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Ein Artikel von Dipl. Phys. Karl Breh - ehemals Chefredakteur der Hifi-Stereophonie - im Heft 12/1978 mit allerersten fundierten Hinweisen auf die kommende (CD-) Digitaltechnik.

Karl Breh war einer der ersten, der, durch sein Fachwissen befähigt und daher konsequent, mit den ganzen verliebten Voodoo- Träumereien aufgeräumt hatte und auch die hartnäckig verbohrten Spinner immer wieder auf den Boden der Physik - also der Realität - zurückgeholt hatte.
Sicher hat er den Träumern viele, ganz viele schlaflose Nächte bereitet, nach solch einem Artikel der skeptischen Ehefrau den super tollen 10.000.- bis 14.000.- Marks Edel-Plattenspieler wirklich überzeugend zu erklären bzw. anzudienen.
Die Selbstzweifel wurden dann bei den allermeisten temporär unter den Tisch (oder unter den Teppich) gefegt und wurden fortlaufend übertüncht, aber dauerhaft verdrängen ließen sie sich schon damals nicht - und lassen sie sich auch heute erst recht nicht.

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1978 - "Die technische Qualität der Schallplatte".
- Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven -

Die Hifi '78 in Düsseldorf ließ es klar erkennen: Im Bereich der Schallaufzeichnung und -wiedergabe nähern wir uns einer Übergangsphase. Die analogen Aufzeich- nungsverfahren auf Magnetband und die Überspielung auf Lackfolie, der erste Schritt im Herstellungsprozeß der Schallplatte, könnten durch digitale Verfahren abgelöst werden.

Ein PCM-"Tonbandgerät" mit feststehendem Kopf wurde in Düsseldorf ebenso gezeigt wie ein "Plattenspieler" (der spätere CD-Spieler), bei dem ein Laserstrahl das digital auf einer "Schallplatte" (es war die erste 11,5cm CD) aufgezeichnete Musiksignal trägheitslos abtastet. Die Möglichkeiten des Verfahrens klingen abenteuerlich, was Speichervolumen, Dynamik und Störfreiheit betrifft.
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Neu: Revox Tangentialspieler

Daneben gab es noch nie so viele hochperfektionierte konventionelle Plattenspieler, Tonarme, Tonabnehmer, verbesserte Cassettenrecorder und halbprofessionelle, analog aufzeichnende Tonbandmaschinen zu sehen. Während die analoge Technik ständig verfeinert und vervollkommnet wird, hat die Digitaltechnik, die sie ablösen könnte, schon einen Fuß in den Türspalt gestellt.

  • Anmerkung: Aus unserer heutigen Sicht (2012) mit einem Abstand von ca. 30 Jahren kann fundiert festgestellt werden, daß die mechanische analoge Schallplattentechnik zum Ende der 1970er Jahre physikalisch nahezu vollständig ausgereizt war. Eine meßbare Verbesserung der technischen Qualität - auch mit der Telefunken / TELDEC DMM Technik auf der Kupferplatte - war so gut wie nicht mehr möglich.

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So ist das professionelle Tel-Com-Rauschunterdrückungsverfahren von Telefunken dem Dolby-A klar überlegen und möglicherweise das kommerzielle Hi-Com dem Dolby-B. Aber wird die Neuerung überhaupt noch zum Zuge kommen, oder wird die Digitalisierung darüber hinweggehen?

Wie lange wird die Schallplattenindustrie mit Rücksicht auf installierte Produktions- kapazitäten und wegen der beängstigenden Perspektive, womöglich zweigleisig fahren zu müssen, den Sprung zur Digitalplatte hinausschieben können?

Fragen über Fragen, auf die es heute noch keine eindeutigen Antworten gibt, die wilde Spekulationen jedoch geradezu herausfordern. Bevor man sich ihnen hingibt, scheint eine Bestandsaufnahme angezeigt, die Antwort geben müßte auf die Frage: Wie gut ist die Schallplatte heute, und was ließe sich an ihr noch verbessern?

Die Fachleute befragen :

Peter Burkowitz, Director von Polygram Record

Aufgrund eigener Erfahrungen und unter Würdigung der Ergebnisse intensiver Befragung von Fachleuten soll eine solche Bestandsaufnahme versucht werden.

Besonders zu danken habe ich für sehr offene Gespräche und schriftlich erteilte Auskünfte den Herren
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  1. Peter Burkowitz, Executive Director of Polygram Record Operations und damit zuständig für die gesamte Aufnahme- und Studiotechnik der Firma Polygram (Dachfirma von DG und Philips), (verstorben mit 92 Jahren in 2012)
  2. Horst Redlich, Technischer Direktor der Teldec-Telefunken-Decca GmbH, und
  3. Ernst Rothe, Leiter der Studiotechnik und Überspielung der EMI Electrola.

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. . . was es mit dem Klang und der Qualität und der Tonstudio-Technik alles so auf sich hat. Diese 100 Seiten sind ab Nov. 2015 hier verfügbar.

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Bestandsaufnahme und Zukunftsperspektiven

Von der Produktion her betrachtet, ist die Schallplatte ein Massenprodukt: Vom automatischen Einlegen des PVC-Kunststoffs in Gestalt eines kleinen unförmigen Kuchens zwischen den beiden Etiketten bis zur Freigabe der fertigen Langspielplatte aus dem kraftvollen Schlund des Preßautomaten vergehen keine 20 Sekunden. In dieser Zeit wird der Kunststoff erwärmt, durch gewaltigen Druck der Matrizen in die feinsten Mäander der Schallrillen gepreßt, die Temperatur durch Kühlung gesenkt und die Presse geöffnet.

