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Der Hi-Fi- Transistor-Stereoverstärker GRUNDIG SV 80 - Beschreibung

von Gert Redlich im Feb. 2014 - Dieser Bericht in der Funkschau 1967 Heft 4 zeigt nicht nur den Erfolgsweg der Firma Grundig auf, sondern auch den Stand der Transistor-Technik im Jahr 1967. Bezeichnend ist, daß in den Endstufen nach wie vor Germanium Transistoren verwendet wurden, in den Vorstufen jedoch durchgängig Siliziumtransistoren.

Auch zeigt der 1967er Bericht, daß der oder die Tester bei weitem noch nicht so verwöhnt waren mit Klirrfaktoren weit unter 0,000xx%.

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Der Hi-Fi-Stereoverstärker SV 80

ING. OTTO DICIOL - Niederfrequenzverstärker - kritisch betrachtet

Ein Bericht über den SV80 Verstärker aus 1967

Bild 1. Hi-Fi-Stereoverstärker SV 80 von Grundig

Seit mehr als einem Jahr wird der Transistor-Stereoverstärker SV 80 mit 2X30W Ausgangsleistung von den Grundig-Werken in Serie gefertigt (Bild 1). Abgesehen von einigen geringfügigen Varianten bei der Frontansicht, ähnelt dieser Verstärker sowohl in seinem ansprechenden Äußeren als auch in den Abmessungen seinem Vorläufermodell SV 50.

Das Äußere

nach 40 Jahren
und guter Pflege

Außer den allgemein üblichen Bedienungselementen (Lautstärke-, Balance-, Tiefen- und Höheneinstellung], fünf Tasten großen Durchmessers zur Ein-gangsumschaltung sowie je eine für Ein/Aus und Mono-/Stereobetrieb befinden sich an der Kunstglas- bzw. neuerdings auch Metallfrontplatte unter den Bedienungsknöpfen noch sieben Drucktasten kleineren Durchmessers. Mit diesen werden das Rauschfilter, das Rumpelfilter, die Überband-Abhörkontrolle bei Tonbandaufnahmen (Monitor), zwei entsprechend dem Ohrkurvenverlauf korrigierte Frequenzgänge für geringe Abhörlautstärken („Contur I", „Contur II" mit der dazugehörenden Löschtaste „linear") sowie das Präsenzfilter zu- bzw. abgeschaltet.

Um jederzeit ohne Störung seiner Mitmenschen hi-fi-gerecht abhören zu können, befinden sich an der linken Seite der Frontplatte ein Paar Stereo-Kopfhörerbuch-sen. Beim Einstecken des Kopfhörers werden die angeschlossenen Lautsprecher selbsttätig abgeschaltet.

Übertragungseigenschaften an der Grenze des physikalisch Möglichen

Das Datenblatt des SV 80 nennt Übertragungseigenschaften, die zum Teil hart an der Grenze des physikalisch Möglichen liegen. Um festzustellen, ob diese Daten nicht etwa auf Kosten der Betriebssicherheit erreicht wurden und daher nur für relativ kurze Zeit Gültigkeit haben, hielt es der Autor für richtig, den Verstärker nicht nur der üblichen, schon sehr strengen meßtechnischen Untersuchung, sondern zusätzlich einem über sechs Monate währenden harten Dauertest zu unterziehen. All diese Prüfungen hat der Verstärker ohne die geringsten Beanstandungen überstanden.

Anmerkung : Das war der Stand der Technik - das physikalisch Mögliche im Jahr 1967 !! bei einer Serienfabrikation mit dem Finger auf dem Preis.

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Der Innenaufbau

Bild 2a. Das Chassis mit hochgeklapptem vorderen Einzelteilträger. Die Bauelemente sind dann gut zugänglich
Bild 2b. Rückansicht mit herausgezogenem Einzelteilträger des Leistungsverstärkerteiles

Um den Verstärker aus seinem Nußbaumgehäuse herausziehen zu können, sind außer den beiden die Rückwand haltenden Schrauben nur noch vier weitere an der Bodenplatte zu lösen.

