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Ein Artikel über den "Programmierten Verschleiß"

Aus einer unbekannten Zeitschrift aus Juni / 1980.

Außer Sprüchen nichts gewesen ?? Nein. Hier steht es :

Neuer elyptischer Diamant von Pickering - man kann es nicht erkennen
Unter dem Elektronen- Mikroskop: Eine schadhafte an beiden Flanken abgeschliffene Abtast-Nadel
Paroc-Nadel für 198 Mark: Garantiert 1500 Betriebsstunden

Weil die meisten Schallplatten-Geräte mit Billig-Tonabnehmern ausgerüstet sind, martern Millionen unwissender HiFi-Freunde ihr kostbares Plattenmaterial systematisch bis zum Exodus.

In den USA startete der führende japanische Tonabnehmer-Hersteller Audio-Technica eine Serie forsch formulierter Anzeigen: "Bevor Sie für Ihren fünf oder acht Jahre alten Tonabnehmer einen neuen Nadeleinschub kaufen, sollten Sie sich lieber ein komplett neues Abtastsystem zulegen."

Was auf dem in der Bundesrepublik und in den USA gleichermaßen heiß umkämpften HiFi-Märkten nicht immer der Fall ist, stimmte an dieser Werbeaussage hundertprozentig:

Die besten jener gerade ein Kubikzentimeter großen HiFi-Bausteine, mit deren Hilfe die in der Plattenrille gespeicherten mechanischen Signale in elektrische zurückverwandelt werden, haben mittlerweile einen erstaunlich hohen Perfektionsgrad erreicht.

Wer zum Beispiel die Klangqualität einer Mittelklasse-HiFi-Anlage (2.000 bis 3.500 Mark) verbessern möchte, muß nicht unbedingt seine 1.000-Mark-Boxen verschrotten und auf ein Lautsprecherpaar zum doppelten Preis setzen. Ein hochwertiger neuer Tonabnehmer garantiert den gleichen Effekt und ist bereits ab zirka 400 Mark (Bang & Olufsen MMC 20 CL) zu haben.

Der Abtaster spielt die entscheidende Rolle.

Doch die Masse der HiFi-Hörer begnügt sich noch immer mit Billigst-Abtastern. Den wenigstens ist nämlich bewußt, daß die Klangqualität der aus den Lautsprechern kommenden Musik nur so gut sein kann, wie sie der Tonabnehmer als erster Wandler in der HiFi-Anlage dem Verstärker anbietet.

Um so unbegreiflicher ist es, daß die Hersteller überwiegend noch immer Plattenspieler verkaufen, die mit Billig-Tonab- nehmern ausgestattet sind und die als Einzelstücke teilweise bereits ab 50 Mark zu haben sind.

Derselbe Konsument,
dem der regelmäßige Ölwechsel beim Auto eine Selbstverständlichkeit ist, kann sich offenbar nicht vorstellen, daß die aus Diamant geschliffene Abtastnadel bereits nach sechs Monaten starke Schäden am Plattenmaterial verursacht. Die Qualität der aus dem härtesten Material der Welt geschliffenen Nadel ist nämlich immer nur so gut oder so schlecht wie die Qualität des Tonabnehmersystems.


Zumal die Lebensdauer des Abtastdiamanten entscheidend davon abhängt, ob er im Tonabnehmer in die weiche oder harte Laufrichtung orientiert ist. Hart orientierte Diamanten verschleißen etwa zwei- bis dreimal langsamer als weich orientierte.

Weich orientiert sind aber - nicht zuletzt aus Profitgründen - die Nadeln in 98%aller Tonabnehmer. Programmierter Verschleiß also, der von HiFi-Experten jederzeit in den Labors von Spezialfirmen nachgewiesen werden kann, zum Beispiel bei der Idar-Obersteiner Diamantschleiferei Weinz Weka OHG.

Geht es wirklich nur um den Profit beim Hersteller ?

Tatsache ist nämlich, daß (0riginal-) Hersteller und Hifi-Fachhandel an dem technisch komplizierten HiFi-Baustein Tonabnehmer relativ wenig verdienen. (Stand 1980 - hat sich ab 2000 geändert bzw. verbessert) Folglich soll der Gewinn mit dem Ersatznadelgeschäft gemacht werden. In Mark und Pfennig sieht die Rechnung ungefähr so aus: Die billigsten Diamantnadeln für Tonabnehmer der HiFi-Standardklasse kosten in der Produktion etwa zehn bis 20 Pfennig, die kompletten Nadeleinschübe zwischen 20 und 40 Pfennig.