  • Anmerkung 1 (gewaltiger Druck) : Das ist sogar besonders gelinde ausgedrückt. Die beiden massiven Pressbacken mit den beiden Matrizen werden mit Heißdampf richtig kräftig und vor allem schnell aufgeheizt und nach der tonnenschweren Pressung mit Gewalt brutal abgekühlt. Es geht um Zeit und zwar um Sekunden - bei 110.000 Platten pro Tag !! .
  • Anmerkung 2 (Mäander) : Die Erklärung des Wortes "Mäander" ist nicht gerade einfach. Man könnte es mit gleichförmigen Schlangenlinien erklären. Sehr oft wird auch ein andauerndes Rechtecksignal so benannt. Warum dieses erklärungsbedürftige Kunstwort immer wieder verwendet wird, mag mit der Demonstration der "alternativlosen" Kompetenz zusammenhängen. Ganz wichtig, es gibt keine Rechteck-"Kurven", wie man es in diesen diversen Hochglanz Hifi-Magazinen öfter lesen kann !!!


Bei manchen Automaten
werden während dieses Vorgangs auch gleich noch die Etiketten mehrfarbig auf die glatte Oberfläche des noch warmen Kunststoffs gedruckt. Die vom Automaten ausgeworfenen, noch nicht auf die Umgebungstemperatur abgekühlten Platten werden in die Innentasche gesteckt und stellen Gebilde dar, die man auch als eine höchst komplexe Ansammlung von in Kunststoff fixierten mechanischen Spannungen bezeichnen könnte, die zueinander in einem latenten Gleichgewicht stehen.

Schon beim Abkühlen der gerade gepreßten Platte
im Automaten kommt es entscheidend darauf an, den Temperierungsvorgang so zu steuern, daß dieses Gleichgewicht erhalten bleibt. Gelingt dies nicht, setzen sich einige mechanische Spannungen auf Kosten anderer durch: Die Schallplatte verbiegt sich mehr oder weniger, der berüchtigte Höhenschlag entsteht.

Das Ärgernis : Der Höhenschlag

Eine Vinyl-Platte mit künstlich erzeugtem Höhenschlag durch mehrere Minuten in der prallen Sonne

Welcher Schallplattenfreund hat sie nicht in seiner Sammlung, die mehr oder weniger verwellten Schallplatten, die den Tonabnehmer samt Tonarm zu den muntersten Berg- und Talfahrten veranlassen. Und das bringt beide, wenn sie dadurch in ihrer Baßeigenresonanz und deren Harmonischen angeregt werden, dazu, dem sonoren Klang eines edlen Steinways oder Bösendorfers tremulierende nostalgische Patina hinzuzufügen. Und dies bei Plattenspielern, deren Gleichlaufverhalten mit beträchtlichem technischem Aufwand bis zur Grenze des physikalisch Möglichen und weit über die Grenze des hörphysiologisch Notwendigen hochgezüchtet wurde.

  • Anmerkung: Es war in 1978 bereits messtechnisch nachgewiesen worden, (beim IRT, bei EMT und auch in Karl Brehs Labor) daß die teuren modernen Abspiel-Laufwerke (Direktantriebler) ganz erheblich besser waren als die damals besten Neumann- Schneidemaschinen und sogar deutlich besser als das Medium Vinylplatte (also das Material), das ja diese Qualität zu liefern gar nicht in der Lage war.


Wie bereits angedeutet, kann Höhenschlag schon in der letzten Phase des Preßvorgangs entstehen. Kritisch ist auch der Zeitraum bis zur völligen Abkühlung auf die Umgebungstemperatur, zumal eine Stapelung der Schallplatten während dieses Vorgangs unvermeidlich ist.

Die Dicke der Platte spielt fast keine Rolle mehr.

Eine künstlich zerbrochene Schellackplatte, um die Dicke des Materials zu demonstrieren

Weitere Höhenschlaggefahr droht der Schallplatte durch die Tasche, die, oft mit bloßem Auge erkennbar, durch unzweckmäßige Herstellung von mechanischen Spannungen gekrümmt erscheint. Solche Taschen übertragen ihr verbogenes Naturell unvermeidlich auf die plastisch verformbare Schallplatte. Dies geschieht um so leichter, je dünner die Schallplatte ist. Bei jenem Höhenschlag, der während des Herstellungsprozesses entsteht, spielt dagegen die Plattenstärke keine entscheidende Rolle, wenn nur alle Herstellungs- und Produktionsparameter auf die Plattenstärke abgestimmt sind.

Ein konkretes Beispiel: DG-Platten, die mit 1 mm Stärke den Dünnerekord halten, sind im allgemeinen nicht stärker von Höhenschlag befallen als die mit 1,2 mm heute noch dicksten EMI-Electrola-Platten. Gegen Verlegung durch unsachgemäße Verpackungen oder - was bei Rezensionsplatten eine Rolle spielt - durch lieblose Behandlung seitens der Bundespost und gegen Deformation infolge unzweckmäßiger Archivierung sind sie wesentlich empfindlicher.
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Die Ölkrise, der Sparzwang und die Folgen

Daß Höhenschlag heute im Vergleich zu den sechziger Jahren, als die Plattenstärke z.B. bei der DG noch 1,6 mm betrug, häufiger auftritt, hängt zweifellos damit zusammen und ist weniger darauf zurückzuführen, daß die Hersteller das Höhenschlagproblem bei der Herstellung selbst wegen der verminderten Plattenstärke schlechter beherrschen als früher. Daß am Material gespart werden muß, ist spätestens seit der Ölkrise jedermann klar.

Erfreulicherweise hat die Geräteindustrie durch die Entwicklung von immer leichteren Tonarmen, bedämpften Tonabnehmern und von Tonarmen, deren Resonanzdämpfung auf den verwendeten Tonabnehmer abgestimmt werden kann, dafür gesorgt, daß Höhenschlag nur noch dann zu Störungen führt, wenn die Amplituden der Welligkeit besonders groß sind oder die Verformungen nicht sanft verlaufen, sondern impulsartigen Charakter aufweisen.

