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Aus der Funk-Technik 36 (1981), Heft 9
Was leisten moderne Magnet-Tonabnehmer?

von Autor Hans-Joachim Haase

Zwei unterschiedlich konstruierte Systeme im Test

Magnetische Flußführung beim MM-Abtaster (a) und beim MI-Abtaster (b)

Magnet-Tonabnehmer (MM-Systeme: Moving Magnet), so galt bislang eine Faustregel, können der Wiedergabequalität dynamischer Wandler (MC-Systeme: Moving Coil) nicht das Wasser reichen.

Die Begründung dafür leuchtet ein: Muß beim MM-Systemen doch ein verhältnismäßig schwerer Magnet in Bewegung gesetzt werden, so ist es bei MC-Systemen dagegen nur eine federleichte Minispule.

Das führt bei MM-Systemen in der Regel zu schlechten Noten für das Impulsverhalten sowie für die Klirr- und Intermodulations-Verzerrungen. Die geglückte Konstruktion moderner Magnet-Tonabnehmer räumt mit diesen Mängeln auf. Der Autor empfiehlt die beiden getesteten Modelle sogar ohne Einschränkung für Hi-Fi-Spitzenanlagen.

Aus der neuen „P"-Serie von AKG wurde vom Autor das Modell „P 25 MD" ausgewählt, und sowohl in einer Meßreihe als auch in einem Hörtest mit dem neuen Shure-Modell „M 97 HE era IV", verglichen.

Streng genommen kann man das P-25-MD-System nicht zu den „Moving-Magnet"-Systemen (MM) zählen, weil hier nicht der Magnet, sondern - formschlüssig mit dem Nadelträger verbunden - ein kleines Röhrchen aus Reineisen bewegt wird (MI = Moving-Iron) und den magnetischen Kreis schließt.

Vorteile

Dieser Trick verhilft zu folgenden Vorteilen:

  • • Geringe bewegte dynamische Masse (0,4 mg) und daher gutes Impulsverhalten.
  • • Geringe Klirr- und Intermodulations-Verzerrungen.



Bild 2. Diese Signale liefern die Tonabnehmer beim Abtasten einer 1-kHz-Rechteckaufzeichnung wenn die vom Hersteller genannten Abtastbedingungen eingehalten werden. Oben: P 25 MD Unten: M 97 HE (Laufwerk: Technics SL-1600MK2)

Den Unterschied im Funktionsprinzip der beiden Wandlersysteme zeigt Bild 1. Wesentlicher Bestandteil des „P 25 MD" ist das patentierte Einpunkt-Schneidenlager, mit dem axiale Verschiebungen des Nadelträgerröhrchens vor den 4 Polstäben (Weicheisen-Joch) verhütet werden und eine der Rillenauslenkung exakt proportionale Bewegung erreicht wird (gute Übersprechdämpfung).

Das ermöglicht wiederum die gute Ortung einzelner Instrumente im Klangbild und eine „differenzierte" Höhenwiedergabe. Das Verschieben des Nadelträgers versucht man bei anderen MM-Systemen durch einen kleinen Haltedraht am Magneten zu verhindern. Dieser verschlechtert allerdings die dynamische Compliance.
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Der Rechteck Test

Wiedergeben einer 1 -kHz-Rechteckschwingung

Die in Bild 2 dargestellten Oszillogramme wurden unter genau gleichen Meßbedingungen bei der Abtastung einer 1-kHz-Rechteckschwingung erzielt. Obwohl beide Kurvenverläufe als gut bezeichnet werden müssen, zeigt das etwas empfindlichere M-97-HE-System ein Bild, das dem Idealverlauf am nächsten kommt.

Hier ist es, anscheinend durch die Computer-berechnete Schwingungsbedämpfung des Magnetlagers, besonders gut gelungen, das beim „P 25 MD" doch noch recht ausgeprägte Überschwingen nach einem Sprungimpuls zu unterdrücken.

Probleme mit der Abschlußkapazität

Bild 3. Frequenzgang des P 25 MD je Kanal und Übersprechen zwischen den Kanälen (Meßbedingungen: 47 kOhm/443 pF, 8 mN, Meßplatte JVC 1007)

Wie Bild 3 zeigt, hat der gute Klangeindruck des „P 25 MD" auch meßtechnischen Rückhalt. Die Übersprechdämpfung liegt bei maximal 38 dB (1,6 kHz) und beträgt auch bei 10 kHz noch 28 dB.