Bei oberflächlicher Betrachtung des auf einem verwindungsfreien, glanzverzinnten Stahlblechchassis aufgebauten Verstärkers mag man zunächst den Eindruck gewinnen, daß die unter den Platinen mit der gedruckten Schaltung befindlichen Einzelteile schwer zugänglich sein könnten. Das Gegenteil beweisen jedoch die Bilder 2a und b.

Ein Klappchassis

Die beiden Haupteinzelteilträger können nach dem Lösen weniger, bequem zugänglicher Schrauben hochgeklappt werden. Es sind dann nicht nur alle Einzelteile, sondern auch die gedruckten Platinen gut zugänglich. Bekanntlich benötigen Leistungstransistoren zum betriebssicheren Arbeiten eine gute Wärmeableitung. Deren Kühlung war bereits beim Vorgängermodell SV 50 ausreichend, wurde aber im SV 80 noch weiter verbessert. Die insgesamt acht Endstufentransistoren sind auf einem plangeschliffenen, schwarz mattierten Aluminium-Druckgußteil mit 13 großflächigen Kühlrippen montiert.

Die Sicherungen

Beim SV 50 hatte es dem Tester nicht gefallen, daß die Sicherungen der Endtransistoren - im Interesse eines möglichst geringen Übergangswiderstandes - eingelötet und daher etwas schwierig auszuwechseln waren. Dieser Schönheitsfehler ist nunmehr beseitigt. Für die Absicherung der Leistungstransistoren des SV 80 werden Mikrosicherungen mit äußerst geringem Übergangswiderstand zwischen Sicherung und Halter verwendet. Außerdem ist es nicht mehr erforderlich, zum Sicherungswechsel das Verstärkerchassis auszubauen.

Die Schaltung des SV 80

Bild 3. Gesamtschaltung des SV80 - Zum Vergrössern bitte anklicken


Im Gegensatz zum SV 50 werden im SV 80 - mit Ausnahme der Endstufe - nur Silizium-Epitaxial-Planar-Transistoren verwendet. Außer dem phasendrehenden Treiber, der als übertragerlose Komplementärstufe, also mit einem pnp- und einem npn-Transistor, arbeitet, sind alle davor liegenden Verstärkerstufen mit npn-Transistoren bestückt.

Die fünf mit Tonabnehmer I, Tonabnehmer II, Universal, Tuner und Tonband bezeichneten Umschalttasten lassen Anschlußmöglichkeiten für fünf Eingänge vermuten. Die Gesamtschaltung des pro Kanal zehnstufigen Verstärkers (Bild 3) zeigt jedoch, daß insgesamt sechs Modulationsquellen angeschlossen werden können.

Der Vorverstärker

Der SV 40 nach der Dusche

Von den Buchsen TAI, TAII, Mik und Universal gelangt die Signalspannung über den Eingangstastenschalter auf einen zweistufigen, galvanisch gekoppelten, rauscharmen Vorverstärker. Ist eine der beiden Tonabnehmertasten gedrückt, so wird eine frequenzabhängige Gegenkopplung zwischen dem Kollektor von T3 und dem Emitter von Tl1) wirksam. Dadurch ergibt sich die für den Schallplattenbetrieb mit magnetischen Tonabnehmern genormte IEC-Entzerrerkurve (3180, 318, 75us).

Obwohl die Anschlüsse von TA I und TA II den für magnetische Abtastsysteme genormten Eingangswiderstand (47...51 kQ) aufweisen, ist zusätzlich dafür Sorge getragen, daß durch den induktiven Quellwiderstand dieser Abtaster keine Frequenzgangbeeinflussung in den Höhen entsteht. Der proportional mit der Frequenz zunehmende Scheinwiderstand wird im Bereich der hohen Töne pro System durch je ein RC-Glied von 39kQ/15nF linearisiert.
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Bild 4. Klirrgradverlauf im linken Verstärkerkanal in Abhängigkeit von der Ausgangsleistung an 5 Q reell
Bild 6. Frequenzgang in Stellung „Linear" bei vier verschiedenen Einstellungen der Lautstärke
Bild 7. Frequenzgang bei gedrückter Taste „Contur I" und fünf verschiedenen Einstellungen der Lautstärke
Bild 8. Frequenzgang des SV 80 bei Lineareinstellung (Kurve „a") sowie eingeschaltetem Rumpel- und Rauschfilter (Kurve „blb' ")
Bild 9. Wirkung der Tiefen- und Höheneinsteller. Kurve ala' = Frequenz-gang bei Lineareinstellung, Kurve blb' - Frequenzgang bei maximaler Tiefen- und Höhenanhebung, Kurve clc' = Frequenzgang bei maximaler Tiefen- und Höhenabsenkung

