Dez. 1984 - In der stereoplay abgedruckt
Lautsprecher-Kabel werden getestet (1)
Daß die Lautsprecherkabel nicht unkritisch sind, ist völlig unbestritten. Daß es aber mehrere 100 Euro pro Meter sein müssen, wird hiermit bestritten. Aus über 25 Jahren Erfahrung mit den großen JBL 250 Ti und der Accuphase Endstufe P800 und meinen hochflexiblen zweiadrigen 10mm² Lautsprecher- Verbindungskabeln kann ich einen ganz kleinen Teil des nachfolgenden Artikels nachvollziehen bzw. bestätigen, einen anderen Teil jedoch nicht.
Also schaun wir mal rein, was Arndt Klingelnberg (Messungen) und Joachim Reinert (Texter) samt Kollegen herausgefunden haben (wollen). Der zeitweise Sprachgebrauch mag zwar cool sein oder auch geil oder voll krass, doch den Techniker unter den Musik-Liebhabern, der das überhaupt verstehen mag, irritiert diese kindliche Audruckweise von Herrn Reinert.
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Ein lustiger Titel : Entfesselungskünstler (Dez. 1984)
Einleitung
Noch nie sind die Heinzelmännchen schmerzlicher vermißt worden als beim größten und aufwendigsten Kabeltest, in den sich stereoplay je verstrickte.
Von insgesamt 31 untersuchten Lautsprecher- leitungen mußten 25 gleichberechtigt auf die Testlänge von fünf (5) Metern gekürzt, abisoliert, zusammengeschaltet, verlötet und mit Anschlüssen versehen werden, die in übliche Boxen- und Verstärkerbuchsen passen. Im Schweiße ihres Lötkolbens hantierten die Testredakteure volle eineinhalb Tage lang, bis 250 Meter Kabel in die richtige Form gebracht waren.
Grundlagen und Vorgaben
Um System in den Vergleich zu bringen, teilte stereoplay die Kabel in drei prinzipiell verschiedene Gruppen auf.
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Gruppe 1 :
Den Löwenanteil haben die zweiadrigen Strippen. Die Palette reicht vom zweiadrigen NYFAZ-Netzkabel, das einen Querschnitt von mageren 2 x 0,75 Quadratmillimetern (mm²) besitzt, bis zum dicken fetten Monsterkabel mit 10 mm². Viele Hersteller bieten mit 2,5, 4,0 und 6,0 mm² aber auch wohlabgestufte Zwischenwerte an.
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- Anmerkung : Generell wird bei normalen elektrischen Leitungen zwischen festem "Draht" und sogenannter "Litze" unterschieden. Das kommt hier nicht so klar zum Ausdruck. "Litze" ist quasi die vieladrige flexible Leitung gleichen Querschnitts mit der technischen Beschreibung "NYFAZ".
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Die Unterschiede
Der Abstand zwischen beiden Leitungen ist von enormer Bedeutung für die Induktivität des Kabels. Bei der (zweiadrigen) Standardware schmiegen sich die beiden Stränge möglichst eng aneinander, um die Induktivität niedrigzuhalten. Esoteric verdrillt bei "Accu Path" sogar die beiden Leitungen und steckt sie nochmal in eine gemeinsame Hülle. QED wahrt dagegen Abstand zwischen den beiden Leitern und führt sie ganz flach aus, so daß sie sich mühelos unter den Teppich "kehren" lassen.
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Gruppe 2 :
Bei den mehradrigen Lautsprecherkabeln wird dagegen kunstvolle Verschlingungsakrobatik betrieben. Die Induktivität "soll" dadurch besonders niedrig ausfallen. Die Hersteller verschreiben sich dazu der Rund- oder der Flachstrategie.