Rumpeln und Oberflächengeräusche

Heutige HiFi-Plattenspieler, jedenfalls seriöse Fabrikate mit Riemen- oder Direktantrieb, weisen Rumpel-Fremdspannungsabstände auf, die zwischen 40 und 45 dB liegen, und Rumpel-Geräuschspannungsabstände - das ist der die Eigenschaften des menschlichen Gehörs berücksichtigende Wert - von rund 70 dB.

Dennoch wundern sich Schallplattenfreunde nicht selten über kräftiges Rumpeln und andere Oberflächengeräusche. Der aufkeimende Verdacht gegen den Plattenspieler läßt sich dann erfreulicherweise durch Abhören anderer Platten wieder beseitigen. Tatsache ist also, daß manche Schallplatten - sehr oft auch in den Einlauf und in den ersten modulierten Rillen - kräftiges Rumpeln produzieren, andere wieder nicht.

Die Erkenntnis ist nicht neu . . .

Die dhfi Meßplatte Nr.2 für solche Messungen zuhause

Hinsichtlich des Rumpelns sind heutige HiFi- Platten- spieler (Anmerkung: wir schreiben 1978) praktisch allen Schallplatten überlegen. Ja es ist sogar so, daß die Messung der Rumpel-Fremdspannungsabstände hochwertiger Plattenspieler wegen zu hohen Rumpelns der Meßplatten auf Schwierigkeiten stößt.

Die Ursachen für das Rumpeln mancher Schallplatten
sind vielfältiger Natur. So hat man z.B. bei EMI Electrola seit rund sieben Monaten neue Erkenntnisse hinsichtlich des Entstehens von Rumpeln während der Fertigung gewonnen und dadurch Verbesserungen erzielt.

Rumpeln kann im galvanischen Prozeß beim Anwachsen der „Werkzeuge" (Fachausdruck für die Zwischenstufen, die bis zur Preßmatrize führen) an die versilberte Lackfolie entstehen, die auf einer absolut planen Metallscheibe aufgetragen ist und in die bei der Überspielung die Schallrillen hineingeschnitten werden. Dadurch, daß diese Lackfolie Rillen enthält, wachsen die Metallschichten nicht absolut plan an: Sie müssen in einer Zwischenbearbeitung plangeschliffen werden, was mehr oder weniger ideal gelingt.

Was die Hersteller tun

Bei Polygram (DG) werden die Überspielautomaten über das serienmäßig Übliche hinaus durch Vertikalfilter zusätzlich gegen Gebäude- und Trittschall entkoppelt.

  • Anmerkung: Das ist laut Herrn Brüggemann (Interview in 2010) unwesentlich, außer bei direkt an Bahnlinien oder Autobahnen gelegenen Schneidstudios. Die teuren Neumann Schneidemaschinen (er hat zwei VMS80) wiegen ab 250 Kilo aufwärts und haben damit die entsprechende träge Masse.


Außerdem bekämpft die DG das Rumpeln ebenfalls durch besondere Behandlung der Preßformen und Matrizen.
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Eine von Brüggemanns beiden Neumann VMS 80 im Jahr 2010

Die Teldec experimentiert derzeit mit dem neuen Überspielautomaten VMS-80 von Neumann, der neben anderen Vorteilen 10 bis 15 dB bessere Rumpelwerte zu erreichen gestattet. - Zwar hat sich dieser Effekt nach der Galvanik meist wieder "verdünnt", zumindest soweit er meßtechnisch überhaupt erfaßbar ist, aber aufgrund der Gehörphysiologie (Unempfindlichkeit gegenüber sehr tiefen Bässen) bleibt dennoch ein Gewinn an Rumpelfreiheit übrig.

Dieser Fortschritt bei der Überspielung
gab im Hause Teldec wiederum den Anstoß, dem Problem der planen Matrizenrückseiten nach der Galvanik erhöhte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Relativ oft handelt es sich bei dem, das Schallplattenhörer und auch Schallplattenkritiker für Rumpeln halten, gar nicht um diese Erscheinung im präzisen Sinne, sondern um tieffrequenten Verkehrslärm, der bei bis zu sehr tiefen Frequenzen linear arbeitenden Kugelmikrophonen (Druckempfänger) durch die Aufnahme aufs Band gelangt.

Man könnte es wegfiltern, das Rumpeln .....

Ein K+H UE 1000 Superfilter für Plattenstudios - man braucht 2 davon

Wäre man weniger um HiFi-Qualität besorgt und beschnitte man bei der Aufnahme die Tiefen von einer Grenzfrequenz an, so wäre dieses Problem in unserer lauten Umwelt leichter zu beherrschen.

Andere Oberflächengeräusche, die, weil sie höher- frequenter Natur sind, nicht als Rumpeln bezeichnet werden, sich aber gelegentlich als periodisch wieder- kehrende „Mahlgeräusche" offenbaren, beruhen auf Unvollkommenheiten bei der Pressung:

Bei komplizierten Rillenformen kann es schon einmal passieren, daß die sich aus dem PVC lösende Matrize eine stellenweise rauhe Rillenoberfläche zurückläßt oder daß der Kunststoff während des Preßvorgangs nicht ideal bündig in alle Windungen bestimmter Rillen eingedrungen ist.

Die Folgen können von periodischem Rauschen bis zu prasselnden Störgeräuschen oder gar Knacken reichen. Werden solche Mängel durch die Qualitätskontrolle erkannt, werden sie beseitigt. Nun geschieht die Qualitätskontrolle bei den verschiedenen Herstellern auf unterschiedliche Weise - doch davon später.

