Spezialisten behaupten : Endverstärker klingen alle gleich.
Viel zu oft höre ich sogar aus angeblich berufenem Munde, daß Endverstärker sowieso alle gleich klingen oder klängen. Jedoch wird diese Aussage so gut wie nie irgendwie fundiert untermauert, sondern nur als durch häufige Wiederholung manifestierte "Wahrheit" in die Diskussion über Lautsprecher eingebracht.
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Es ist abhängig von der Art der Musik
Bohrt man aufgrund eigener abweichender Erfahrungen etwas nach, so kommen merkwürdige Grundlagen dieser Aussagen bzw. Behauptungen zutage. - Natürlich gibt es Musik, da klingen alle Endverstärker nahezu gleich. So zum Beispiel bei den ganzen James Last Platten mit "Musik a Gogo". Schaut man sich diese Musik mit dem relativ primitiven "Spektrometer" des PC Programmes "WINAmp" an, so kleben alle Anzeige-Balken des Pegel-Spektrums ganz oben "an der Decke". Das bedeutet, alles wurde volle Pulle in oder durch den Begrenzer "gejagt" und kommt als "Dauerpower" und Einheitsbrei mit maximaler Dauerlautstärke aus dem Plattenspieler oder dem CD Spieler.
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Schaut man sich die Spektrogramme von konzertanter Unterhaltungsmusik oder gar orchestraler klassischer Musik an, so fällt auf, das es da extrem unterschiedlich laut zugeht. Ob das jetzt die "Sheherazade" CD von Rimsky Korsakov ist oder der Earth-Song von Michel Jackson oder John Miles bei "Night of the Proms live". Und schaut man sich diese Quellen über längere Zeit direkt auf einem hochwertigen Oszilloscope an, fallen die enormen Lautstärkeunterschiede sofort auf.
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Die Musik lebt mit der Dynamik
Natürlich ist das keine völlig neue Erkenntnis, das haben sogar die Werbetexter von Max Grundig im Jahr 1962 schon festgestellt, als sie die Ausgangsleistungen der ersten Röhren-Hifi-Verstärker nach Sprechleistung und Musikleitung getrennt angegeben hatten. Und erläutert wurde das mit den 15 Watt Sinus und den 20 oder 25 Watt Musik auch, nicht gerade sehr einleuchtend, aber ok.
Nicht erläutert wurde damals, daß es fast keine Quellen (also weder die Geräte noch entsprechende Platten bzw. Aufnahmen) gab, die diese Musiken auch adequat "herüber" brachten.
In der Folge wurde mit exorbitanten PMO Leistungen geworben, die uns Hifi Fans als hahnebüchen und völlig verblödet bekannt sind. So zum Beispiel die 1000 Watt PMO Leistungen eines billigen 2 x 120 Watt Dual Hifi-Turmes. (Er steht hier als negative Referenz.)
Erst mit der CD und den digialen Quellen . . . .
. . . konnte fast jeder Musikliebhaber diese Dynamik reproduzieren. Von den Fachleuten der vergangenen (vinylen) Schallplattentechnik hatte ich in 2010 erfahren, daß eine Schallplatte bereits nach 5 bis 10 Mal Abspielen im Prinzip abrasiert war, je nach der Qualität des Abtasters. Dann sind die hohen Frequenzen und die dynamischen Impulse "abgefräst".
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Bei der CD ist das anders. Es stehen bei den digitalen Quellen jetzt zwar (von den möglichen 85dB) immer noch "nur" etwa 55 Dezibel "gewollte" Dynamik effektiv zur Verfügung, jedoch die sind jetzt immer da. Nemen Sie also die "Sheherezade" CD con 1986 und betrachten die Signale mit einem Oszilloscope direkt am CD Spieler Ausgang, so kommen da Impuls-Spitzen vor, die bei mittlerer Lautstärke in einem normalen Wohnzimmer (jetzt etwas unpräzise) hochgerechnet von 5 Watt Leistung auf 250 Watt Leistung springen. Schaut man sich auf einem Zweikanal Oszilloscope die Signale am Eingang eines 50 Watt Verstärkers und gleichzeitig an seinem Ausgang an, so fällt auf, daß das Augangssignal unter Last keine dieser Spitzen mehr enthält.
Ein 50 Watt Verstärker kann keine 250 Watt Impulse liefern.
Gemessen und angesehen habe ich das an einem Braun Regie 550 und an einem Grundig R3000 Receiver. Obwohl bei beiden Geräten die Netzteil-Kondensatoren großzügig bemessen scheinen, ist diese Impulsleistung dennoch nicht verfügbar. Irgendwo geht sie verloren.
