Diese Artikel stammen alle aus dem Test-Jahrbuch 1970
Automatischer Spieler und Plattenwechsler Dual 1219
Gezeigt wurde der Schwarzwälder Firma vornehmste HiFi-Schöpfung schon auf der Hannover-Messe 1969. In Serie ging der Dual 1219, wie üblich, einige Zeit später. Unsere Testmessungen wurden an einem Gerät der Nullserie und an einem zweiten Gerät durchgeführt, das aus der Serienproduktion stammt.
Beschreibung
Schon auf den ersten Blick (Bild im Titel) strahlt der 1219 eine ganze Menge mehr HiFi-Flair aus, als dies beim 1019 der Fall war. In erster Linie ist dies auf den erstmals 305 mm zählenden Durchmesser des 3,1 kg schweren Plattentellers zurückzuführen, in dessen aufgeklebte Gummiauflage ein Ring mit Stroboskopmarken für 33 /1/3 und 45 U/min eingearbeitet ist.
"Dekorative" Stroboskopmarken
Leider haben diese Stroboskopmarken mehr dekorativen als praktischen Wert, weil sie von der aufliegenden Platte verdeckt werden. Da die Frequenzabweichung bei aufliegendem, trocken gefahrenem Dust-Bug jedoch, wie unsere Messungen ergaben, maximal 0,5% beträgt, kann man jedoch mit der Justierung bei leerem Plattenteller auskommen.
Qualitätsverheißende Optik
Nicht minder attraktiv und qualitätsverheißend wirkt der kardanisch gelagerte Tonarm (Bild 1), dessen effektive Länge mit 222mm die des 1019 Tonarms um 20mm übertrifft. Diese Ring-in-Ring-Anordnung gestattet die Lagerung für beide Bewegungsrichtungen in gehärteten feinst-polierten Stahlspitzen, wodurch, wie unser Test zeigen wird, höchst bemerkenswert niedrige Lagerreibungen in vertikaler und horizontaler Richtung erzielt werden konnten.
Den Tonarm sehr exakt ausbalancieren
Das konzentrisch in den Tonarm hineinragende, verschiebbare und durch eine mit Schlitz versehene, gerändelte Schraube fixierbare Tonarmteil ist hinten mit einem Gewinde kleiner Steigung versehen. Auf diesem Feingewinde ist das zum Zwecke der Absorption niederfrequenter Erschütterungen elastisch gelagerte Gegengewicht in etwa Hundertstelpond- Stufen durch Drehen verschiebbar (Bild 2). Dadurch läßt sich der Tonarm sehr exakt ausbalancieren.
Die Auflagekraft
Die Auflagekraft wird über eine Feder, durch Verdrehen des gerändelten Skalenrings auf der horizontalen Achse des Tonarms eingestellt (Bild 3). Der Bereich beträgt 0 bis 5,5p bei einer Genauigkeit von ± 0,1p, sofern man zur Einstellung den Tonarm auf das Rastbänkchen setzt.
Der Tonarmkopf
Der aus Leichtmetall-Legierung in Skelettbauweise hergestellte Tonarmkopf ist zweiteilig. Durch Umklappen des Griffs (am Tonarmkopf) nach hinten wird der Systemträger freigegeben und kann dem Tonarmkopf entnommen werden (Bild 4).
Shure M91 serienmäßig
Das serienmäßig gelieferte Shure M91 ist nicht mehr mittels Schrauben befestigt, sondern dank einer Paßform so einklemmbar, daß der Überhang automatisch stimmt. Andere Systemtypen können selbstverständlich mittels Schrauben befestigt werden, wobei eine mitgelieferte Lehre die exakte Justierung des Überhangs ermöglicht.
Die Skating-Kompensation
Beim Dual 1219 kann die Skating-Kompensation nunmehr an einer vom Tonarm getrennten Rändelschraube (Bild 5) vorgenommen werden, was den Vorteil hat, daß die Kompensation im Betrieb meßtechnisch oder mit Hilfe eines blanken Plattenrings (dhfi-Schallplatte Nr. 2) optimalisiert werden kann. Im übrigen stehen zwei Skalen zur Verfügung: eine für konische Nadelverrundungen von 15µm Radius und eine für biradial geschliffene Nadeln mit 5 bis 6µm seitlichem Verrundungsradius. Aus einem Diagramm im Prospekt zum Dual 1219 oder aus einer Tabelle in der Betriebsanleitung können die Korrekturwerte für andere Verrundungsradien entnommen werden. Bei Verwendung von Tonabnehmern mit einem der oben genannten Verrundungsradien genügt es, auf der entsprechenden Skala den Wert der gewählten Auflagekraft einzustellen, um die Skating-Kraft zu kompensieren.