Das Knistern - Goldader der Zubehörindustrie

Kaum etwas bringt den HiFi-bewußten Klassik-Schallplattenhörer so auf die Palme wie knisternde Schallplatten. Von dieser Erkenntnis lebt eine weitverzweigte Zubehörindustrie nicht schlecht. Grundsätzlich kann man davon ausgehen, daß es völlig knisterfreie Schallplatten nicht gibt, jedenfalls nicht auf Dauer.

Sorgt man dafür, daß elektrostatische Aufladungen
während des Abspielvorgangs nicht auftreten können, hat man eine der wichtigsten Ursachen für Knistern und Knacken beseitigt.

Dennoch können auch in die ursprünglich von der Pressung her absolut knister- und knackfreien Schallplatten harte Staubpartikel gelangen, die, vom Diamanten in die Rillenflanke gepreßt, als Knacker oder als Knistergeräusche hörbar und dort auch verewigt werden. Natürlich verursachen auch winzige Partikel oder Rauhigkeiten, die beim Ablösen der Platte von der Matrize aus den Rillenflanken herausgerissen werden und dort als Rückstände hängenbleiben, Knister- und Knackgeräusche.

Es scheint die veränderte Pressmasse, das Vinyl, zu sein . . .

Schallplattenpresse in einem Preßwerk der Polydor International GmbH in Hannover
Laut der Experten das Cover dieser 1962er LP-Kassette mit exzellenter früher Stereo-Aufnahmetechnik

Für die Ursachen dieser unerwünschten Erscheinungen dürfte die Zusammensetzung der Preßmasse von Einfluß sein. Jedenfalls ist interessant, was wir bei unseren Schallplatten- rezensionen beobachten konnten:

Bis zur Ölkrise hatten z.B. DG-Platten eine erstaunliche Oberflächengüte erreicht. Nach der Ölkrise ist die Kunststoffzusammensetzung verändert worden, offenbar um Kosten zu sparen, mit der Folge, daß DG-Platten wieder mehr knisterten, als sie es vor jenem sprunghaften Fortschritt getan hatten, den man mit dem Erscheinen der ersten DG-Subskription (Beethoven-Symphonien mit Karajan und den Berliner Philharmonikern) im Herbst 1962 datieren kann (Anmerkung: angeblich erster Stereo Zyklus der DGG(!!)).

Ein Markstein in der Geschichte der Langspielplatte

Damals wertete ich dies als Markstein in der Geschichte der Langspielplatte und lobte „die konstante, überdurchschnittliche Qualität aller Platten dieser oben genannten Kassette (HiFi-Stereophonie 3/63). Inzwischen haben sich die Dinge bei DG wieder normalisiert, aber nicht so, daß das hohe Niveau aus der Zeit vor der Ölkrise durchgehend wieder erreicht worden wäre: Die Anzahl der DG-Platten, bei denen Oberflächenmängel beanstandet werden, hat zwar wieder abgenommen, aber sie ist immer noch zu hoch.

Möglicherweise hat man inzwischen gelernt, wie man Knisterfreiheit auch bei der neuen, sparsameren Kunststoffzusammensetzung erreichen kann, allerdings nicht mit der gleichen Zuverlässigkeit. Denkbar ist auch, daß unter dem Zeitdruck mancher Produktionen die Qualitätskontrolle großzügiger gehandhabt wird. Andere Firmen, z.B. EMI Electrola und Teldec, haben ihre Kunststoffmasse auch nach der Ölkrise bis heute nicht verändert. Man hat dort den Kostendruck durch andere Rationalisierungsmaßnahmen auffangen können.

Allerdings vermag Horst Redlich nicht vorauszusagen
, ob dies auch in Zukunft durchgehend bis herab zu den Billigpreisplatten der Fall sein wird.

Deutsche Pressungen - sorgfältige und gute Pressungen ?

Eine DGG Platte auf dem Revox B795 Tangentialplattenspieler

Wie dem auch sei: im großen und ganzen dürfen wir mit der Preßqualität und der Freiheit von nicht elektrostatisch bedingtem Knistern bei Schallplatten deutscher Pressung zufrieden sein.

Davon kann man sich schnell überzeugen,
wenn man in Italien oder England gepreßte RCA-Platten (z.B. Giordano: „Andrea Chenier" oder Montemezzi: „L'Amore dei tre Re") oder in England gepreßte Decca-Platten abhört. Daß die in den USA gepreßten Vox-Platten gewaltigen Schwankungen der Preß- und Aufnahmequalität unterliegen, ist allen Lesern des Rezensionsteils dieser Zeitschrift ohnehin bekannt.

Ausreißer bei sonst gehobenem Qualitätsniveau stellt man bei CBS fest, die den größten Teil der für unseren Markt bestimmten Langspielplatten in Holland, einige jedoch auch in der Bundesrepublik pressen läßt. Daß man in Holland sauber zu überspielen und zu pressen versteht, läßt die seit einiger Zeit hohe Qualität der dort gefertigten Philips-Platten erkennen.

Jedoch werden nicht alle Philips-Platten in Holland gepreßt, da Philips auch die in Hannover vorhandene Kapazität der Polygram nutzt. Noch vor nicht allzu langer Zeit gab es bei Philips häufiger rumpelnde Einlaufrillen zu monieren, was sich aber entscheidend gebessert hat.

Vorechos - Vorboten von Fortissimi

Schreckhafte Naturen mögen sie vielleicht ganz gern, diese Vorboten von Fortissimo-Stellen, denn sie kündigen 25 oder 30dB leiser an, was in den nächsten zwei Sekunden an Klanggewalt auf sie zukommt. Die Mehrheit aller HiFi-orientierten Schallplattenhörer würde jedoch liebend gerne darauf verzichten, und die Schallplattenhersteller würden sie nicht minder gerne vermeiden, nur - ganz so einfach ist das nicht.

Das, was Tonbandamateure für die Hauptursache von Vorechos halten, nämlich das Durchkopieren der magnetischen Aufzeichnung von einer Lage der aufgewickelten Bandspule auf die nächste, bereitet der Schallplattenindustrie heute kein Kopfzerbrechen mehr.

