schnell kam man dahinter, die Drehzahlkonstanz war zwar hundertfach besser als die der besten und irrsinnig teuren Neumann-Schneidemaschinen, sowieso schon ein Paradoxum, doch der langsam laufende "Direct Drive" Motor würde im Subsonic-Bereich ruckeln, jedenfalls meßtechnisch. Damit war der Japaner zwar diskreditiert, aber in den Köpfen schlummerte es weiter, der "Direct Drive" ist es oder der muß es sein.
Und so listete man endlich mal die Forderungen (oder die Spezifikationen) an einen Antrieb auf, die für Plattenspieler galten und gelten und die, die für Magnetbandgeräte galten und gelten.
Es gab da bei den Motoren zwei gravierende Unterschiede von Platte und Band
Wenn bei einem Tonbandgerät einer der beiden Wickelmotoren kratzende Kugellager-Laute oder sonstige Lagergeräusche von sich gibt, hat das überhaupt keinen Einfluß auf die Tonqualität, alleine auf das Ohr des Tontechnikers neben dem Gerät. Wenn der Capstan Motor eiert ode andere Geräusche abgibt, bestimmt alleine die Masse der angetriebenen Schwungscheibe, ob davon meßbare Geschwindigkeitsänderungen ausgehen. Das bedeutet, solche mechanischen Fehler übertragen sich nur ganz selten auf die Stabilität der aktuellen Bandgeschwindigkeit.
Beim Plattenspieler übertragen sich solche mechanischen Fehler des Motors oder des Plattentellers (also meist abgenutze Lager) sofort auf den Abtaster. Darum werden bei wirklichen High-End Laufwerken die Motoren weit entfernt vom Platten-Teller aufgestellt und dabei über einen langen Riemen absolut entkoppelt. Die Masse des Tellers sorgt für einen absolut sauberen Gleichlauf. Die Hochlaufzeit spielt überhaupt keine Rolle und die Drehzahl wird elektronisch konstant gehalten. Der Aufwand und die Sensiblität sind damit deutlich höher.
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Doch da gab es ein paar Randbedingungen bei den Plattenspielern
Wir brauchen also ein absolut geräuschloses Teller-Lager, einen Antrieb, der ebenso geräuschlos arbeitet und eine Entkopplung von der Aufstellfläche, dem Regal oder dem Hifi-Rack.
Und damit haben alle drei Antriebsmethoden ihre Schwächen, die aber mit großem Aufwand eliminiert werden könn(t)en.
Der Thorens TD 124 hatte ein sehr aufwendiges Reibrad-System, der Thorens TD 160 hatte einen besonders primitiven aber wirkungsvollen Riemenantrieb, der Dual 601 und 1249 hatten einen aufwendigen Riemenantrieb. Mal war die schwingende Lagerung des Chassis gelungen, mal ging sie daneben.
Bei Thorens war der Motor fest auf dem Boden der Zarge montiert und über den Riemen vom massiven schweren Schwingchassis abgekoppelt. Beim Dual 601/1249 hing der Motor über 4 unwirksame Gummiringe unten am schwingenden Chassis-Blech, eine nicht besonders glückliche Konstruktion. Dazu sind die vier Stoßdämpfer (Federbeine) bei Dual eher Schau und Makulatur als Klopf- oder Stoß-Absorber. So funktioniert das nicht.
Auch der Revox B795 hatte als Direktantriebler ein paar Schwächen.
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Kommt noch
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