Automatisches Plattenwechseln
Eine Stapelachse gestattet das automatische Wechseln von sechs Platten gleichen Durchmessers. Damit bei diesem Vorgang der vertikale Spurwinkel nicht allzusehr vom Normwert 15µ abweicht, wird der gesamte Tonarm durch Verschieben des als „Mode Selector" bezeichneten Hebels (Bild 6) aus der Stellung „Single play" (s.p.) in die Stellung „multi play" (m.p.) um so viel angehoben, daß für die zwei mittleren Platten des Stapels der vertikale Spurwinkel nahezu exakt stimmt und für die anderen die Abweichung in erträglichen Grenzen bleibt. Diese sind schon allein deswegen nicht allzu eng zu ziehen, weil auch bei den Tonabnehmern in dieser Hinsicht bestimmte Toleranzen unvermeidlich sind.
Stellung „s.p." und „m.p."
Zur Betriebssicherheit trägt bei, daß in Stellung „s.p." sowohl der Abwurf der Schallplatte als auch die Tonarmeinwärtsbewegung unterbunden ist und in Stellung „m.p." der Tonarmlift außer Funktion bleibt.
Der Tonarmlift
Dieser Tonarmlift ist siliconbedämpft und sorgt auch bei automatischem oder bei Wechselbetrieb für weiches Aufsetzen des Tonarms. Bei manueller Bedienung kann der leichtgängige Steuerhebel benutzt werden. Auch bei der einer Auflagekraft von 2p entsprechenden Skating-Korrektur „versetzt" der Tonarm bei wiederholtem Auf- und Absetzen nicht, so daß eine bestimmte Stelle der Schallplatte mit großer Wiederkehrgenauigkeit aufgefunden werden kann.
Eine Stellschraube für die Nadelhöhe
Die Höhe der Abtastnadel über der Schallplatte bei abgehobenem Arm läßt sich durch Verdrehen einer Stellschraube im Bereich von 0 bis 6mm variieren.
Das Bedienungsfeld
Auf dem Bedienungsfeld vorne erkennt man drei Flügelschalter. Der erste von rechts dient der Vorwahl des Plattendurchmessers bei automatischem Spieler und bei Wechslerbetrieb. Nach Lösen der Tonarmsicherung und Verschieben der Steuertaste in die Stellung „Start" lenkt der Tonarm selbsttätig auf den vorgewählten Plattenradius und senkt ab. Spielunterbrechung kann entweder durch Verschieben der Steuertaste in Stellung „stop", was zum Abschalten des Plattenspielers führt, oder durch Anheben des Lifts bei weiter rotierendem Teller herbeigeführt werden. Erreicht der Tonarm die Auslaufrillen, hebt er selbsttätig ab, schwenkt auf die Tonarmstütze zurück und schaltet das Laufwerk ab.
Als Einfachspieler betreiben
Man kann den Dual 1219 aber auch wie einen manuellen Einfachspieler betreiben. Durch Ausrücken des Tonarms aus seiner Ruhestellung wird der Plattenteller gestartet. Um zu verhindern, daß das Laufwerk beim Platten- oder Seitenwechsel abschaltet, setzt man den Tonarm auf das Rastbänkchen.
Von Hand die Nadel aufsetzen
Bei abgesenktem Lift kann man den Tonarm an jeder beliebigen Stelle auch von Hand aufsetzen. Der Flügelschalter ganz links dient der Wahl der Drehzahl und die Rändelschraube der Drehzahlfeinregulierung um 6% (entspricht einer Tonhöhenabstimmung um einen Halbton).
Alles sehr leichtgängig
Alle diese Bedienungsorgane, einschließlich des Lift-Hebels, sind außerordentlich leichtgängig. Sie können betätigt werden, ohne daß der Tonarm beim Abspielvorgang aus der Rille springt.
Der Antrieb
Der Antrieb des Dual 1219 unterscheidet sich nicht grundsätzlich von dem des 1019. Die Achse des kräftigen „Dual synchron continuouspole Motors" ist oben als konische Stufenwelle ausgebildet, von der aus die Drehbewegung durch ein 60mm Reibrad auf den Innenkranz des Plattentellers übertragen wird. Die unvermeidbar komplizierte Mechanik des Wechslers zeigt Bild 7.
Skating-Kompensation durch eine Feder
Das Drehmoment für die Skating-Kompensation wird durch eine Feder erzeugt, deren Kraft über eine Steuernocke aus Kunststoff der Auflagekraft und den beiden Verrundungsradien entsprechend gesteuert wird. Weitere Einzelheiten können der Zusammenstellung der vom Hersteller angegebenen ausführlichen technischen Daten entnommen werden.