Die Buchse TAI gestattet auch den Anschluß von Kristall oder keramischen Tonabnehmern. Schiebt man den über ihr befindlichen kleinen Schalter in die Stellung Kristall, so werden zusätzliche, niederohmige Belastungswiderstände wirksam. Hierdurch wird der Amplitudenverlauf von piezoelektrischen Systemen dem der magnetischen Abtaster ähnlich.

Die Buchsen Mik und Universal haben die Eingangstaste Universal gemeinsam. Damit jedoch nur von einer dieser Quellen die Signalspannung auf den Eingang des Vorverstärkers gelangen kann, liegt vor der Eingangstaste noch ein kleiner, zwischen den Buchsen Mik und Universal angeordneter Schiebeschalter. Der Eingang, auf dessen Seite sich der kleine Schaltnippel befindet, wird beim Drücken der Taste Universal auf den Vorverstärker gelegt. Ebenfalls wird beim Betätigen dieser Taste die zwischen den beiden Eingangstransistoren T 3 und T 1 liegende Gegenkopplung in eine frequenzunabhängige umgeschaltet.

Die Sollempfindlichkeit des Mikrofonanschlusses ist bei einer Impedanz von > 100kQ mit 7,5mV so groß,, daß hochohmige dynamische Mikrofone [Ri = 25 bis 50kQ) bei einem Schalldruck von 3...4 ubar genügend Spannung zur Vollaussteuerung liefern. Die Buchse Universal weist an ihren Kontakten 1-2 bzw. 4-2 eine Eingangsempfindlichkeit von 10 mV - bei einer Impedanz von >10kQ - auf. Zwischen den Kontakten 3-2 bzw. 5-2 und dem Verstärkereingang liegt ein Spannungsteiler. Hierdurch wird ein zusätzlicher, hochpegeliger Eingang geschaffen. Bei einem Eingangswiderstand von 250 kQ beträgt dessen Empfindlichkeit 280mV.

Zwischen dem Ausgang des Vorverstärkers und dem Eingang des dreistufigen Steuerverstärkers (T 5, T 7, T 9] sind die zuschaltbaren Rumpel- und Rauschfilter angeordnet.

Der Steuerverstärker

Die erste Stufe des Steuerverstärkers arbeitet in Kollektorschaltung. Hierdurch ergibt sich für die hochpegeligen Eingänge Tonband und Tuner außer großer Übersteuerungssicherheit (Ue bis 5 V) der Vorteil eines relativ großen Eingangswiderstandes (= 470kQ). Gleichzeitig ist der Eingangskreis dieser Verstärkerstufe so ausgelegt, daß nach dem Drücken der Taste TB-Monitor Magnettonaufnahmen bei Benutzung eines Dreikopfgerätes entsprechend den Gepflogenheiten der Studiotechnik auch über Band abgehört werden können. Erst hinter der ersten Stufe des Steuerverstärkers befindet sich der Lautstärkeeinsteller.

