Ein paar detaillierte Informationen über die Hybrid-Technik
Ernsthafte Bedeutung in der Audio-Technik bekamen die Hybrid-Bausteine oder auch Hybrid-Module etwa Anfang der 1970er Jahre, als immer mehr Gerätehersteller auf diese Bausteine zurückgriffen oder zurückgreifen mußten.
Denn die Entwicklungs-, Herstellungs- und Prüf-Kosten bei den diskret mit Einzelteilen aufgebauten Endverstärkern uferten aus und die Schutzschaltungen erforderten einige patentierte Kniffe bei den Schaltungskonzepten.
Philips war eine der ersten europäischen Firmen, die solche Hybrid-Endstufen anbot und sogar erfolgreich und gut. Das kam aber nur daher, daß die Halbleiter- Entwickler im gleichen Labor saßen wie die Hybrid Leute. Sie wußten sehr genau, was sie da taten und was ihre eigene Transistoren wirklich konnten und die Qualität von Philips war damit exzellent.
Das nutzten damalige japanische Billighersteller natürlich weidich aus und warben auch mit solchen Hybrid-Endstufen, aber leider in nur "bescheidener" Qualiät (sehr wohlwollend ausgedrückt). Die ersten Module von Sanyo oder Sanken waren alles andere als Vorzeigeprodukte.
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Die Vorteile eines Hybrid-Modules
Ein Hybridmodul ist eigentlich nichts anderes, als eine Handvoll diskreter aktiver und passiver Bauelemente auf einer kleinen Platine (eventuell an einem Kühlkörper angeflanscht) zu konzentrieren, das Ganze mit einem Harz oder Wachs zu vergießen und nur wenige Beinchen unten heraus hängen zu lassen. Nichts anderes ist heute ein integrierter Spannungsregler oder eine CPU oder ein anderer Computer Baustein, nur halt mit zig Millionen von einzelnen Transistoren.
Der wesentliche Punkt ist, daß man solch einen Baustein jetzt als Komplettpaket auf seine geforderten Eigenschaften hin testen kann. Die Entwickler haben die Bedingungen und Spezifikationen festgelegt und jetzt nimmt man zum Beispiel 1000 Stück und testet diese Mindest-Daten durch.
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Was die Endkontrolle zeigt :
Diese fertigen Hybridmodule kann man also wie einen fertigen Verstärker auf den Frequenzgang, Ruhestrom, Symmetrie, Klirrfaktor, Rauschabstand usw. hin in einem Durchgang testen. Die Leistung ist zu 99% unkritisch, da von der Versorgungsspannung abhängig.
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Auch den Kurzschlußfall oder die Dauerüberlastung mit Temperaturkompensation oder gar Abschaltung kann man testen, bevor das Modul mit Type und Serie gestempelt wird. Uralte Verstärker hatten es sogar nicht vertragen, wenn "kein" Lautsprecher hinten dran war. Auch das kann man jetzt ganz simpel testen.
Nach dem Test kann man dann die Qualität (dieser 1000 Beispielmodule) in Klasse A und Klasse B und Ausschuß gruppieren und sortieren.
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Die statistische Wahrscheinlichkeit
An der damligen Ingenieurschule (später eine Fachhochschule, heute eine Universität ???) hatten wir einen Dozenten Dr. Mildenberger (auch "Dr. Dirac" genannt), der sich damit super auskannte, er hatte damit promoviert.
Wir bekamen also die Aufgabe, eine xbeliebige Schaltung - mit sagen wir 20 Wiederständen und Kondensatoren mit je 10% Toleranz - rein theoretisch durchzurechnen, wie viele dieser Schaltungen im Fertigzustand "aus dem Ruder" laufen, also eine größere Toleranz als zum Beispiel nur 5% Abweichung ergeben. Man nennt das die Vierpol-Theorie.
Und schon sind wie bei der berühmten Gaußchen Glockenkurve, der statistischen Normalverteilung, die uns so gequält hatte. Die mathematischen Gleichungen waren einfach nur eklig lang und nervig.
Die Quintessenz war aber wirklich frappierend. Über 90% der fertigen Schaltungen mit 10%tigen Bauteilen lagen innerhalb eines 5% Toleranzbereiches, nur etwa 10% lagen außerhalb der 10%igen Toleranz und waren damit unbrauchbar. Je mehr von diesen 10%tigen Bauteilen verbaut wurden, desto ausgeglichener wurde das Ergebnis im 5% Bereich.
Das war verblüffend, daß man mit weniger genauen Bauteilen in der Summe eine höhere Qualität erzielen kann als vorher angedacht bzw. anfänglich grob vermutet.
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Für die Modul-Hersteller eine geniale Lösung
Man konnte also mit "Masse" und einer genauen Endkontrolle wirklich edle "Klasse" anbieten - und dazu zu Preisen, da konnte kein normaler Hifi-Hersteller selbst von edlen Geräten mehr mit. Max Grundig ist aufgrund seiner Stückzahlen eine der ganz wenigen Ausnahmen. In dem FineArts 903 sind auch solche Chips drinnen - erfolgreich !
Das allerbeste Beispiel hörte ich von Herrmann Hoffmann von den genialen "The Fisher" und "SAE" und "Sequerra Tunern", da waren überall die gleichen Görler UKW Module aus Deutschland drinnen und alle zählten wirklich zu den internationalen Spitzengeräten.
Auch in vielen sehr hochwertigen Aktivboxen waren Hybridendstufen verbaut, die konnten das einfach besser. Nachdem aber diese Technik durch asiatische Billigheimer ganz gezielt in den Schmutz gezogen wurde und daraufhin der Absatz stagnierte, konnten die großen Hersteller die Stückzahlen nicht mehr absetzen und stellten die Produktion ein. Erst in den letzten Jahren seit etwa 2005 kommen wieder Hybridbausteine auf den Markt, die konzeptionell verbessert wurden und auch wieder edle Hifi-Qualität liefern.
Auch die ganzen neuen Digital-Endstufen sind überwiegend Hybridbausteine zum Teil von herausragender Qualität.
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