Induktivität und Magnetfeld
Beiden Taktiken liegt folgende Überlegung zugrunde: Jeder stromdurchflossene Leiter baut um sich herum ein Magnetfeld auf. Liegt dicht neben diesem Leiter ein zweiter, der von einem Strom mit konträrer Richtung durchflossen wird, dann entsteht um ihn ein entgegengesetztes Magnetfeld. Diese beiden Magnetfelder beeinflussen sich stark, ja sie heben sich teilweise sogar auf.
Steigert man die Zahl der gegeneinander arbeitenden Leiter, dann verringert sich sukzessive die Induktivität des Kabels. Dabei ist es ziemlich egal, ob die verschiedenen Strompfade nun kreisförmig oder in einer Ebene angeordnet sind - Hauptsache eng.
Die hier verglichenen Arten von Kabeln
Zu den Anhängern des Kreisverkehrs gehören Esoteric mit Ultra Path und Hitachi mit SSX-104, die vier Kabelstränge benützen. Vieradriges Netzkabel, das recht billig ist, gehört auch zu dieser Gruppe. Etwas teurer, aber auch aufwendiger und effektvoller, ist 6 x 2,5 mm2 - Steuerkabel, das ein Kunststoffmittelteil (die Zugkraft-Seele) besitzt.
Flachkabel für Boxen gibt es nur von Audio-Technica mit dem vieradrigen AT 635 und von Monitor Audio mit dem kreuzotterförmig ausschauenden Flachling, bei dem zweimal 13 Kabelbüsche a fünf Kupferdrähtchen kunstvoll miteinander verflochten sind. Für den engagierten Heimwerker bietet der Bastelmarkt noch eine Vielzahl von vieladrigen Flachstrippen, die man selber induktionsarm zusammenlöten kann. Die erste Strippe auf Plus, die zweite auf Minus, die dritte auf Plus, und so weiter.
Eine Sonderstellung nimmt das Kabel von Audioplan ein. Jeder Strang besteht aus einem mehradrigen Innenleiter, der von einem Geflecht umhüllt ist. Dadurch soll sich pro Ader nur ein besonders kleines Magnetfeld nach außen aufbauen und damit letztendlich zu einer geringen Induktivität führen. Um Skineffekte vernachlässigen zu können, versilbert Audioplan sämtliche Adern.
Siemens machte den Vorschlag mit dem Hohlleiterkabel
Gruppe 3 :
Einen völlig anderen Weg halten die Hersteller von Koaxialkabeln für richtig. Da der Hinleiter innen sitzt und der Rückleiter außen, baut sich nur zwischen beiden Leitungen im Innern des Kabels ein Magnetfeld auf.
- Anmerkung : Die Betonung auf der Flußrichtung ist irrelevant. Es fließen die gleichen Ströme in beiden Leitern und wo das angeblich beinflussende magnetische Feld entsteht, ist ebenfalls unerheblich.
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Blank oder auch noch versilbern ?
Während Hitachi und Nagaoka konventionelle Koaxialkabel mit massivem Kern in der Mitte liefern, ist das Innere der "Taue" von Audiolabor, G&BL und Namiki hohl. Den Stromtransport übernehmen zwei gegeneinander isolierte Abschirmgeflechte, die so dicht wie möglich aufeinandersitzen. Dadurch wird das Magnetfeld zwischen den beiden Leitern besonders klein gehalten.
Jeder der drei Hersteller hat sogar noch einen besonderen Trick auf Lager: Audiolabor - vor vier Jahren machte sie eine Siemens-Schrift auf Hohlleiter aufmerksam - versilbert die beiden Geflechte. G&BL baut den Innenleiter zweischichtig auf. Und Namiki kreuzt nach einem und nach drei Viertel Weglänge Innen- und Außenleiter. Genau diesen Kreuzgang wendet Alfred Rudolph bei seinen Giga-Saurus-Kabeln (stereoplay 6/84) an, um Verluste besonders geschickt zu kompensieren.
