1961/62 - Eine professionelle Transistor-Endstufe von RCA
RCA hatte in Camdon bei New York seine Labors und dort wurden auch die 1947 entdeckten oder erforschten Transistoren weiterentwickelt. Von dort kam später der legendäre Typ 2N3055, das Arbeitspferd im Leistungsbereich. Als in 1956 die Westküsten-Firma Ampex den ersten funktionierenden Videorecorder mit über 200 Röhren auf den Markt brachte, mußten die Ampexer ihre Quadruplex- Patente auf diese Quadruplex Technik (auf Anordnung der Wettbewebsbehörde) mit der Ostküsten-Firma RCA tauschen. RCA war ein Riese im Vergleich zu der kleinen kalifornischen Tonbandgeräte-Firma Ampex und hatte gigantische Technik-Labors installiert.
Und selbstverständlich konnten die Entwickler des RCA Videorecorders auf dem Ampex- Quadruplex-Patent (jetzt eines Clones - die eigenen RCA Entwicklungen wurden 1956 alle gekippt) auf die Entwicklungen der anderen Labors zurückgreifen. Im Audio-Bereich haben wir da eine Transistor-Endstufe vorliegen, die den Stand der professionellen Technik von ca. 1960 bis 1962 zeigt. Die umfangreiche Entwicklung der 2" Videorecorder-Technik lesen Sie im Fernsehmuseum.
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Von dieser BA 34 Endstufe liegen uns nur wenige Daten vor
Die Manuals sind alle bereits entsorgt worden, wo immer wir gefragt hatten. Bekamen wir solche Geräte als Spende angeboten, war das Papier schon lange entsorgt. Deshalb kann ich nur den aktuellen Zustand mit den sichtbaren Auffälligkeiten beschreiben.
Der voll gekapselte Netztrafo genügt den military Spezifikationen, ist also vergossen.Die versorgungsspannung kan von 105 Volt für US-amerikanische Netze bis 250 Volt durch Beschaltung vonBrücken variiert werden. Die Sekundärspannung ist mit 2 x 32 Volt angegeben, das ist eine Wicklung mit Mittenanzapfung. Damit läßt sich eine vollwertige Zweiwege-Gleichrichtung mit nur 2 Dioden realisieren.
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Zur damaligen Zeit war jedes elektronische Gerät weitgehend handverdrahtet. Die hier zu bestaunende Platinentechnik war bereits ein Riesenschritt in die Zukunft. Außerdem gab es keine Platzprobleme. Es ist alles sehr "aufgeräumt" und weitläufig positioniert. Auch gab es keine Wärmeprobleme.
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Eine riesige ausziehbare Schublade mit Lautsprecher
Bei den ersten Videorecordern war der Ton ein notwendiges Übel, wenn man die Wertigkeit der Tonaufzeichnung im Nachhinein bewertet. Dennoch war oben in der Brücke, so nannte man den oberen Teil des Recorders, eine recht große Schublade neben dem Monitor vorhanden. Die Schublade ist zwar enorm schwer aber fast leer. Bewundernswert ist der rastbare Kipp-Mechanismus zwecks Service für alle 3 Schubladen nebeneinander. Das kommt ganz offensichtlich aus der Militärtechnik des letzten Weltkriegs.
In der Audio-Schublade wohnte nur dieser einsame Verstärker ganz alleine mit einem Breitbandlautsprecher, der aber auch seit Jahrzehnten seinen Geist aufgegeben hatte. Der Verstärker ist mit zwei vergoldeten Steckverbindern ganz schnell austauschbar. Sogar die ganze Schublade ist mit weiteren Steckverbindern komplett austauschbar.
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Die Unterseite des Verstärkers
Hier befindet sich der Vor- und Treiber-Verstärker mit 6 kleinen Transistoren, außen sind die vier größeren Leistungstransistoren montiert. Die Kondensatoren stammen alle noch aus den Anfängen und wurden nie erneuert. Vermutlich haben auch die ihr Leben bereits ausgehaucht und haben keine Kapazität mehr. Nach dem Schaltplan suchen wir noch, darum sind keine weiteren Funktionalitäten zu beschreiben.
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Bemerkenswert die großen Kondensatoren mit Pappe verkleidet
Die beiden senkrecht auf dem Chassis stehenden großen Kondensatoren (Bild weiter oben) sind mit Pappe verkleidet, was aber dem Anspruch der Tropentauglichkeit widerspricht.
Weiter oben hatte ich auch schon beschrieben, daß die sekundäre Netz-Trafowicklung symmetrisch aufgebaut ist, damit man mit nur zwei Dioden (Zweiwege-Gleichrichtung) eine stabile Gleichspannung erzeugen kann, die mit einem der beiden großen Kondensatoren geglättet wird. Der andere große Kondensator ist dann der Auskoppel-Kondensator zum Anschluß des Lautsprechers.
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Die Platine des Verstärkers ist bereits hypermodern
Es könnte eine der ersten gedruckten Schaltungen sein, ähnlich wie in dem Farbmonitor neben dran (kommt im Fernsehmuseum). In fast alllen anderen Einschüben dieses Recorders ist noch eine echte Handverdrahtung zu sehen. Es müssen demnach verschiedene Entwickler-Labors bei RCA gewesen sein
Hier sind die Bauteil-Bezeichnungen auch bereits aufgedruckt. Die drei großen Kondensatoren sind ebenfalls mit Pappe verkleidet, damit keine Kurzschlüsse passieren.
Bei dieser Platine fällt eine der häufigsten Fehlerquellen auf, die beim Transport aufgetreten waren, sei es nur im Sendehaus von Etage zu Étage oder viel häufiger im Ü-Wagen oder MAZ-Wagen.
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Hier nochmal einen Blick auf die Zukunft.
Am Anfang ab etwa 1955 wurden diese "komischen" neuen Transistoren von den mächtigen Röhrenherstellern bekämpft, verleugnet, verdrängt und mißachtet und sogar diffamiert. Es dauerte etwas länger, bis "die" es gemerkt hatten, daß an dieser Evolution kein Weg dran vorbei führte.
Werfen Sie einen Blick auf einen Promotion-Prospekt eines der größten Röhrenherstellers der Welt.
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