Die Pegelgleichheit

Die Forderungen an die Pegelgleichheit beider Kanäle, bei jeder Stellung dieses Potentiometers, sind mit <2dB von 0 bis -50dB im Frequenzbereich 20 ... 20000Hz sehr streng. Um diese Bedingung bei der Serienfertigung sicher erfüllen zu können, wird für den Lautstärkeeinsteller statt eines Tandempotentiometers mit logarithmischer Kennlinie eines mit linearem Widerstandsverlauf benutzt. Die erforderliche logarithmische Einstellkennlinie wird durch Belastungswiderstände an den beiden Anzapfungen jedes Potentiometers erzielt. An diesen Anzapfungen liegen auch die RC-Glieder, die nach dem Betätigen der Taste Contur I oder II eine den jeweiligen Verhältnissen anpaßbare, gehörrichtige Lautstärkeeinstellung ermöglichen. Die hierbei gegebene Tiefenanhebung kann auch zur Linearisierung der Schalldruckkurven kleinerer Lautsprecherboxen genutzt werden. Die Balanceeinstellung erfolgt durch eine gegenläufige Änderung des Gegenkopplungsfaktors im Emitterkreis des Transistors T 7. Hierdurch bleibt in einem weiten Bereich die jeweils gewählte Ausgangsleistung des gesamten Verstärkers unverändert.

Galvanische Kopplung

Die zweite Stufe des Steuerverstärkers ist mit seiner dritten u. a. im Interesse einer großen Phasenstarrheit wieder galvanisch verkoppelt. Befinden sich die Umschaltkontakte N und O der Präsenztaste zwischen diesen beiden Stufen in Ruhestellung, so ist zwischen dem Kollektor des Transistors T9 und dem Emitter des Transistors T7 eine kräftige, frequenzunabhängige Gegenkopplung wirksam. Hierdurch werden nicht nur Datenstreuungen dieser Transistoren, sondern auch der Gesamtklirrgrad der beiden Verstärkerstufen auf einen vernachlässigbaren Wert verkleinert. Drückt man die Taste Präsenz, so wird die Wirksamkeit dieser Gegenkopplung im mittleren Frequenzbereich verkleinert, also der Verstärkungsfaktor vergrößert. Zusätzlich zu dieser Wechselstromgegenkopplung werden durch eine Gleichstromgegenkopplung Datenstreuungen der Transistoren in diesen beiden Verstärkerstufen ausgeglichen.

Zwischen dem Ausgang des Steuerverstärkers und dem Eingang des Vortreibers T11 liegen die Tiefen- und Höheneinsteller. Um die Frequenzbeeinflussung den gegebenen akustischen Verhältnissen weitgehend anpassen zu können, werden für die beiden Stellglieder Doppelpotentiometer verwendet. Mit Hilfe einer Rutschkupplung können diese entweder gemeinsam oder auch unabhängig voneinander bedient werden.

der SV 40 nach 40 Jahren

Der Leistungsverstärker

Auch im Leistungsteil sind die drei Transistoren des Vortreibers (T11, T13, T15) sowie die Treibertransistoren (T17, T19) mit denen der Gegentakt-Endstufe galvanisch gekoppelt. Ebenso wie beim Steuerverstärker findet man im Vortreiber zum Ausgleich von Exemplarstreuungen zwischen dem Emitter des Transistors T13 und der Basis von T11 eine Gleichstromgegenkopplung. Die zwischen den Emittern von T15 und T11 wirksame Wechselstromgegenkopplung sorgt dafür, daß auch im Vortreiber die nichtlinearen Verzerrungen weit unter der Wahrnehmbarkeitsgrenze bleiben. Infolge der Kollektorschaltung des Transistors T15 kann die Treiberstufe mit der in Bezug auf Klirrgradverhalten günstigeren Spannungsanpassung gesteuert werden.

Keine Übertrager mehr

Die beiden Übertrager im älteren Vorgänger SV 50 von 1963 !!

Die Treiberstufe ist mit Komplementärtransistoren (T17, T19) bestückt. Damit entfällt der sonst benötigte Phasendreh- transformator (wie im SV50 !!) mit seinen Nachteilen. Die galvanische Kopplung zwischen Treiber- und Ausgangsstufe ermöglicht es außerdem, daß die Treibertransistoren die Arbeitspunkteinstellung sowie die Temperatur- und Spannungsstabilisierung der Leistungsstufe übernehmen. Durch diese Schaltungsauslegung in Verbindung mit den in der Endstufe vorhandenen NTC-Widerständen und Z-Dioden ergibt sich eine Ausgangsstufe, die in ihren qualitätsbestimmenden Eigenschaften von Temperatur- und Spannungsschwankungen praktisch unabhängig ist.