Unsere Messungen
a) Das Laufwerk
Gleichlauf und Störspannungsabstgnde wurden an beiden Laufwerken bestimmt. Gemessen mit einer zentrierten Gleichlauf-Meßschallplatte DIN 45 545 und dem Gleichlaufschwankungsmesser EMT 420A, erhielten wir für die Tonhöhenschwankungen
am Gerät der Nullserie: ±0,06% nach DIN bewertet mit einzelnen Ausreißern bis ±0,1%
am Gerät der Serie: ±0,06% nach DIN bewertet mit einzelnen Ausreißern bis ± 0,08 %
Rumpel-Fremdspannungsabstand bezogen auf 10cm/s Schnelle bei 1kHz, Flankenschrift, nasse Abtastung
am Gerät der Nullserie: außen 40 dB innen 42 dB
am Gerät der Serie: außen 38 dB innen 42 dB
Rumpel-Geräuschspannungsabstand,
Meßbedingungen wie oben
am Gerät der Nullserie: außen 60,5 dB innen 62 dB
am Gerät der Serie: außen 59,5 dB innen 61 dB
Was die Gleichlaufschwankungen und den Rumpel-Geräuschspannungsabstand betrifft, werden die vom Hersteller angegebenen Daten von beiden Geräten eingehalten. Nicht ganz trifft dies auf den Rumpel-Fremdspannungsabstand zu. In diesem Zusammenhang muß aber darauf hingewiesen werden, daß die Rumpel-Meßplatten leider nicht einheitlich gut sind und daß allein schon daher Abweichungen zwischen Messungen, die an verschiedenen Orten durchgeführt wurden, erklärbar sind.
Wie dem auch sei, die gemessenen Werte liegen mit ausreichendem Abstand über den Forderungen der DIN-Norm. Sie dürften an der obersten Grenze dessen liegen, was man mit einem (Anmerkung : Reibrad-) Antrieb, wie er im Dual 1219 verwendet wird, erreichen kann. Die Hochlaufzeit des Plattentellers, also die Zeit, die verstreicht vom Einschalten bis zur Erreichung der Nenndrehzahl, beträgt bei 33 1/3 U/min knapp 2s.
Unsere Messungen
b) Der Tonarm
Zunächst wurde die Antiskating-Vorrichtung geprüft (Tabelle 1), und zwar mit Hilfe des Skatometers, dessen Abtastnadel einen Verrundungsradius von 16µ hat. Die Werte an der Skala beziehen sich aber auf einen Verrundungsradius von 15µ. Das erklärt aber nur zu einem geringen Teil die festgestellte Tendenz zur Überkompensation. Sie ist jedoch insofern unbedenklich, als die Skating-Kompensation an einem vom Tonarm getrennten Regelknopf vorgenommen werden kann. Dadurch ist es unter Verwendung einer Schallplatte mit einem leeren Skating-Testband (z. B. dhfi Nr.2) möglich, die Kompensation im Betrieb optimal einzustellen, obwohl es nicht ganz dasselbe ist, ob der Diamant in der Rille läuft oder auf einer glatten Oberfläche. Aber die in der Kompensationsskala fixierten Korrekturwerte beziehen sich ja auch auf Mittelwerte. Die tatsächlich erforderliche Korrektur weicht von der theoretischen ohnehin schon deswegen ab, weil die Nadelverrundungsradien ja auch einer bestimmten Toleranz unterliegen.
Die Abtasteigenschaften
Die Abtasteigenschaften des Tonarms wurden unter Verwendung der dhfi-Schallplatte Nr.2, der Shure-Testplatte TTR-101 und desselben Shure V15 II (neue Version) geprüft, das auch zum Test des Rabco-Tonarms (siehe Seite 34) benutzt wurde. Die Ergebnisse sind in Tabelle 2 zusammengefaßt. Der Vergleich mit den am Rabco-Tonarm erzielten Resultaten, die alles bisher Erreichte übertreffen, zeigt, daß der Tonarm des Dual 1219 Abtasteigenschaften aufzuweisen hat, die nur um Geringfügiges, man darf ruhig sagen: Unwesentliches, unter denen des Rabco liegen. Damit steht fest, und das darf man bei aller Zurückhaltung ruhig mal als kleine Sensation werten, daß der Tonarm des Dual 1219 - eines Gerätes mit Abspiel- und Wechselautomatik also, das zudem in Großserie hergestellt wird - zu den besten zählt, die man heute auf dem Weltmarkt finden kann.