Ein großer Querschnitt ist unerläßlich
Im Meßlabor untersuchte stereoplay Widerstand, Kapazität und Induktivität der verschiedenen Sorten. Eine Tendenz war dabei erwartungsgemäß eindeutig: Je stärker der Kabelquerschnitt wuchs, desto niedrigere Werte erreichte der spezifische Widerstand. Vor allem die 10mm² - Kabel von Classe, In Akustik, Audioplan, Esoteric (Ultra-Path) und das Steuerkabel stachen die Konkurrenten in diesem Punkt klar aus. Aber auch In Akustik PC6, Desmond und Audiolabor standen dem nur wenig nach.
In Fragen der Kapazität hatten die Zweiadrigen eindeutig die Nase vorn. Die mehradrigen Strippen wiesen erheblich höhere Beträge auf. Vor allem das Monitor Audio-Kabel kränkelte konstruktionsbedingt mit 1,8 nF (Nanofarad) pro Meter. Da für glänzte es aber mit beispiellos geringer Induktivität. Überhaupt waren die mehradrigen Kollegen in diesem Punkt gegenüber den zweiadrigen Brüdern deutlich im Vorteil.
LC-OFC-Superkupfer allein garantiert keinen guten Klang
Aber nur wenige Kabel zeichneten sich gleichermaßen durch niedrige Widerstands- und Induktivitätswerte aus: Am "idealsten" (Anmerkung : ein völiger Unsinn) verbanden Audiolabor Hohlleiter, Audioplan LS 10, Esoterik, Hitachi SSX-101 und das 6mm² Steuerkabel beide Eigenschaften.
Ob sie im Hörvergleich wohl die Nase vorn haben würden? Um alle Eigenschaften exakt heraushören zu können, trieb stereoplay auf der Elektronik und Lautsprecherseite den höchstmöglichen Aufwand.
Die "stereoplay" High-End Abhörtechnik
Der Revox-CD-Spieler hing direkt am CD-low-Eingang des Burmester Vorverstärkers, der seinerseits die Burmester-Endstufen versorgte. 1 Meter kurze Superstrippen verbanden die Geräte miteinander. Damit stand eine Kette bereit, die wirklich geringste Klangunterschiede aufzeigt.
Als Abhörbox diente "Stereoplays" damalige Passivreferenz Quadral Titan II. Wenn an diesem hochauflösenden Lautsprecher keine Unterschiede zu hören wären, dann könnte man die Kabelfrage endgültig zu den Akten legen.
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- Anmerkung : Hier handelt es sich bereits um sehr teure High-End Technik, mit der die Tester, wie sie es später beschreiben, kleinste Unterschiede zu hören glauben.
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Die Programmquellen
Die DHFI-CD mit den vorzüglich aufgenommenen Liszt-Klaviersonaten und die komplette Reihe von CD-Highlights standen für den Hörtest bereit. Vor allem Wolf Hardens Spiel auf dem Bösendorfer Imperial brachte schnell Unterschiede zutage.
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- Anmerkung : Auch bei der CD handelt es sich bereits um sehr sehr edle PCM Digitalaufnahmen, mit der die Tester, wie sie es später beschreiben, kleinste Unterschiede zu hören glauben.
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Ungenügend - die billigste Lösung mit 0,75mm²
Verband das 2 x 0,75 NYFAZ Kabel (Anmerkung : wir nennen dieses leidlich flexible mehradrige Kabel auch Litze) die Endstufen und Boxen, dann fehlten Bässe, und die Anschläge kamen hart, fast sogar blechern.
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- Anmerkung : Das Verkabeln von Lautsprecherboxen mit fest angebrachten 2 x 0,75 mm² Kabeln wie bei Telefunken, BRAUN und GRUNDIG üblich, basierte auf den damals möglichen (deutschen) Verstärkerleistungen und der damit verbunden Erfahrung. Tenor : Der Kunde hört das doch sowieso nicht. Außerdem haben wir die "HIFI DIN Norm 45.500" um das 8 fache überschritten, so deren (damalige) Argumentation.