Wirksame Gegenkopplung

Ebenso wie bei den Vorstufentransistoren liegt auch bei den im Leistungsverstärker verwendeten Transistoren die obere Grenzfrequenz im Bereich der Hochfrequenz. Da außerdem alle Stufen des Leistungsverstärkerteiles, von einer Ausnahme abgesehen, galvanisch gekoppelt und damit von ganz tiefen Frequenzen bis hinauf in den Hf-Bereich fast phasenstarr sind, war es möglich, einen Gegenkopplungskanal vom Verstärkerausgang über insgesamt fünf (!) Stufen ohne die geringste Selbsterregungsneigung zum Emitter des Transistors T11 zu führen.

Durch diese äußerst wirksame Gegenkopplung wird nicht nur ein weit über den Hörbereich hinausgehender und praktisch linealgerader Frequenzgang erreicht, sondern auch die nichtlinearen Verzerrungen sind auf Werte verkleinert, die zwischen 20 Hz und 20 kHz weit unter der zulässigen l%-Grenze liegen (Anmerkung : Zulässig ist relativ - diese Grenze wurde willkürlich fetsgelegt). Ein derartiger Verstärker muß daher eine sehr große Leistungsbandbreite aufweisen. Ebenso muß der Ausgangsscheinwiderstand durch diese Gegenkopplung so klein werden, daß ungesteuerte Ausschwingvorgänge des Lautsprechers winzig klein und damit unhörbar werden.

Der Stromversorgungsteil

Für die Vor-, Steuerverstärker- und Vortreibertransistoren wird die Speisespannung aus einem mit einer Z-Diode DZ 62 und dem Transistor T29 (AD 152) stabilisierten Gleichrichterteil entnommen. Ein zweiter Gleichrichterteil liefert die Spannung für die Treiber- und Leistungstransistoren.

Damit sich diese trotz der durch den B-Betrieb stark wechselnden Belastung nur wenig ändert, weisen sowohl die Wicklung des Netztransformators als auch der mit Siliziumdioden bestückte Brückengleichrichter sehr niedrige Innenwiderstände auf.

15000 uF

Zusätzlich wurden für den positiven und negativen Spannungsweg Ladekondensatoren mit einer Kapazität von 15000 uF gewählt. Durch die Verquickung dieser beiden Maßnahmen können auch kurzzeitige hohe, die Sinusdauertonleistung übersteigende Aussteuerungsspitzen unverzerrt übertragen werden.

In der Beschreibung des Stromlaufs wurde u. a. auf die genutzte Vielzahl der Gegenkopplungsmöglichkeiten sowie anderer Schaltungsfeinheiten hingewiesen bzw. deren Funktion in Kurzform erklärt. Hierin sowie in der Verwendung von Transistoren mit einer weit oberhalb des Hörbereiches liegenden Grenzfrequenz ist die Ursache dafür zu suchen, daß der SV 80 bei einem relativ geringen Materialaufwand Soll-Übertragungsdaten garantieren kann, die die Mindestforderungen der Heim-"studio"-technik (DIN 45.500, Blatt 6) weit hinter sich lassen. Ja, sogar manche kommerziellen Übertragungsverstärker können, z. B. bei den nichtlinearen Verzerrungen, derartige Werte nicht vorweisen.

Ein erstaunlicher Verstärker vom Fließband

Noch erstaunlicher erscheint es, daß diese sehr strengen Soll-Anforderungen von einem Verstärker eingehalten bzw. zum Teil sogar übertroffen werden, der in rationalisierter Fließbandarbeit hergestellt wird.

Wer jedoch - wie der Tester - einmal Gelegenheit hatte, die scharfe, von Automaten durchgeführte Vorprüfung der Schaltelemente zu sehen und zu beobachten, wie alles, was nicht den Bedingungen entspricht, ausgesondert wird, ist nicht über die hervorragende Übereinstimmung zwischen den Soll- und den in der vorstehenden Liste genannten Ist-Daten erstaunt. Dies auch deshalb nicht, weil am Ende des langen U-förmigen Fließbandes ausnahmslos jeder Verstärker eine meßtechnische Endkontrolle zu passieren hat, bei der alle wichtigen Betriebs- und Übertragungsdaten geprüft werden.