Es gibt professionelle Bänder (Anmerkung: Bandsorten) mit ganz unterschiedlichen elektroakustischen Eigenschaften, darunter auch solche, bei denen Kopiereffekte nicht mehr auftreten. Derartige Bänder verwendet man für die Aufzeichnung von Musik mit großer Dynamik, d. h. mit großen Unterschieden zwischen leisen und lauten Stellen, während man z. B. für Popmusik mit sehr geringer Dynamik, weil durchgehend hoher Lautstärke, Bänder vorzieht, die besonders hoch aussteuerbar sind. Bei solcher Musik auftretende Kopiereffekte sind ohnehin nicht zu hören.

Man kann das auch beseitigen

Sollte dennoch einmal ein Kopiereffekt sein Unwesen treiben, so läßt sich das unerwünschte Vorecho mit Hilfe eines Echolöschkopfes weitgehend beseitigen. Die Ausrichtung der Magnetisierung ist nämlich bei der kopierten Aufzeichnung derjenigen der Primäraufzeichnung entgegengesetzt. Berücksichtigt man dies in der Anordnung und Auslegung des Echolöschkopfs, kann man das Kopierte löschen, ohne die Primäraufzeichnung dadurch merklich zu dämpfen.

Woher also rühren diese Vorechos, die man bei Teldec- und EMI-Electrola-Platten häufiger feststellt als bei Platten von Philips und DG? Jedenfalls entstehen sie nicht bei der Überspielung auf Lackfolie durch zu geringen Rillenvorschub, d.h. zu schmale Stege zwischen den Rillen. Spielt man nämlich die Lackfolien ab, sind nie Vorechos hörbar. Hört man aber die Platte, die aus der echofreien Folie gewonnen wurde, können Vorechos sehr wohl auftreten.

Vorechos entstehen im galvanischen Prozeß dadurch, daß der Lack, aus dem die Folie ja besteht, reagiert, wenn er Temperaturen über 20° ausgesetzt wird, und fixierte Spannungen sich dadurch lösen oder zurückbilden (rückfedern). Dies kann dann zum „Durchdrücken" einer lauten Rille auf die unmittelbar benachbarte leise führen.

Um diesem Phänomen entgegenzuwirken, werden echogefährdete Stellen mit größerer Rillensteigung geschnitten; dies gilt insbesondere für die dem Modulationsbeginn vorausgehenden Leerrillen. Moderne Überspielautomaten sind zu diesem Zweck mit einem Echoknopf ausgerüstet.

Dennoch ist das Problem nicht vollständig aufgeklärt, denn es wurden Zufälligkeiten festgestellt und beobachtet, daß Vorechos nicht nur vom Pegel abhängen, sondern auch von relativ leisen Stellen ausgehen können. Hier sind aber als Abfallprodukte anderer Technologien noch Verbesserungen zu erwarten.

Qualitätskontrolle

Prüfung der geschnittenen Rille mit dem Mikroskop
Prüfung der geschnittenen Folie mit dem angeflanschten SME 3009 und Shure V15/III

Unterzöge man jede die Presse verlassende Schallplatte einer Qualitätskontrolle, ließen sich individuelle Preß- und Oberflächenfehler weitgehend vermeiden, denn man würde ja sofort entdecken, daß sich ein Fehler eingeschlichen hat. Leider ist dies nicht mit den Bedingungen der Massenproduktion vereinbar. Daher wird nur jede x-te Platte aus der Produktion herausgenommen und stichprobenweise kontrolliert.

Dafür gibt es unterschiedliche Verfahren. Bei Electrola geschieht dies vollautomatisch auf elektronischem Wege an jeder 200. Platte, egal ob Pop oder Klassik. Die Ergebnisse werden auf einem Papierstreifen aufgezeichnet; man weiß also, wo welcher Fehler vorliegt.

Bei Polygram (DG) wird ein halbautomatisches Verfahren angewandt: Ein elektronischer Automat prüft die Platte auf Fehler. Je nach dem Ergebnis der Prüfung wird der Mensch als weitere Kontrollinstanz eingeschaltet. Bei DG wird jede 50. Klassikplatte und jede 200. Popplatte einer Stichprobenkontrolle unterworfen. Ob dies allerdings auch dann noch der Fall ist, wenn eine große Auflage unter Zeitdruck gefertigt wird, muß in Anbetracht der gerade bei DG-Platten häufiger festzustellenden Ausreißer bezweifelt werden.

Bei Electrola wird außerdem in regelmäßigen Abständen die gesamte Tagesproduktion eines oder mehrerer Preßautomaten turnusmäßig einer Sichtkontrolle unterzogen. Bei Teldec hingegen vertritt man die Auffassung, daß es lohnender und zweckmäßiger ist, die Produktion möglichst sicher zu machen, als Produktionsfehler aufzuspüren, was ja ohnehin nur stichprobenweise erfolgen kann.
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Überspielung - Rauschverminderung - Dynamik

Die Klangqualität der Schallplatte hängt zu einem Teil von der Aufnahme ab. Sie kann nicht besser sein als das, was auf dem fertig bearbeiteten Mutterband vorliegt, von dem aus die Überspielung, d.h. das Schneiden der Lackfolie, erfolgt.
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Sie kann jedoch erheblich schlechter sein. Dies wäre der Fall, wenn bei der Überspielung hörbare Verzerrungen aufträten, wenn die auf dem Band vorliegende Dynamik komprimiert werden müßte, wenn durch die Überspielung und die nachfolgenden, bereits beschriebenen Prozesse Störgeräusche hinzukämen, wenn die Überspielung einen schlechteren Frequenz- und Phasengang als die Tonbandmaschine aufwiese, und ähnliches mehr.