Nach zwei Zwischenhandelsstufen liegt jedoch der Ladenverkaufspreis zwischen 30 und 80 Mark. Solche Nadeln sind nach 100 bis 200 Spielstunden schrottreif, weil sie entweder falsch geschliffen oder nicht richtig orientiert wurden. Ausnahmen machen da nur wenige Spezial-Hersteller. Inzwischen haben sich aber auch eine Menge mehr oder weniger kompetenter Nischenanbieter auf das Ersatznadelgeschäft gestürzt.

Druck verteilt - Verschleiß verhindert ?

Ein Krater in der Plattenrille als Folge eines abgenutzten elliptischen Abtast-Diamanten

Genannte Firmen schenkten in den beiden zurückliegenden Jahren der Schliff-Form der Diamantnadeln größte Beachtung, um die schonende Behandlung der Plattenrillen zu optimieren.

Im Gegensatz zu den vorher geläufigen elliptischen wurden hyper-elliptische Nadelformen entwickelt — in der Fachsprache ,,line con-tact" genannt. Deren Kontaktzone zur Plattenrille ist drei- bis viermal so groß wie bei herkömmlichen Diamanten.

Durch diese Konstruktion verteilt sich der Druck in der Plattenrille
und verhindert den frühzeitigen Verschleiß. Die in ihrer Masse drastisch reduzierten und sorgfältig polierten Abtastnadeln gestatten zusätzlich eine bessere Wiedergabe höchster Frequenzen, weil sie auch den feinsten Auslenkungen der Rille präziser folgen.


Voraussetzung für besseren Klang ist aber immer, daß

  • der Tonabnehmer vom Fachmann (Hersteller beziehungsweise Händler) geometrisch korrekt montiert wird;
  • der Auflagendruck stimmt, also weder zu hoch noch zu gering ist (wer sich an den von Herstellern empfohlenen Maximalwerten orientiert, ist gut beraten);
  • der für den betreffenden Tonarm erforderliche Abtaster benutzt wird.

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Den Fachmann fragen ?

Welcher Tonabnehmer zu welchem Tonarm paßt, kann der Konsument meist nur von einem vertrauenswürdigen Fachhändler erfahren. Die einzige Firma, die konkrete Empfehlungen ausspricht, ist die Deutschland-Filiale des japanischen Handelshauses Osawa in München.

Doch welcher Phono-Händler ist wirklich ein Fachmann ? Das DHFI hatte es ab 1964 mit mehrtägigen Qualifizierungen ermöglicht, sich geprüfter Hifi Fachberater zu nennen, samt Urkunde.

Empfehlungen 1980 für ein "Optimiertes Klang-Erlebnis"

1980 empfiehlt "DM" 14 meßtechnisch geprüfte Super-Tonabnehmer. Die billigsten Magnet-Tonabnehmer werden Plattenspieler-Herstellern zum Industriepreis von sechs Mark angedient.

Allein in der Produktion 400.- Mark kostet dagegen den japanischen Hersteller Dynavector dessen Top-Abtaster DV 1000. Mit beiden Tonabnehmern können Schallplatten abgespielt werden. Dazwischen liegen allerdings akustische Welten.

Bei den nachstehend von DM empfohlenen 14 Super-Tonabnehmern handelt es sich um Systeme, die

  • mit genauester Meßtechnik überprüft wurden
  • oft nur in geringen Stückzahlen importiert werden
  • nicht in jedem normalen HiFi-Laden vorrätig sind.
Hersteller Zirka-Preis in D-Mark (1980)
Dynavector DV 100D 2000.-
Ortofon MC 30 1000.-
SupexSDX-1000 1000.-
EMTXSD-15 800.-
SatinM18BX 800.-
Denon DL-303 750.-
JVC MC-1 750.-
Luxman 115C 750.-
Sonus Dimension Five 560.-
Audio-Technica AT 32 500.-
Coral MC-81 500.-
Dynavector DV 100R 500.-
Yamaha MC-1s 420.-
Bang & Olufsen MMC 20 CL 400.-

Anmerkung: Das sind jetzt in 2012 etwa 30 Jahre her.

Vor vielen Jahren war der auch mal neu - aber jetzt ist er hin.

Selbst wenn sie einen angeblich "neuen" und wirklich noch original verpackten (meinetwegen sogar bislang ungeöffneten) Abtaster kaufen können, so sind bei den allermeisten Systemen die Gummi- oder Kunststofflager hart oder bereits ausgehärtet !!

Selbst
ganz teure Silikon-Gummi-Blöcke werden nach 20 Jahren hart und dann stimmt von den ehemals beworbenen bzw. propagierten Abtasteigenschaften (von damals - also vor vielen vielen Jahren) so gut wie nichts mehr.

Das "Teil" ist zwar immer noch neu- also vielleicht optisch und eventuell sogar juristisch neu, auch der Diamant ist "funkel-nagel-neu", aber das Teil ist inzwischen "hinüber" und das ist gleichbedeutend mit unbrauchbar - endgültig.

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