Die Wärmeentwicklung

Vom Verstärker SV 80 oder auch vom kleineren Typ SV 40 kann man nicht sagen, daß der Betrieb die Endstufentransistoren kalt ließe. Man muß daher beim Einbau dieses Verstärkers in Möbel für eine Luftzirkulation sorgen. Diese kann jedoch wesentlich schwächer sein als bei Röhrenverstärkern mit vergleichbarer Ausgangsleistung.

Sowohl die DIN 45.500, Blatt 6, Absatz 2,6, als auch die DIN 45 566 und DIN 45 567 fordern, daß die Soll-Leistung mit Sinuston mindestens zehn Minuten lang abnehmbar sein muß. Da dies mit Nutzmodulation wohl kaum vorkommen dürfte, hält der Tester - in seiner persönlichen Meinung - diese Forderung für zu hart.

Andererseits sollte jeder Röhren- oder Transistorverstärker in der Lage sein, die Sollausgangsleistung während 90...120 Sekunden, also während der Zeit, die man
längstens für eine Klirrgradmessung benötigt, innerhalb des Bereiches zwischen 40...15.000 Hz abzugeben.

Der Dauertest

Bei weitem nicht alle Transistorverstärker, die der Verfasser bisher untersuchte, überlebten die Klirrgradmessungen bei Vollaussteuerung für 10 oder 15 kHz während 30 bis maximal 45 Sekunden ohne Schäden. Daher wurden zunächst auch die entsprechenden Messungen beim SV 80 mit größter Vorsicht durchgeführt. Erst als nach der vorgenannten Zeit bei Sollausgangsleistung [2 X 30 W) und 15 kHz keine Endtransistor-Sicherung durchbrannte, wurde dieser Versuch bis zu fünf Minuten ausgedehnt, ohne daß hierbei ein Schaden entstand. Der Verstärker SV 80 ist also auch hierin belastungs- und betriebssicher.

Vergleich SV40 und SV80

Germanium Leistungstransistor

Vergleicht man das Schaltbild des SV 80 mit dem des Typs SV 40, so sieht man, daß die qualitätsbestimmende Schaltungsauslegung und die Transistortypen übereinstimmen.

Entsprechend der beim SV 40 auf 2 X 15 W halbierten Ausgangsleistung findet man in der Endstufe dieses Verstärkers auch nur die Hälfte der Endtransistoren. Die beim SV 80 vorhandenen Rumpel-, Rausch- und Präsenzfilter sowie die Möglichkeiten der Überbandkontrolle (Hinterbandkontrolle) fehlen beim SV 40. Anstelle der doppelt wählbaren gehörrichtigen Lautstärkeeinstellung ist beim SV 40 nur eine zuschaltbar. Auch die Zahl der Eingangstasten ist beim SV 40 auf vier beschränkt. Da jedoch bei beiden Verstärkern die Schaltungsauslegung die gleiche ist, gleichen sich auch deren qualitätsbestimmende Übertragungsdaten.

Betrieb und Gesamteindruck

Eingangs wurde bereits erwähnt, daß der SV 80 einer besonders eingehenden und langdauernden Prüfung unterzogen wurde. Da der Pegel der verschiedenen Modulationsquellen an den entsprechenden Eingängen keine nur um den Dynamikwert von 40dB schwankende Größe ist, sondern zusätzlich sehr unterschiedliche Maximalwerte aufweisen kann, untersuchte man auch die Übersteuerungssicherheit sämtlicher Eingänge.

Hierfür wurde bei zunehmendem Eingangspegel mittels des Lautstärkeeinstellers die Ausgangsleistung konstant gehalten und gemessen, ab welcher Eingangsspannung der Klirrgrad anstieg bzw. sich Übersteuerungen im Oszillogramm zeigten. Die kleinste hierbei festgestellte Übersteuerungsreserve betrug 23dB für die Tonabnehmeranschlüsse, die größte 28,5dB für den Mikrofoneingang. Dies sind Werte, die bei Nutzmodulation auch unter ungünstigen Voraussetzungen mit Sicherheit ausreichen.