Vergleiche ich dieselben Musik-Eingangssignale an unserem Revox B251 (110 Watt) oder dem Accuphase E210 (80 Watt) - jeweils mit den gleichen 4 Ohm Boxen, so ist da am Lautsprecherausgang schon deutlich mehr von den Impulsspitzen übrig, jedoch auch noch immer nicht alles.
Füttere ich zum Vergleich den Accuphase P800 (400Watt) mit der gleichen Musik und in etwa dem gleichen Pegel, so sind Eingangssignal und Ausgangssignal nahezu deckungsgleich. Es gibt da also erkennbare Unterschiede, die aber nicht nur zu messen sondern auch zu hören sind.
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Wo kommen die Unterschiede her ?
Ein Endverstärker (oder auch Kraft- oder Leistungs- Verstärker genannt) muß richtige Leistung liefern können. Die korrekte Angabe ist die über längere Zeit lieferbare Sinus-Leistung bei einer bestimmten Frequenz (oder einem Frequenzband) mit einem definierten maximalen Klirrgrad. Das sollte für beide (oder alle) Kanäle gleichzeitig der Fall sein. Muß aber der Werbetexter protzen, weil es die Konkurrenz ja auch macht, wird mal schnell an nur einem Kanal gemessen und dieser Wert dupliziert. Das ist bereits die erste Schummelei.
Um die Leistungsangaben weiterhin künstlich hoch zu rechnen, wird eine Kurzzeit Spitzenleistung errechnet, die der Verstärker abgeben "könnte", wenn die Kondensatoren voll aufgeladen sind (wären), also die maximale Versorgungsspannung zur Verfügung "stände". Diese Leistung können die meisten Netztrafos aber auf Dauer gar nicht liefern. Sie gehen nämlich "in die Knie". Auch das ist wieder Schummelei.
Wird die Endstufe gefordert, also mit kräftigen Impulsen auf allen Kanälen voll ausgelastet, muß der Netztrafo stoßartig die volle Leistung aus dem Netz ziehen. Dann muß diese Spannung blitzartig gleichgerichtet und sofort geglättet werden. Das machen die hoffentlich großen Netzteil-Kondensatoren. Es fließt damit richtig viel Strom durch alle Leitungen.
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Wie löst der Konstrukteur dieses Dilemma ?
Jede Art von Qualitätsmaßnahmen kostet Geld, immer und ohne Ausnahme. Das fängt bei der Netzzuleitung an und geht weiter zum Trafo. Auf der Seite über die Trafos habe ich es genauer beschrieben. Bereits ein zu schwacher Netzschalter kann die Netzspannung erheblich ausbremsen.
Von dort geht es weiter zum Gleichrichter und zu den Kondensatoren. Von hier an (und oft bereits vorher) findet der neugierige Redakteur viel zu oft dünnste Leitungen und Käbelchen zu den Endstufentransistoren. Auch der Weg des Musiksignales von den Endstufentransistoren zu den Lautsprecherklemmen ist sehr oft eine regelrechte Katastrophe.
Bekommt der Konstrukteur vom Produktmarketing Vorgaben zur billigsten Bauweise, ist er gehalten, Murks zu entwickeln. Er hat keine reale Chance und braucht sich noch nicht mal zu schänmen. Die relativ simple DIN 45500 dient als primitivste Rechtfertigung für diesen Murks.
Darf er aber vernünftige gute und durchaus erschwingliche Hifi-Geräte bauen, dann blüht er richtig auf. So zu sehen bei den Grundig Edelgeräten von 1979 bis 1982.
Dicker Strom braucht dicke Leitungen
Alleine der Marketing Mann kann die Physik überlisten, jedenfalls in seinen Prospekten. Der Ingenieur kennt die Grundlagen des Stromflusses. Der wichtige Leitungswiderstand spielt nicht nur bei den längeren Lautsprecherleitungen eine Rolle.
Jeder Übergangswiderstand an jeder Lötstelle und an jeder Verschraubung und jedem Schalter summiert sich auf. Und ganz schnell ist auf einmal 1 Ohm erreicht. Jedem Laien ist klar, daß bei 4 Ohm Lautsprechern dieses eine Ohm innerhalb des Gerätes bestimmt nicht von Vorteil sein kann.
Doch wo kann man am besten schauen, wie man es machen sollte und vergleichen, wie es die anderen machen ?
Wo kann der Strom ausgebremst werden ?
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- Es fängt an mit dem ganz normalen Netzkabel. Eine 2 x 0,75 qmm Netz-Zuleitung ist bis 2 x 50 Watt Sinus gerade noch ok. Darüber hinaus sollten es 2 x 1,5 qmm Zuleitungen sein.
