Neue Muster- Verstärkertechniken und neue Transistoren mit tollen technischen Daten zu erschwinglichen Preisen
In den Jahren von 1975 bis 1990 wurden viele neue Verstärker- Konzeptionen und Technologien für alle Produkt-Gruppen vom Autoradio über normales Audio (=Radio) bis hin zu DIN 45500 Hifi und High-End Hifi entwickelt.
Dabei standen billige Verstärker mit mordsviel Power und teure Verstärker mit sogar deutlich weniger Leistung und ganz extrem teure Edel-Endstufen mit ganz viel Leistung zur Auswahl. Es war - wie immer - eine Frage des Preises.
Für den Bastler mit geringen finanziellen Mitteln war Bescheidenheit angesagt und doch, es gab da schon ein paar vernünftige Alternativen. Eine solche Endstufe wird in der ELO 1987 beschrieben. Es geht um eine Philips-Valvo-Muster-Endstufe mit 100 Watt Sinus an 4 Ohm.
Ein Muster Mono-Endverstärker für 50W oder 100W Ausgangsleistung
Ein Artikel aus der ELO 1978, Heft 12 von Eckehard Scholz und Hans Wollner
Bild 1 zeigt eine Valvo-Applikation für einen NF-Verstärker, der mit unterschiedlicher Bestückung für 50W oder 100W Ausgangsleistung an 4Q ausgelegt ist. In der Komplementär-Endstufe werden hochverstärkende Darlington-Leistungstransistoren (T6, T7) eingesetzt.
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Der Darlington-Transistor
Bei diesen Transistoren sind auf einem Kristall zwei Transistoren untergebracht. Der Treiber- und End-Transistor sind mit den zwischen Basis und Emitter liegenden Widerständen sowie einer Schutzdiode gekoppelt und in einem Gehäuse integriert. Die Dioden dienen zur Begrenzung von Überspannung bei komplexem Abschluß. Dadurch wird ein raumsparender Aufbau eines NF-Leistungsverstärkers mit vermindertem Bauelemente-Aufwand ermöglicht.
Um die Endtransistoren vor Überlastung durch Übersteuerung und Kurzschluß am Ausgang zu schützen, ist eine elektronische Sicherung eingebaut (T4, T5). Wird die mit P2 und P3 einzustellende Ansprechspannung überschritten, werden die Schutztransistoren leitend und setzen das Signal an den Basen der Darlington-Transistoren herab. Der Kollektorstrom der Endstufe wird so auf ungefährliche Werte verringert.
(Bild 2 hätte eine Platine zum schwingfreien Aufbau der Endstufe gezeigt.) Auf das Bild der Platine haben ich hier verzichtet, es ist für diesen Artikel von 1978 nicht mehr von Bedeutung. Es gab noch eine Erklärung zu dem Bild: Die Versorgungsspannung für die 50W Ausführung darf max. 60V, für die 100W Ausführung 80V betragen. Eine Stabilisierung der Spannung ist nicht erforderlich.
Ein geeignetes Netzteil zeigt Bild 3. Es ist zweckmäßig, für einen Stereo-Verstärker einen Trafo mit 2 getrennten, gleichartigen Wicklungen einzusetzen, um eine Verkopplung der beiden Kanäle zu vermeiden. Wer es besonders gut machen will und die erhöhte Geldausgabe nicht scheut, nimmt zwei gänzlich getrennte Transformatoren.
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Beim Aufbau des Endverstärkers sind die angegebenen Mindestbelastbarkeiten der Widerstände und Spannungsfestigkeit der Kondensatoren unbedingt einzuhalten. Die Darlington-Endtransistoren müssen auf ein Kühlblech von max. 4,1 K/W (bei 50W) bzw. 1,2 K/W (bei 100W) montiert werden. Diese Angaben gelten für jeden einzelnen Transistor bei nicht isolierter Montage und Umgebungstemperatur von max. 50°C. Die Daten des Verstärkers sind in Tabelle 1 und den Diagrammen aufgeführt. Wie man diesen Endverstärker zu einem komfortablen Vollverstärker (Anschlußmöglichkeiten für Tuner, Tonband, Tonabnehmer und Mikrofon) ausbauen kann, zeigen wir im nächsten Heft.
Ein paar Bestückungs-Einzelheiten - damals in 1978 :
Die verwendeten Transistoren für: |
die 50Watt Version | die 100Watt Version | |
T1 | BC 557 | BC 557 | |
T2 | BC 637 | BC 639 | |
T3, T4 | BC 548 | BC 548 | |
T5 | BC 558 | BC 55 | |
T6 | BDX 64 A | BDX 66 C | |
T7 | BDX 65 A | BDX 67 C | |
Netztransformatoren | für zwei Endstufen | ||
2x 45V oder | 2x 57V | Sekundär-Spannung | |
ca. 200VA oder | ca. 300VA | Wechsel-Spannungs-Leistung |
Die Transistoren waren damals modern, das Verstärker- konzept war 1978 aber bereits veraltet.
Was mir bei den Vorschlägen für die Transformatoren auffällt, es sind ja nicht 2 x 45V (bzw. 57V) für eine Plus-Minus Spannungsversorgung, sondern je eine Wicklung für jede der beiden Endstufen. Jede einzelne Endstufe wird mit nur einer Spannung versorgt und damit muß ein Koppelkondensator den Lautsprecher abkoppeln. Da gab es 1974 schon technisch ausgefeiltere Konzepte, vielleicht nicht in der 100 Watt Economy-Klasse.
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