Messungen mit Rechtecken

40 Hz und 1.000 Hz
100 Hz und 10.000 Hz

Ein gutes Kriterium jeder Verstärkerprüfung ist der Überalles-Rechteckdurchlaß. Bei der großen Phasenstarrheit und Leistungsbandbreite des SV 80 überrascht der in den Bildern 5a bis 5d gezeigte tadellose Rechteckdurchlaß keineswegs.

Um Untersuchungsirrtümer im Rahmen des Menschenmöglichen zu vermeiden, läßt der Verfasser bei allen Geräten, die extrem gute oder außergewöhnlich schlechte Übertragungsdaten aufweisen, besonders große Sorgfalt walten.

Bei derartigen Meßergebnissen kann zunächst die Möglichkeit von eigenen Fehlmessungen wie auch „fertigungsmäßigen Ausreißern" nicht ausgeschlossen werden. Da bei vorstehendem Test die Nachprüfung der Meßwerte wie auch die Kontrolle der Meßgeräte keine Beanstandungen ergab, wurde vorsorglich ein zweiter SV 80 untersucht. Die hierbei erhaltenen Ergebnisse wichen - mit Ausnahme der nichtlinearen Verzerrungen für 40 Hz - nicht von den vorgenannten ab. Die Klirrgradwerte waren bei dem zweiten jedoch noch etwas niedriger als beim Testgerät. Sämtliche in der Hi-Fi-Norm DIN 45 500, Blatt 6, festgelegten Mindestwerte übertrifft der SV 80 bei weitem.

Über die Bedienbarkeit

Für einen großen Käuferprozentsatz ist die leichte Bedienbarkeit eines Verstärkers ebenso wichtig wie seine technischen Daten. Sowohl der SV 80 als auch der SV 40 sind genauso einfach zu bedienen wie ein Rundfunkempfänger. Beim SV 80 wird die leichte Handhabung optisch noch dadurch unterstützt, daß die betriebsmäßig wichtigeren Umschalttasten einen größeren Durchmesser aufweisen als die nur zeitweise benötigten Filtertasten.

Die Hörtests oder auch Abhörproben

Um die vielfältigen Abhörproben möglichst kritisch zu gestalten, wurde nicht nur impuls- und dissonanzreiche Musik verwendet, sondern auch Modulation ausgesucht, in deren Klangbildern viele Feinheiten enthalten sind, die leicht überdeckt werden können. Als Lautsprecher dienten die stets vom Tester bei Abhörversuchen benutzten zwei 100-Liter-Boxen von Grundig.

Die Abhörversuche, die ausnahmlos bei linear eingestelltem Frequenzgang durchgeführt wurden, erbrachten Eindrücke, die ganz den sehr guten Meßwerten entsprechen. Die Bässe standen voll und trocken im Raum, die Mittellage und die Höhen zeigten den erforderlichen Glanz und eine Durchsichtigkeit, bei der alle Feinheiten deutlich erkennbar blieben.

Der SV 80 ein „summa cum laude" (im Jahr 1967 !)

Wäre es zulässig, die Qualität eines Verstärkers mit einer akademischen Prüfungsnote zu versehen, so hätte der SV 80 ein „summa cum laude" verdient.

Die Meßwerte des Stereoverstärkers SV 80 (1967 !!)

Mit Ausnahme der Übersprechdämpfung wurden alle Daten bei gleichzeitiger Modulation beider Kanäle ermittelt.

  • Anmerkung : Das waren die Meßergebnisse von 1967, als die Labors erst anfingen, sich genauere Meßgeräte anzuschaffen. Diese Meßgeräte waren damals exorbitant teuer. Die Klirrfaktormeßbrücke von HP oder Rhode & Schwarz hatte eine Meßgenauigkeit von 2% beim kleinsten Meßbereich von 1% Klirrfaktor bei Vollausschlag des Instrumentes. Solch ein Meßgerät kostete um die 30.000.- DM - damals jedenfalls. Das macht man heute mit dem PC und kostenloser Freeware um Faktor 20 besser.