Gerade in diesem Bereich sind in den letzten zehn Jahren teils kontinuierlich, teils sprunghaft - und von Hersteller zu Hersteller durchaus asynchron - gewaltige Fortschritte erzielt worden. So hält man z.B. bei EMI Electrola von der Bandmaschine über das Mischfeld, die Entzerrer, Kompressoren und eventuelle Multi-bandbegrenzer hinweg, bei besonderer Beachtung der Phasenbeziehungen zwischen den Kanälen, einen Frequenzgang von 30Hz bis 17kHz ±1 dB ein. Bei anderen Firmen dürfte dies nicht viel anders sein.
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Der gesamte Neumann VMS 80 Schneidkopf
mit einer neuen Folie (Platte)
im Detail von vorne - besser kann man es nur mit erheblichem Aufwand an Beleuchtung fotografieren

1978 - neueste Schneidköpfe von Neumann und Ortofon

Die neuesten Schneidköpfe von Neumann (SX-74) und Ortofon (DSS-732) erlauben die mechanische Aufzeichnung größerer Spitzenschnellen, als Tonabnehmer - von einigen Spitzenerzeugnissen abgesehen - abzutasten vermögen.

Die moderne Schallplatte könnte Dynamikwerte von 60 dB (Verhältnis 1.000:1 von laut zu leise) verkraften. Mit Rücksicht darauf, daß Schallplatten in häuslicher und meist wohl auch nachbarlicher Umgebung abgehört werden, wären derartig hohe Dynamikwerte aber nicht zweckmäßig.

EMI Electrola und Teldec begrenzen deshalb die Dynamik von symphonischer Musik oder von Opernaufnahmen bei 45 dB, die DG läßt einen Höchstwert von 50 dB zu. Das sind aber immer noch sehr große Werte, die viele HiFi-Freunde vor die Alternative stellen, entweder Krach mit den Nachbarn zu riskieren oder die Pianissimo-Stellen im Umfeldgeräusch untergehen zu lassen.

Eine andere Lösung ist die Benutzung von Kopfhörern. Wer sich dazu entschließt oder die Möglichkeit hat, Schallplatten solcher Dynamik über eine hochwertige Anlage und Lautsprecher zu hören, wird kaum bezweifeln, daß die Schallplatte heute der beste auf dem Markt befindliche Tonträger ist.
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Modernste Schallplatten-Schneid- anlage VMS 80 der Firma Georg Neumann GmbH, Berlin. Eine Anlage dieser Art befindet sich derzeit im Hause Teldec in der Erprobung. Sie soll weitere, nicht unerhebliche Verbesserungen der Schallplatte in ihrer jetzigen Form ermöglichen. Es fehlt hier das 19" Verstärker-Rack. Es muß ein uraltes Foto sein.
Foto: Georg Neumann GmbH
  • Anmerkung: Die analoge Platten-Schneidtechnik war mit der letzten Neumann VMS80 (oder MVS86 ?) Maschine ausgereizt gewesen. Neumann hatte die Produktion eingestellt, die Nachfrage nach neuen Neumann Maschinen war mit dem Aufkommen der CD ab 1983 völlig zusammengebrochen.

    Herr Brüggemann aus Frankfurt hatte die letzten beiden VMS80 als erschwingliches Auslaufmodel (damals bereits als unverkäuflich auf dem Neumann Fabrikhof in großen Kisten und in Ölpapier eingewickelt und "endgelagert") zu einem Sonderpreis (ganz ganz deutlich unter den 300.000 Mark je Stück) in Berlin erstanden.

    Zu jeder der beiden Anlagen gehörte die (damals) hypermoderne rechnergesteuerte Füllschrifttechnik und die beiden 500 Watt Sinus Superverstärker sowie die Helium-Gas Kühlung des Schneidstichels, bzw. dessen Antriebsspulen.

    Diese Technik war überhaupt nicht mehr trivial (also auch absolut ausgereizt), zudem es in Deutschland bzw. in Europa im Jahr 2010 nur noch ganz wenige "Grufties", also Experten mit über 70 Jahren gibt, die einen abgebrochenen Schneidstichel überhaupt wieder reparieren können. Bei Neumann (inzwischen Sennheiser) ist schon lange niemand mehr da.

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Natürlich haben zu diesem Stand der Dinge auch die Rauschverminderungssysteme, allen voran das Dolby-A, beigetragen insofern, als das auf dem Mutterband früher vorhandene Rauschen dort schon auf den für die Qualitätsausschöpfung des Tonträgers Schallplatte notwendigen Wert gesenkt werden konnte. Will man Rauschen ganz vermeiden, genügt es, die Aufzeichnung auf Magnetband auszulassen und direkt vom Regietisch aus zu überspielen.

Dies geschieht bekanntlich bei Direktschnittplatten, die sich unter anderem auch durch besonders hohe Dynamik auszeichnen.

Reprisen - Dokumente des Fortschritts

Alle Schallplattenfirmen mit großer Tradition - und die haben alle diejenigen Firmen, die sich das Künstler-, Ensemble- und Orchesterpotential der Welt teilen - werten ihr Kapital, nämlich das in ihren Archiven angesammelte Repertoire älterer Aufnahmen, in immer neuen Schüben von Billigpreisserien unter mehr oder weniger einfallsreichen Reihentiteln wie Privilege, Meister der Musik, Das Meisterwerk, CBS 61 000, Fontana, Favorit, Resonance, Die Meistersammlung, Meister spielen Meister, aspecte usw. mehrfach aus.