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Der Bösendorfer Imperial klang mit 10 x 0,5mm² Flachkabel immer noch etwas dumpf und muffig, und auch 4 x 0,5mm² tönte eine Nuance flach und stumpf. So klingt kein Bösendorfer. Mit 3 x 1,5mm² Netzkabel fehlte nach wie vor Baß und Pep in den Höhen. Klang: befriedigend". Wer seine Boxen mit Billigstrippen verkabelt, dürfte damit kaum glücklich werden.
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Gesteigerter Querschnitt auf 2,5 mm²
Wuchs der Querschnitt auf 2,5mm², dann traten vor allem tiefe Frequenzen etwas deutlicher hervor. Mit "Oehlbach" sowie "In Akustik" 2,5mm² Kabeln fehlte aber immer noch Glanz in den Höhen und leise Passagen verloren an Deutlichkeit.
Auch das 4 x 1,5mm² Netzkabel zeigte diese Tendenz. Audio Technica AT 635 vernachlässigte trotz LC-OFC hohe Frequenzen.
Die Musik klang aber voller und sonorer als mit der billigen Netzstrippe. Damit reichte es noch zu „befriedigend bis gut".
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- Anmerkung : Betrachten sie diese Art von Tests als Voodoo, denn die allermeisten dieser Beurteilungen konnten andere (gelernte und studierte) Experten (Tonmeister) überhaupt nicht nachvollziehen.
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Schon recht gut - Kabel mit 6 mm² Querschnitt
Mit zweiadrigen 4 und 6 mm²-Lautsprecherkabeln gewann Musik mehr harmonische Balance. Egal, ob In Akustik 6 mm², Oehlbach 6 mm², Magnat Superflow, Räke Desmond, QED, Monster Powerline 2, Esoteric Ultra Reference oder Esoteric Accu Path: Tiefe Tonlagen erschienen voll und kräftig, und Obertöne kamen fein gezeichnet.
Im gesamten Frequenzbereich fehlte aber noch "eine Idee Präzision". Vor allem bei leisen und komplexen Passagen verschwanden dann einige Details im Hintergrund, und Instrumente waren nicht mehr so klar zu orten.
Das zweiadrige, nur 2,5m kurze Classe Audio (gelieferte Testlänge) brachte zwar mehr Details in Mitten und Höhen, unterschlug aber etwas Tiefen. Eine ähnliche Klangbalance lieferte das Hitachi-Koaxkabel SSX-101. Trotz LC-OFC-Superkristallen schienen Bässe abgebremst und mager. Die recht gut definierten mittleren Tonlagen drängten sich mehr in den Vordergrund.
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- Anmerkung : Auch das hier oben drüber ist absolutes Voodoo.
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Und jetzt kommen die 10mm² Kabel
(Wir sind immer noch im Jahr 1984 !!) - Kennzeichen des 10mm² Kabels von In-Akustik ist der tiefe, wuchtige Baß, der kräftiger als bei den 6mm² Kollegen kommt und der damit die Bedeutung des Querschnitts für die Tiefenwiedergabe unterstreicht. Allerdings wird die Baßfülle durch geringere Transparenz in den Höhen erkauft. Ein Blick in die Tabelle zeigt die hohe Induktivität dieses Kabels und belegt ihren schädlichen Einfluß. Den entgegengesetzten Eindruck hinterläßt das Nagaoka-Koaxkabel: Tiefe Töne kommen mager, hohe etwas betont. So erhielten diese Strippen ein „gut".
Hitachi SSX-104 zeichnete sich vor allem durch "feinziselierte" Wiedergabe der mittleren und hohen Frequenzen aus. Einzelne Musikimpulse wurden sehr schön voneinander getrennt. Einzig hätte man sich noch etwas mehr Prägnanz in tiefsten Lagen gewünscht. Das induktionsarme Monitor-Audio-Flachkabel klang etwas heller und noch detaillierter. Mittel- und Hochtonimpulse kamen sehr schnell. Allerdings fehlte hier die Wucht bei kräftigen Baßpassagen. Auch das G&BL- Triaxialkabel und das Namiki SR 821 SP lieferten die Fein-Zeichnung, die den zweiadrigen 6mm²Kabeln abging. Allerdings fehlte auch ihnen etwas "Eifer im Baß".