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Der Vergleich "Ist und Soll"

  Ist Soll
1. Ausgangsleistung bei Sinusmodulation, gemessen an reellen Belastungswiderständen von 5Ohm 2 x 31W 2 x 30W
1.1 Leistungsbandbreite 10Hz...50kHz  
2. Nichtlineare Verzerrungen    
2.1 Klirrgrad [kge&) zwischen 40Hz und 15kHz an 5,2Ohm reell < 0,3% <0,5%
2.2 Intermodulation bei Vollaussteuerung an 5Ohm reell, einem Pegelunterschied von 12 dB und den Frequenzen    
150/ 7 000 Hz (ähnlich DIN 45 500) 0,20% <0,5%
60/ 7 000 Hz 0,20%  
60/12 000 Hz 0,20%  
40/ 7 000 Hz 0,25%  
40/12 000 Hz 0,32%  
3. Phasen- bzw. Laufzeitverzerrungen zwischen 40 und 10 000 Hz (siehe Bild 5) sehr klein  
4. Eingangsempfindlichkeit für Vollaussteuerung    
Tonabnehmer I und II, magn. 3,8 mV 4mV
Tonabnehmer, Kristall 200mV ca.220mV
Universal, niederpegelig 9mV 10mV
Universal, hochpegelig 275mV 280mV
Mikrofon 8mV 7,5mV
Tuner und Tonband 250mV 250mV
5. Frequenzgang bei Betriebsstellung Linear zwischen 20 Hz und 20 kHz, bezogen auf 1 kHz und beliebiger Einstellung der Lautstärke (Bild 6) ±1dB ±1dB
5.1 Frequenzgang bei gedrückter Taste Contur I Bild 7    
5.2 Anhebung im mittleren Frequenzbereich bei eingeschaltetem Präsenzfilter +5dB ca. +4dB
5.3 Dämpfung des Rumpelfilters unterhalb 100 Hz (Bild 8) 6dB/Okt. ca.6dB/Okt.
5.4 Dämpfung des Rauschfilters oberhalb 6 kHz (Bild 8) 12dB/Okt. ca.12dB/Okt.
5.5 Abweichung des Tiefen- und Höhenstellers von der exakten Mittenstellung zur Erzielung der unter 5...5.4 genannten Frequenzgänge <2°  
6. Tiefen- und Höhenbeeinflussung,    
jeweils bezogen auf 1 kHz    
maximale Tiefenanhebung bei 20 Hz +18dB +18dB
maximale Tiefenabsenkung bei 20 Hz -22dB -18dB
maximale Höhenanhebung bei 20 kHz +20dB +18dB
maximale Höhenabsenkung bei 20 kHz -22dB -20dB
Den Frequenzverlauf bei der Mittenstellung und den Extremstellungen der Tiefen- und Höhensteiler zeigt Bild 9.    
7. Gleichlauf des Lautstärkeeinstellers zwischen 20 Hz bis 20 kHz bei beliebiger Verstärkung <1,2dB <2dB
8. Signal/Störspannungs-Abstand    
8.1 bezogen auf Vollaussteuerung (30 W) und linear eingestelltem Frequenzgang (Bild 10)    
Tonabnehmer 57dB  
Universal 65dB  
Tuner und Tonband 85dB 86dB
8.2 bezogen auf eine Ausgangsleistung von 50 mW/Kanal nach DIN 45 500    
Tonabnehmer 56dB  
Universal 60dB  
Tuner und Tonband 62dB 60dB
10. Pegelunterschied zmischen beiden Kanälen bei Mittenstellung des Balancestellers 0,5dB  
10.1 Pegelbereich des Balancestellers 10,5dB 10dB
11. Pegelunterschied zwischen Vollast und Leerlauf der Verstärkungsausgänge 0,2dB <0,4dB
12. Leistungsaufnahme    
unmoduliert 28VA  
bei Vollaussteuerung 125VA 120VA
13. Abmessungen 39cm X 27cm X 15cm    
14. Gewicht 9kg    
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