Sehr beliebt ist auch die Umkopplung alten Repertoires nach thematischen Gesichtspunkten: Große Sänger, Große Dirigenten, Die virtuose Trompete, Die virtuose Oboe etc., Meister ihres Fachs, Das Sänger-Porträt, Opern-Hits, Operetten-Hits, Große Tenöre, Große Primadonnen usf. Aus der Sicht des hier Interessierenden ist allen diesen Reprisen eines gemein: Sie sind die überzeugendsten Dokumente des technischen Fortschritts, der im Zeitraum zwischen der Erstveröffentlichung und dem jeweiligen Wiedererscheinen derselben Aufnahme erzielt wurde.

Da ich seit Jahren praktisch alle Reprisen unter der Rubrik „Eingetroffene Schallplatten" einer kritischen Beurteilung unterziehe und sich darunter manche Aufnahme befindet, die ich vor zehn oder fünfzehn Jahren selbst besprochen habe, ist mein Überblick hierüber recht umfassend.

Alte Aufnahmen sind wirklich besser geworden

Von Ausnahmen abgesehen, ist die technische Qualität von Reprisen, d.h. also die Oberflächen- und die Klangqualität, wesentlich besser als diejenige der Erstveröffentlichung. Man muß sogar noch einen Schritt weitergehen und einräumen, daß dadurch, daß die Mutterbänder der Originalaufnahmen vor der Neuüberspielung nach klangtechnischen und klangästhetischen Gesichtspunkten überarbeitet werden, auch damit verflochtene interpretatorische Aspekte berührt werden. Dies allerdings muß nicht in jedem Fall eine Verbesserung bedeuten.

Tatsache ist, daß Reprisen bei allen Firmen vom derzeit erreichten Stand der Schallplattentechnologie in allen ihren Teilen profitieren: von den hinsichtlich Phasen- und Frequenzgang verbesserten Tonbandmaschinen, vom höheren Stand der Elektronik im gesamten Bandbearbeitungsfeld, Abmischung, Entzerrung usw. und ganz entscheidend von der perfektionierten Überspielung, die unter anderem breitbandiger, phasentreuer und verzerrungsärmer geworden ist, und von den Fortschritten in den Bereichen Galvanik und Pressung, die sich allerdings, dies sei betont, am wenigstens spektakulär auswirken und in denen es immer wieder zu Ausreißern (siehe das Kapitel „Qualitätskontrolle") kommt.

Das Rauschen

Natürlich gibt es eine Größe, die nachträglich ohne Substanzverluste nicht zu verbessern ist: das Rauschen. Da die meisten Originalbänder heutiger Reprisen aus der Vor-Dolby-Zeit stammen, weisen sie einen mehr oder weniger ausgeprägten Rauschpegel auf.

Ernst Rothe drückte es so aus: „Beim Abhören dieser Bänder merken wir, daß uns dieses
Rauschen sehr viel mehr stört als damals." Die Frage, ob der Rauschpegel sich im Laufe der Zeit durch Zerfall aufgezeichneter Höhen womöglich erhöht habe, wurde von Fachleuten entschieden verneint.

Ebensowenig tritt eine Verstärkung des Kopiereffekts auf. Rothe: „Kopiereffekte treten in den ersten vierundzwanzig Stunden nach der Aufnahme auf, danach nicht mehr. Bewahrt man die Bänder unter geeigneten Bedingungen (20° C Raumtemperatur und 55% relative Luftfeuchtigkeit) auf, gibt es keine Langzeiteffekte."

Worauf man allerdings bei der Bearbeitung älterer Aufnahmen achten muß, sind die Klebestellen. Der Klebstoff von Klebebändern zeigt Alterungserscheinungen, so daß Schnittstellen des öfteren demontiert, gesäubert und neu geklebt werden müssen. Der Schallplattenfreund kann aus diesen Tatsachen nur den Schluß ziehen, daß es sich lohnt, das Marktgeschehen auf dem Reprisensektor zu verfolgen. Es lassen sich heute Repertoirelücken preislich günstiger und qualitativ wertvoller schließen als vor Jahren durch den Kauf der Erstveröffentlichung.

Auch hier gibt es Marketing Sprüche

Immer wieder befinden sich unter den Reprisen sogenannte „Jahrhundertaufnahmen", wenngleich es wohl sinnvoller wäre, in diesem Zusammenhang etwas bescheidener von „Jahrzehntaufnahmen" zu sprechen.

Das Jahrhundert des Mediums hat nur geschichtlich mit Edison begonnen, faktisch ist es kaum älter als zwanzig Jahre. Damit will ich den gesamten Bereich der historischen Aufnahmen nicht abwerten. Aber sie vermitteln ein zwar wertvolles, jedoch nur unvollständiges Klangbild. Der Klang jedoch ist und bleibt das Vehikel aller Interpretation. Unseren Lesern beim Herausfinden hochkarätiger Reprisen behilflich zu sein, werden wir auch in Zukunft Mühe und Aufwand nicht scheuen.

Wie wird es weitergehen? Eine Sicht aus 1978 . . .

Derzeit wird in breiten Kreisen immer noch diskutiert, ob die Zukunft wohl der Schallplatte oder dem Band in Gestalt der Musi-Cassette gehöre.

Gäbe es nicht die Perspektiven auf gänzlich neuartige Technologien, die den gesamten Bereich der Schallaufzeichnung und -wiedergabe früher oder später revolutionieren werden, hätte man also von der Annahme auszugehen, sowohl die Schallplatte als auch die MusiCassette stünden in Zukunft nur aufgrund systemgebundener Verbesserungen zueinander im Wettbewerb, würde die Antwort etwa wie folgt lauten müssen:

Die Schallplatte in ihrer jetzigen analogen Form ist noch nicht am Ende; Verbesserungen sind noch möglich, an manchen wird zur Zeit gearbeitet. Ebensowenig ist die MusiCassette qualitativ im Endstadium. Auch sie wird noch über ihren heute schon erstaunlichen Standard hinauswachsen.