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Die Außenseiter
Eine Außenseiterstellung nehmen die beiden Audioplan-Kabel ein. Vor allem das LS10 übertrumpfte alle Konkurrenten an Baßfülle und Sonorität. Das Klangvolumen ging aber auf Kosten der Hochtonwiedergabe, die etwas unterbelichtet blieb. Deshalb bekamen sie die Note „gut bis sehr gut".
Mit exakt kontrollierten, wuchtigen Baßimpulsen und sehr lebendigen und freien Mitten und Höhen machte das 6 x 2,5mm² auf sich aufmerksam. Auch das Esoteric Ultra Path konnte diese Vorzüge in sich vereinigen. Musik erklang bei diesen beiden Kabeln herrlich frisch. Fast hätte es zu einem „sehr gut" gereicht.
Die Spitzenposition nahm aber das Audiolabor-Hohlleiterkabel ein. Es war schon atemberaubend, wie selbstverständlich sich die Musik vom Lautsprecher befreite. Mit keinem anderen Kabel standen die Instrumente so plastisch greifbar im Raum. Einziger Kritikpunkt: tiefsten Frequenzen fehlte manchmal etwas Druck. Trotz dieser kleinen Mankos gab es ein „sehr gut".
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Resume - je dicker desto besser
Nun verfügt der durchschnittliche Musikhörer nicht über die stereoplay-Referenzanlage, bei der Kabelunterschiede derart deutlich werden. Bei Billigstanlagen lohnt es sich bestimmt nicht, zu teuren Superkabeln zu greifen - man hätte halt nur eine Fehlerursache weniger.
Von billigen und dünnen Strippen sollte man aber trotzdem die Finger lassen, denn sie verschlechtern selbst das Klangbild einer durchschnittlichen Anlage merklich.
Um die Möglichkeiten der Geräte auszuschöpfen, bietet sich mit den preiswerten 4- und 6mm² Kabeln ein günstiger Kompromiß an. Und wer im Kabelfachhandel einen Restposten 6 x 2,5mm²Steuerkabel preisgünstig erstehen kann und bereit ist, selber zu löten, dürfte ein Traumkabel zum günstigen Preis haben.
Wer dagegen nicht löten möchte, kann sich vom Fachhändler mit Ultra Path von Esoteric ein vorzügliches Kabel konfektionieren lassen. Will man sich aber auch bei Kabeln in High-End-Regionen bewegen, führt kein Weg an den Audiolabor-Strippen vorbei.
Joachim Reinert im Dez. 1984
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Gruppe 1 : Zweiadrige Lautsprecherkabel (das war 1984!)