So gut wie keine Eigenresonanz
Obwohl die Tonarm-Tonabnehmer-Eigenresonanz bei Verwendung des Shure V15 II oder des Shure M91 bei etwa 11 bzw. 13Hz liegen müßte, zeigten die von uns im Frequenzbereich 10 bis 500 Hz registrierten Schriebe keinerlei Anhebungen, die man als Resonanzen hätte identifizieren können. Dies kann nur darauf zurückzuführen sein, daß die Eigenresonanz sehr stark bedämpft ist. Den aufgrund der Tonarmgeometrie von uns ermittelten Verlauf des tangentialen Spurfehlwinkels in Abhängigkeit vom Schallplattenradius zeigt Bild 8. Der Spurfehlwinkel erreicht im genannten nutzbaren Radiusbereich nur maximal 1'36".
Unsere Messungen
c) Der Tonabnehmer Shure M 91 MG-D
Die Bilder 9a und 9b zeigen die am Dual-Tonarm gemessenen Frequenzgänge des Shure M91 MG-D sowie die Übersprechdämpfung von links nach rechts und von rechts nach links. Zum Vergleich haben wir am Dual-Tonarm die gleichen Daten mit dem Shure V15 II (neue Version) gemessen (Bilder 10a und 10b). Man sieht, daß die Frequenzgänge sich auffallend ähneln. Beim Shure M91 ist die Übersprechdämpfung von links nach rechts größer als die von rechts nach links. Dies rührt daher, daß der Taumelwinkel des Tonarmkopfs beim Testgerät nicht ganz stimmte. Zwar kann man diesen verstellen, aber der Eingriff ist etwas unbequem und war uns zu riskant, da die hierfür zuständige Schraube schlecht zugänglich ist. Auf jeden Fall ist die Übersprechdämpfung des M91 besser als die des Shure V15 II. Geringfügig schlechter sind die Abtasteigenschaften des M91 (Tabelle 3) im Vergleich zum Shure V15 II.
Die FIM des M91
Die Frequenzintermodulation FIM des M91 für drei verschiedene Auflagekräfte, gemittelt zwischen linkem und rechtem Kanal, sind Bild 11 zu entnehmen. Auch hier spielt der Taumelwinkel eine Rolle. Wenn er nicht stimmt, sind die Werte der FIM im einen Kanal fast doppelt so groß wie im anderen. Stimmt er, so werden sie im einen Kanal kleiner und im anderen größer. Die Mittelwerte bleiben gleich.
Das Shure M91 ist ziemlich nahe am Shure V15 II (neu)
Aus diesen Ergebnissen und aus Hörvergleichen darf man den Schluß ziehen, daß es sich beim Shure M91 um ein hochwertiges Magnetsystem handelt, das schon fast bedenklich nahe an die Qualität des neuen Shure V15 II heranreicht. Nachzutragen ist noch folgendes: Bei der Ermittlung der Abtasteigenschaften mit dem sphärischen M91 wurden diejenigen Skating-Korrekturen eingestellt, die sich aus Tabelle 1 als die optimalen ergaben. Beim Shure V15 II wurde die Skala für biradiale Nadeln verwendet, aber der richtige Wert mit Hilfe des Skating-Testbandes der dhfi-Platte Nr.2 eingestellt.
Daß die Übersprechdämpfung des Shure V15 II von links nach rechts und von rechts nach links übereinstimmen, obwohl der Taumelwinkel des Tonarmkopfes nicht ganz richtig war, beruht darauf, daß das Shure V15 II durch Schrauben im Kopfträger befestigt wurde, was eine Korrektur des Taumelwinkels ermöglichte, während das Shure M91 in eine Paßform eingeklemmt wird.
Zusammenfassung
Mit dem auch als Einfachspieler zu verwendenden automatischen Spieler und Wechsler 1219 hat Dual ein Gerät auf den Markt gebracht, dessen Laufwerkeigenschaften bei gegebenem Antrieb an die Grenzen des Erreichbaren heranreichen. Der Tonarm des Dual 1219 gehört zur Weltspitzenklasse, auch wenn man die hochwertigsten Einzeltonarme zum Vergleich hinzuzieht.
Präsentation, Verarbeitung und Funktionstüchtigkeit des Dual 1219 kann man nur als vorbildlich bezeichnen, und das zu einem Preis, der ihn auch für bescheidene Börsen erschwinglich macht.
Br.
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- Anmerkung : Aus diesem Kommentar ersehen Sie, daß Karl Breh wirklich begeistert ist, es aber nicht so euphorisch ausdrücken darf, um die anderen Inserenten nicht zu verprellen.
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