Wägt man indes beides gegeneinander ab, wird die Schallplatte unter HiFi-Gesichtspunkten dennoch der überlegene Tonträger bleiben. Die MusiCassette ihrerseits mag weiter an Bedeutung zunehmen, weil sie für viele Anwendungsbereiche ausreichende Qualität bei bequemer Handhabung bietet. Schallplatte und MusiCassette werden also auf jeden Fall weiterhin koexistieren.

Zweckoptimismus ??

Auch langfristig gesehen, wird die Schallplatte der überlegene Tonträger sein, allerdings nicht die Schallplatte, wie wir sie kennen. Zwei neue Systeme sind heute schon praktisch durchentwickelt und könnten Marktreife erlangen, wenn es nicht zwei äußerst schwierige grundsätzliche Probleme zu lösen gäbe.

Das erste ist: Wie schaffen es die Schallplattenhersteller weltweit, aus ihrer Konkurrenzsituation heraus den Übergang von der heutigen Schallplatte zu einer der beiden neuen Formen zu finden?

Wie sieht die Übergangszeit aus? Wird alles während dieser Übergangszeit zweigleisig produziert?

Das zweite Problem lautet: Auf welches der beiden grundsätzlich unterschiedlichen Systeme, die untereinander nicht kompatibel sind, kann man sich einigen? Einigt man sich nicht, würde dies in der Übergangszeit für die Produzenten, je nach individueller Entscheidung, Zweigleisigkeit (heutiges System und eines der neuen) und für die Geräteindustrie und den Markt sogar Dreigleisigkeit (heutiges System und beide neuen) bedeuten.

Die Digitalisierung wird kommen, so oder so.

Die Revolutionierung der Audiotechnik wird unter dem Stichwort „Digitalisierung" stattfinden. Zunächst wird die analoge Aufzeichnung und Wiedergabe von Magnetband durch eine digitale ersetzt. Dies wird auch schon der Schallplatte in ihrer heutigen Form zugute kommen.

Beispiele hierfür gibt es bereits bei Denon. Diese Technik bietet heute schon eine Dynamik von 85 dB bei einem Frequenzgang von 10Hz bis 20kHz und Klirrfaktorwerten unter 0,1%. Rauschverminderungssysteme haben für diesen Zweck ausgedient, Direktschnittplatten keinen rechten Sinn mehr.

Auch die Schallplatte selbst kann digitalisiert und mittels Laserstrahl trägheits- und berührungslos abgetastet werden, wobei die Speicherkapazität geradezu abenteuerlich anmutet und damit ein noch zu bewältigendes Problem sein dürfte.

Achtung: Dez. 1978 - ein erster Hinweis auf die Philips CD

1978 - Das erste Labor-Muster von Philips für die neue CD
PCM-30cm-Plattenspieler von Teac auf der HiFi 78

Bei der Philips-Kompaktplatte wird es durch Reduzierung des Plattendurchmessers auf 110mm gelöst. Die Spieldauer beträgt bei einseitiger Bespielung immerhin eine volle Stunde.

Harman-Deutschland führte auf der hifi '78 eine laser-abgetastete Digitalplatte von 300mm Durchmesser und drei Stunden Spieldauer je Plattenseite bei beidseitiger Bespielung vor. Es können auch mehrere Kanäle aufgezeichnet werden, das heißt, die Quadrophonie wird auferstehen.

Ein anderes System für die Schallplatte der Zukunft läßt sich durch geeignete Abwandlung der von Teldec und Telefunken für die TED Bildplatte entwickelten Dichtspeichertechnik gewinnen. In den Teldec-Labors in Berlin-Lichterfelde ist man in dieser Sache gewiß nicht untätig.

Text zum Bild rechts:
PCM-Plattenspieler von Teac, wie er auf der HiFi 78 zu sehen war.
Der Laserstrahl tastet, durch ein Spiegelsystem auf Rillenmitte gesteuert, die in Form von Löchern auf der Schallplatte gespeicherte Information von unten ab. Der Durchmesser dieser Löcher beträgt etwa 1 ^irn. Beim jetzigen Stand der Dinge ist ein Dynamikumfang von 98 dB möglich. Der Frequenzumfang beträgt 10 Hz bis 20 kHz +0,1 /-0,5 dB. Bei einer Drehzahl von 1800/min und Steuerung durch einen Quarzoszillator sind die Gleichlaufschwankungen praktisch Null. Foto: Teac, Harman Deutschland
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Sicher ist indessen nur eines:

Auf dem Gebiet der Schallaufzeichnung und -wiedergabe im engeren Sinne und dem der High Fidelity im weiteren hat die Zukunft gerade erst begonnen.

Bis sich allerdings eine der neuen Technologien endgültig durchgesetzt haben wird, werden heftige Geburtswehen unvermeidlich sein. Im Jahre 2000 spätestens werden wir mehr darüber wissen.

Karl Breh - Chefredakteur

Anmerkung im Sept. 2012

Es hatte keine 22 Jahre (1978 bis 2000) gedauert, bis die Digitaltechnik gezeigt hatte, wohin der Weg geht. Heute in 2012 wissen wir es natürlich noch besser, zumal die damals in 1978 gerade mal angedachte CD von Philips bereits heute schon wieder am Ende ihres Lebens angelangt ist.

Karl Breh hatte es vorausgesehen, daß da eine gewaltige Lawine am Rollen war und daß diese Lawine alles überrollen würde, vor allem auch die vielen (deutschen) konservativen Hersteller, die sich ihr bremsend in den Weg stellen wollten und dann von der Not getrieben - und viel zu spät - doch noch mit letzter Kraft auf den bereits fahrenden Zug aufspringen wollten. Doch der war bereits aus dem Bahnhof gerollt und so begann ab 1978 das große Sterben bei den deutschen Herstellern.

Und . . . . . - haben wir etwas daraus gelernt, vielleicht bei den Elektro-Autos in 2012 und 2013, die in 2012 immer noch nicht da sind ?

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