- Die Netzstecker zur Wandsteckdose und auch die Kaltgerätebuchse im Gerät sind verschleißanfällig. Die Kontake müssen dauerhaft einen starken Kontaktdruck bereitstellen.
- Ein dürftiger Netzschalter ohne Funkenlöschkondensator verbrozzelt so langsam, sogar in edlen SONY CD Spielern der Preisklasse ganz oben im Hifi-Himmel.
- Die Sicherungshalter auf der Netzteilplatine können korrodieren oder oder sogar brechen. Wir hatten das alles schon.
- Die Sekundär-Spannung eines Billigrtrafos bricht unter Last erheblich ein.
- Die Zuleitungen zum Netzteil, den Sicherungen, dann zu den Kondensatoren und von dort zu den Endstufentransistoren sind zu dünn.
- Die Verkabelung ab den Leistungstransistoren zum Lautsprecher über die Aus- oder Umschalter und den primitiven Umschalt-Kontakten an den Kopfhörer- Buchsen bis hin zu den DIN- Lautsprecher Buchsen ist schwachbrüstig.
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Das sind ja nur eine paar Beispiele und die Liste ist lange nicht vollständig.
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Die Computerleute machen es uns vor. das mit dem Strom
Die Computerleute haben zwei ganz wichtige Zwänge zu beachten. Die gesamte EDV-Technik funktioniert mit 5,0 oder 3,3 Volt und diese Spannung muß unabhängig von Lastschwankungen immer und ohne geringste Ausnahmen vorhanden sein und zwar konstant mit weniger als 1% Abweichung. Ein kleinster Netzspratzer oder ein Spannungsabfall hat irreparable Folgen oder führt oft sogar blitzschnell zum GAU (dem "größtmöglichen anzunehmenden Unfall"). Alle Prozessoren sind abrupt verwirrt, der Rechner ist lahmgelegt, die Daten sind weg, und womöglich hat es die Festplatten auch noch gekillt.
Kommen wir zu den 5 Volt der Hauptversorgung. Ein mittelgroßer Netzwerkknoten hat 12 bis 24 backblechgroße Platinen mit irrsinnig vielen Chips drauf und die hungern nach Strom. Und das ist viel Strom, also keine 5 Ampere oder 10 Ampere, es sind manchmal bis zu 200 Ampere.
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Dicke Profi-Verschraubungen und Goldkontakte
Und jetzt kommen die "gefährlichen" Übergangswider- stände von Zuleitungen, Lötstellen und Verschraubungen ins Spiel.
Das physikalische Grundgesetz gilt : Je niedriger die Spannungen und je höher die Ströme sind, desto kritischer sind Verschraubungen, Lötstellen und Kontakte, also die Übergangs- widerstände. Das müsen die Netzteil-Spezialisten in der Computerindustrie also beachten.
Als Beispiele zeige ich hier Bilder aus Netzteilen von Geräten aus den Jahren vor 2000 bis etwa 2005. In der Folgezeit nach etwa 2005 haben auch die Entwickler von Chips und Baugruppen realisiert, daß der Strom nicht immer unbegrenzt aus der Steckdose kommt. Auf einmal wurden extrem stromsparende Prozessoren und Chips entwickelt und der Hochstromverbrauch ging rapide zurück.
Die hier gezeigten Schraub-Verbindungen verkraften einen Dauer-Strom von ca. 60 Ampere vom Netzteil zum Verbraucher mit nahezu keinem meßbaren Spannungsabfall. Die beiden Verbindungsleitungen haben einen Querschnitt von 6 qmm und die Enden sind mit einer hydraulischen Presse gnadenlos gequetscht. Nur so fließt der Strom grenzenlos.
Es gibt auch Netzteile mit 80A und mehr
und die haben dann richtig dicke Steckverbinder und Kontakt-Kuppen und man sieht es. Da sind die Steckverbinder teurer als ganze Stereoverstärker.
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Die dicken Profi-Anschlüsse bei 5V und 120 Ampere
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Und dann schaun Sie mal in eine ACCUPHASE Endstufe rein
... und Sie sehen diese dicken Kabel mit diesen massiven Verschraubungen und wissen auf einmal, warum diese Endstufe erstaunlich gut klingt und dazu auch noch "erstaunlich teuer" ist.
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Und es gibt viele solcher (guten) Beispiele, sogar bei Grundig, wie man den Endstufen-Strom so verlustlos wie möglich zu den Lautsprechern bekommt. In den Grundig Aktivboxen XSM3000 gibt es sogar jeweils 4 Endstufen mit negativem Innenwiderstand. So ginge es also auch.
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