Hifi- (??) Lautsprecher im Jahr 1953
Inzwischen muß man ja richtig suchen, bis man an die guten und (damals sehr) teuren alten Radios der Anfänge nach dem 2. Weltkrieg heran kommt. Gefragt sind die ersten großen Wohnzimmer-Radios mit fest eingebautem UKW-Empfangsteil. Jedesmal ist der Zufall mit dabei.
Unser Vater hatte 1955 oder 1956 ein Grundig Radio der oberen Preisklasse für etwa 498.- DM gekauft und er war auf dieses damals recht teure Teil (fast 8 Monatsmieten) mächtig stolz. Wir Redlichs hatten nämlich für diesen Luxus eigentlich kein Geld übrig und unser Vater hatte lange gespart, bis der (Radio-) Traum in Erfüllung ging.
In 2016 bekam ich die übrig gebliebene Schallwand eines ausgeschlachteten Grundig 4040W Radios (also nicht aus einem 4040W/3D) aus der Grundig 4000er Serie geschenkt. Und nach dem Säubern (also dem vorsichtigen Entstauben) und Demontieren sind mir ein paar Besonderheiten aufgefallen.
Dieses 1953er Mono Radio - und auch noch ohne 3D - hatte nicht nur einen elektrostatischen Hoch-Mitteltöner und einen recht großen ovalen Tieftöner, die Membrane des Tieftöners hatte an den Ecken weggestanzte Löcher - und das ist sonderbar.
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4 gestanzte Löcher in der Membrane ??
Das war mir neu, denn die Kinoleute setzten damals die Maßstäbe beim Klang, auch bei den tiefen Tönen und tüftelten alle nur möglichen Tricks aus, auch die tiefen Töne (heute spricht man vom Bass) hocheffizient zu verstärken. Und in den Kinos war die große - teils 4 oder 8 oder noch deutlich mehr m² große Schallwand das Maß der Qualität.
Hier in diesem Radio war es scheinbar anders. In dem Gehäuse des Radios gab es vermutlich "zu viele" Tiefen trotz des Klangreglers im Vorverstärker. Die Ingenieure bei Grundig stanzten 4 Löcher in die 4 Ecken der Membrane.
Damit provozierten sie den sogenannten akustischen Kurzschluß und förderten künstlich die schwache Tieftonwiedergabe. Mal sehen, wie das zu erklären ist.
Weiterhin ungewohnt ist für uns heute, daß man neben der Zentrierspinne direkt an der Schwingspule keine Gummi- oder Leinensicke benutzte, sondern die Membran-Pappe gleichzeitig auch als Sicke funktionierte. Damit war die Membran recht straff aufgehängt und das wiederum bremste die Effizienz aus.
Das ovale Chassis sieht zwar bombastisch aus . . .
. . . es ist aber gar nicht aus ALU-Druckguss, es ist aus Plastik und nur mit Goldbronze gespritzt. Also auch wenn es aussieht wie ein teures Altec- oder Tannoy- Chassis, es ist ganz ganz billig aus Plastik.
Dennoch ist es optisch eine beindruckende Wucht, solange man es nicht abschraubt, hoch hebt und mit einem harten Gegenstand mal drauf klopft.
Die tollen silbernen oder goldenen Grundig Aufkleber tönen von Multi-Oktav Lautsprechern, aber das konnten so gut wie alle anderen auch.
Dafür ist die Befestigung auf der Schallwand sehr solide und aufwendig gemacht. Die massiven Metallkrallen klemmen die Gummistreifen und damit das Chassis bombenfest und sind sogar gegen Aufdrehen durch Vibrationen mit grüner Farbe geschützt.
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Dazu ein "elektrostatischer" Hochtöner
Das gab es bei Grundig noch über Jahre. Die neue - im Vergleich zu früher - hochqualitative UKW Technik beflügelte auch die Entwickler, das 1952 aktuell Feinste an möglicher Tonwiedergabe zu probieren.
So finden wir in vielen 1955er Grundig Radios der oberen und höchsten Preis- und Qualitätasstufen ein oder mehrere feine Hochtöner.
Bislang kannte ich Elektrostaten nur mit einer separaten Hochspannungs- Stromversorgung.
Hier ging es auch anders. Das "wie" muß ich Ihnen vorerst leider schuldig bleiben.
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Ein paar Bilder aus dem Inneren eines solchen Hochtöners.
Die eigentliche Membrane ist eine transparente - inzwischen bröckelnde oder bröselnde - Kunststoff-Folie mit ca. 7cm Durchmesser, die auf einer Seite mit Silber bedampft ist und damit leitet.
Nach draußen hin gibt es das metallne Gitter aus Zink-Druckguss und innen gibt es das Lochblech aus reinem Kupfer.
Zum Tönen gebracht hatte ich das Teil aber nicht mehr.