Der Frequenzgang zwischen den Eckfrequenzen 20 Hz/20 kHz zeigte bei dem von AKG geforderten Abschluß von 47 kQ/470 pF eine relativ frühe Resonanzüberhöhung bei etwa 11 kHz. Eine Störwirkung geht davon freilich nicht aus, vielmehr ist eine bessere Höhenwiedergabe gegeben. Zweifellos ist die geforderte Abschlußkapazität von 470 pF für die Praxis viel zu hoch, weil sie von keinem gängigen Tonabnehmerkabel (zuzüglich Verstärkereingangskapazität) erreicht wird.

So hatte beispielsweise das Kabel des für den Test benutzten Plattenspielers eine Kapazität von lediglich 93 pF, und Verstärker- Eingangskapazitäten liegen zum Teil noch wesentlich tiefer.

Obwohl sich die dynamische Compliance beider Systeme fast um den Faktor 2 unterscheidet, geben beide Hersteller als untere Grenze den Tonarm-Auflagekraft 7,5 mN an. Sie sollte jedoch bei beiden Abtastern möglichst nicht unter 10 mN gesenkt werden, wenn der Nadel/Rillenkontakt, insbesondere bei verwellten Platten, mit Sicherheit erhalten bleiben soll.

Niedrige Verzerrungen beim „P-25-MD"-System

Bild 4. Hochfrequenz-Verzerrungsfaktor DH nach DIN 45549 abhängig von der Aussteuerung bei optimalen Abtastbedingungen (Laufwerk: SL-1600 MK2)

In Bild 4 wird der Hochfrequenz-Verzerrungsfaktor DH (DIN 45549) in Abhängigkeit von der Aussteuerung bei 10 mN Auflagekraft angegeben. Er zeigt für das „P 25 MD" einen sehr guten Verlauf, zu dem sicher auch der neue, sechsflächige Schliff der Abtastnadel beträgt.

Dieser „Analog-6"-Nadelanschliff vereinigt die Vorteile der konischen und elliptischen Verrundung und ist somit eine Voraussetzung der sicheren Spurführung bei geringer Auflagekraft und hochausgesteuerten Schallplatten (Rock-Musik). Daß die DH-Verzerrungen beim „M 97HE" höher sind, war schon vom Funktionsprinzip her zu erwarten, denn die bewegte Masse, die hauptsächlich vom kleinen Permanent-Magneten bestimmt wird, ist hier wesentlich höher.

Integration von Wandler und Tonkopf

Bild 5. Frequenzgang des M 97 HE je Kanal und Übersprechen zwischen den Kanälen (Meßbedingungen: 47 kOhm/243 pF, 8 mN, Meßplatte JVC 1007)

Das Shure-Modell ist mit einem Tonkopf (mit SME-Normstecker) verbunden, der eine Einstellung des gewünschten Nadelüberhangs (Einstellehre wird mitgeliefert) zuläßt. Der Vorteil der Integration von Wandler und Tonkopf liegt hauptsächlich in der Gewichtseinsparung (Gesamtgewicht 12,6 g). Der Tonabnehmer zeigt innerhalb eines sehr linearen Frequenzgangs erst ab 15 kHz eine Resonanzüberhöhung.

Allerdings hatte das Testexemplar eine recht unterschiedliche Über-sprechdämpfung zwischen den Kanälen (Bild 5). Dennoch konnten beim Hörtest einzelne Instrumente gut geortet werden, da die Kanaltrennung, über den gesamten Frequenzbereich gesehen, genügend hoch ist.

Carbonfiber-Bürstchen dämpft Resonanzen

Bild 6. Abtaster/Tonarm-Resonanz des M 97 HE in Verbindung mit dem Plattenspieler SL-1600 Mk2. a) ohne dynamischen Stabilisator b) mit dynamischen Stabilisator (Carbonfiber-Bürstchen). Meßplatte: JVC 1007

Das „M-97-HE-System" hat mit einem dynamischen Stabilisator, dem teleskopartigen Nadelträger und einem hyperelliptisch geschliffenen Diamanten Eigenschaften, die sich bereits bei anderen Shure-Modellen bewährt haben. Das kleine Carbonfiber-Bürstchen, das - elastisch gelagert - als dynamischer Stabilisator der Abtaster/Tonarm-Kombination wirkt, dämpft die Tonarm-Resonanz erheblich.

Die sich mit dem Tonarm des zum Testen benutzten Plattenspielers ergebende, etwas zu tiefliegende Abtaster/Tonarm-Resonanz bei 7 Hz, wird mit aktiviertem Stabilisator sogar vollständig bedämpft.

Eine Wirkung, die besonders beim Verwenden tiefabgestimmter Baßlautsprecher an DC-Leistungsverstärkern nicht zu unterschätzen ist.


Im Abhörtest konnten beide Systeme überzeugen, wobei besonders bei hochausgesteuerten, obertonreichen Klangpassagen das Klangbild des „P 25 MD" durchsichtiger erschien.

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