Hersteller | Bezeichnung | Querschnitt | Ungefährer Meterpreis (DM) | Spez. Widerst. mOhm/m | Spez. Indukt. nH/m | Spez. Kapaz. pF/m | Kritische Länge m |
Classe Audio | LS-Kabel | 2 x 10 mm2 | 850 | 4 | 492 | 34 | 10,16 |
Einfachkabel | NYFAZ | 2 x 0,75 mm2 | 0,75 | 55 | 759 | 55 | 6,59 |
Esoteric Audio | Accu Path | 2 x 6f5 mm2 | 20 | 10 | 543 | 95 | 9,21 |
Esoteric Audio | Ultra Reference | 2 x 6,5 mm2 | 10 | 9 | 648 | 65 | 7,71 |
In-Akustik | Monitor PC 2.5 | 2 x 2f5 mm2 | 3 | 14 | 621 | 77 | 8,06 |
In-Akustik | Monitor PC 4.0 | 2x4 mm2 | 5 | 8 | 493 | 74 | 10,14 |
In-Akustik | Monitor PC 6 | 2x6 mm2 | 10 | 6 | 476 | 73 | 10,49 |
In-Akustik | Monitor PC 10 | 2 x 10 mm2 | 15 | 4 | 660 | 39 | 7,58 |
Magnat | Superflow | 2x4 mm2 | 7 | 8 | 560 | 83 | 8,92 |
Monster Cable | Powerline 2 | 2x4 mm2 | 40 | 14 | 537 | 49 | 9,32 |
Oehlbach | Oehlbach-Kabel | 2 x 2,5 mm2 | 3 | 13 | 605 | 73 | 8,27 |
Oehlbach | Oehlbach-Kabel | 2 x 4,0 mm2 | 4,50 | 9 | 559 | 81 | 8,94 |
Oehlbach | Oehlbach-Kabel | 2 x 6,0 mm2 | 6,50 | 6 | 563 | 77 | 8,87 |
QED | Flachkabel | 2 x 5,5 mm2 | 10 | 7 | 893 | 24 | 5,60 |
Räke | Desmond | 2x6 mm2 | 9 | 6 | 577 | 70 | 8,66 |
Gruppe 2 : Mehradriqe Lautsprecherkabel (das war 1984!)
Hersteller | Bezeichnung | Querschnitt in mm² | Ungefährer Meterpreis (DM) | Spez. Widerst. mOhm/m | Spez. Indukt. nH/m | Spez. Kapaz. pF/m | Kritische Länge m |
Audioplan | MusiCableLSlO | 2 x 10 | 120/81 | 3 | 433 | 86 | 11,43 |
Audioplan | MusiCable LS 4 | 2x4 | 78/44 | 10 | 619 | 90 | 8,07 |
Audio Technica | AT 635 | 4 x 0,85 | 25 | 20 | 280 | 103 | 17,83 |
Esoteric Audio | Ultra Path | 4 x 6,5 | 30 | 5 | 373 | 163 | 13,40 |
Flachkabel | 10 x 0,5 | 3,80 | 15 | 74 | 384 | 33,78 | |
Flachkabel | 4 x 0,75 | 1,50 | 24 | 291 | 146 | 17,18 | |
Hitachi | SSX-104 | 4x 1,25 | 30 | 14 | 237 | 128 | 21,1 |
Monitor Audio | 26 x 0,12 | - | 23 | 71 | 1840 | 21,34 | |
Netzkabel | 3 x 1,5 | 1,75 | 19 | 461 | 122 | 10,85 | |
Rundkabel | 4 x 1,5 | 2,10 | 13 | 223 | 274 | 22,42 | |
Rundkabel | Steuerkabel | 6 x 2,5 | 5,705 | 5 | 173 | 441 | 28,90 |
Gruppe 3 : Koaxialkabel (das war 1985!)
Hersteller | Bezeichnung | Querschnitt | Ungefährer Meterpreis (DM) | Spez. Widerst. mOhm/m | Spez. Indukt. nH/m | Spez. Kapaz. pF/m | Kritische Länge m |
Audiolabor | Hohlleiter | 2x6 mm2 | 100/501 | 7 | 53 | 404 | 71,84 |
G&BL | PEV070 | 3x2 mm2 | iio2 | 16 | 92 | 516 | 31,34 |
Hitachi | SSX-101 | 2 x 5,5 mm2 | 40 | 8 | 166 | 209 | 30,12 |
Nagaoka | SC 150 | 2 x 1,25 mm2 | 496 | 32 | 303 | 113 | 15,75 |
Namiki | SR-821SP | 2 x 2,5 + 1,5 mm2 | 2254 | 26 | 86 | 391 | 18,99 |
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Noch ein Wort zu den absoluten physikalischen Gegebenheiten
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Arndt Klingelnberg nennt es "Stripptease"
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- Anmerkung : Diese nachfolgende Erläuterung ist natürlich nur für Leser geeignet, die bereits elektrotechnische Grundkenntnisse haben und mit den hier genannten Begriffen nicht völlig auf Kriegsfuß stehen.
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Das LS-Kabel (und nicht nur das) stellt physikalisch eine auseinandergezogene Spule dar. Ihr Wechselstromwiderstand (die Induktivität) bildet zusammen mit der Impedanz des Lautsprechers (siehe Impedanzkurve in den Boxentests) ein Frequenzfilter, und zwar einen Tiefpaß. Sehr hohe Frequenzen werden hierdurch stark abgeschwächt, hohe Frequenzen je nach Bauart des Lautsprechers leicht behindert oder auch angehoben.
Der Test zeigte, daß in einem Bereich bis 50 Kilohertz bei einer ungünstig ausgelegten Lautsprecherbox (also der Box mit mehreren Chassis) mit kritischen Kabeln immerhin Veränderungen von +7 bis -12 Dezibel (dB) auftreten können.
Zusätzlich wirken der Hin- und Rückleiter aufeinander wie die Flächen eines Kondensators. Bei hohen Frequenzen zeigt das Kabel durch seine Kapazität einen „Leckstrom", den der Verstärker zusätzlich liefern muß. Aber selbst bei stark kapazitiven Kabeln (10 Nanofarad) sind das im Verhältnis zu 4 Ohm nur 0,5 Prozent mehr Strom bei 20 Kilohertz.
Auch der Längswiderstand verändert den Frequenzgang. Wenn die Impedanzkurve nicht flach verläuft, so bildet der Vorwiderstand des Kabels (und auch der Innenwiderstand des Verstärkers) mit dem Lautsprecher einen Spannungsteiler, der verschiedene Frequenzbereiche unterschiedlich abschwächt und daher den Frequenzgang leicht verändert.
Ein höherer Widerstand durch ein dünnes Kabel verringert die Bedämpfung des vom nachschwingenden Chassis gelieferten Stroms. Da das Lautsprecher-Chassis von dieser Dämpfung abhängig ist, verschlechtert sich sein Einschwingverhalten.
Zu hohen Frequenzen hin macht sich der Skineffekt bemerkbar. Die Elektronen stoßen sich auf ihren Strompfaden durch magnetische Kräfte voneinander ab. In einem Kabel begeben sie sich in die äußerste Randzone, eben die Oberfläche (englisch: skin). Bei höchsten Frequenzen trägt daher (fast) ausschließlich die Oberfläche zum Stromfluß bei. Silber leitet besser als Kupfer, und was wichtiger ist, zumal bei älteren Kabeln, Silberoxid leitet wesentlich besser als Kupferoxid. Deshalb versilbern einige Hersteller ihre Strippen - im doppelten Sinne.
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Für die Beurteilung eines Kabels sind Längswiderstand und Induktivität wichtig, alles andere ist von deutlich geringerem, wenn auch nicht ganz ohne Einfluß.
Verläuft die Impedanzkurve des angeschlossenen Lautsprechers gleichmäßig flach und steigt auch noch im Hochtonbereich an, so ist die Box recht unkritisch. Zeigt die Kurve dagegen im Bereich der Baßresonanz und auch bei höheren Frequenzen starke Spitzen und fällt sie womöglich sogar noch im Hochtonbereich ab, so ist mit Kabeln äußerste Vorsicht geboten.
Die maximal empfohlene Kabellänge gilt für 0,5 Ohm Längswiderstand (Hin- und Rückleiter) sowie 0,5 Mikrohenry Induktivität. Diese Grenzwerte führen zu den in der Tabelle empfohlenen maximalen Kabellängen für übliche 4-Ohm-Boxen.
Die angegebenen Längen sind Maximalwerte, die auf keinen Fall überschritten werden dürfen. Wer den Kabeleinfluß so klein wie möglich halten möchte, sollte nur die Hälfte oder ein Drittel der kritischen Länge nehmen.
Arndt Klingelnberg im Dez. 1984
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