Erfahrungen mit analogen Vorverstärkern
vom Juni 2022 : Die erste bittere Erfahrung mit (fertigen) Vorverstärkern war der kleine MXV 100 von Grundig aus den 1980er Jahren. Das Problem - er klingt nicht. Warum das so ist, habe ich bislang (noch) nicht herausgefunden.
Die erfreuliche Erfahrung war dagegen der Grundig SXV6000 Vorverstärker. Das ist ein erstaunlich edles Teil (wir haben sogar 2 davon) und der klingt. - Dafür sind die Potis fast alle "hinüber", auch im Klangstellerbereich, sie kratzen fast alle oder setzen sogar ganz aus. Diese Bauteile waren eben (leider) zu billig.
Die weitere erfreuliche Erfahrung war und ist unser Accuphase 280, es ist aber auch ein extrem teures Teil. Der hat überhaupt keine Klangsteller oder Tasten und er klingt dennoch hervorragend. Da kratzt nichts und auch sonst hat er bislang keine Alterungserscheinungen. (Es hatte aber alles seinen Preis.)
.
Warum dieses Vorwort ?
Die Elektronik altert und die ganzen alten analogen Geräte bekommen erhebliche Macken. Das Kratzen der Potis hört man sofort, die anderen Macken sind nicht so offensichtlich.
Eine der ganz gefährlichen (und vorerst unsichbaren) Macken ist ein riesiges Auf- und Ab einer Gleichspannung am Ausgang zur Endstufe (es sind mehrere Volt !!). Das dürfte nie sein und ist definitv ein dicker Fehler. Ist nämlich die Endstufe von edler Qualität wie der Amcon DC300A, so verstärkt sie dieses "Signal" wie jedes andere Signal auch und das eben mit voller Kraft. Und (meine und Ihre) Bass-Chassis machen gewaltige Bewegungen (natürlich erst mal unsichtbar hinter der Abdeckung oder Bespannung).
Bei allen Leistungsverstärkern über 100 Watt kann das zum Totalausfall Ihrer Boxen führen, selbst bei den BOSE 901. Und bei Endstufen über 300 Watt hört man das Anschlagen des Bass-Konus bis ins Dachgeschoß.
Es gibt bei uns aber auch (kleinere) Endstufen wie die Toshiba / Aurex SC-M15, die soetwas elektronisch erkennen und als Fehler abfangen und einfach die Boxen mit dem Relais wegschalten. Erst das Oszilloskop zeigt Ihnen nach dem ersten Erstaunen oder Schreck, was da wirklich abgeht und vor allem, warum.
.
Die Alterung der Kondensatoren
Das Problem mit den Gleichspannungs-"Hüben" (so nennen wir Ingenieure das) ist also im Fokus unserer Messungen, wenn neue (alte) Geräte auf den Tisch kommen. Insbesondere bei dem ELV-Vorverstärker- Bausatz und bei dem kleinen Grundig MXV100 Vorverstärker ist es aufgefallen, daß da etwas nicht stimmt.
.
Auch bei (innerhalb der eigenen Vestärkerstufen) direkt gekoppelten Konzepten haben die allermeisten Vorverstärker einen Koppelkondensator am Ausgang zur Endstufe, aus Sicherheitsgründen.
Sowohl bei dem ELV/Valvo Bausatz waren die über 30 Jahre alten (aber neuen) Elkos defekt, teilweise mit Kurzschluß und bei dem kleinen Grundig vermute ich es. Egal, an welchem Poti man gedreht hatte, die Gleichspannung sauste sofort von 0 Volt auf 12 Volt hoch oder auf -12V runter. Nach dem Austausch der 5 kleinen Elkos (keine 80 Cent) war die Welt - jedenfalls dieser Teil - wieder in Ordnung.
.
Nur mit Schaltplan ? oder mit viel Geduld ....
Um herauszufinden, ob auch neue analoge Vorverstärker mit solchen Macken zu kämpfen haben, habe ich zwei aktuelle Bausätze mit Operationsverstärkern (eingetütet in China) bestellt und auch bekommen. Ein dritter Bausatz wieder mit einem modernen integrierten Chip ist bestellt.
.
Für die China Produkte gibt es keine Schaltpläne ?????
Über die diversen Suchmaschinen hatte ich bislang (Juli 2022) von keinem der China-Anbieter einen Schaltplan ihrer Variante gefunden. Ganz offensichtlich geht es hier ums Copyright bei geklauten Schaltungen oder Beschaltungen oder Layouts. Die Fertigteile und auch die Bausätze sind vielfach identisch, oft aber auch unterschiedlich trotz der gleichen Chips oder OpAmps. Einige Fragen bleiben also unbeantwortet.
.
Das Angebot von integrierten "volume controls"
Der Philips Valvo Chip war einer der ersten integrierten Chips. Welcher von den weiteren Chips in der Zeitschiene danach kam, ist nicht mehr wichtig. Allein, welche Platinen mit welchen Chips eine integrierte Lautstärke- Beeinflussung anbieten, ist von Interesse. Und natürlich ist wichtig, was zur Zeit (wir sind in 2022) am Markt überhaupt angeboten wird.
.
- Philips Valvo Baustein TDA1524A
- AD827
- NEC NE555 OP-Amp
- Sanyo LC-7533
- LM1036
- NEC UPC1892CT
.
Es gibt ganz bestimmt noch weitere Chips mit integrierten Halbleiter- Lautstärke-Potis, die werden noch ergänzt.
.
Nachteile und Schwächen von preiswerten ? China-Produkten
Als erstes war und ist mir aufgefallen, die China-Bausätze sind zwar "billig", also "nicht" preiswert, aber es liegen fast überall zwar gekapselte Potentiometer aber nur mit linearer Charakteristik bei. (Das war bei dem uralten ELV Bausatz leider genauso.) Und das ist für die Einstellung der "gehöhrrichtigen" Lautstärke absolut unbrauchbar.
Weiterhin sind überwiegend keine sauberen linearen Frequenzgänge einstellbar, weil es keine "Normalität der Mitte" gibt und die Potis auch keine Mitten-Raste haben. Eine reproduzierbare lineare Einstellung ist damit unmöglich - und damit auch kein Qualitätsvergleich.
Die Tütchen kommen hier bei uns bereits so zerdrückt oder verdrückt an, daß man an den Potis und den ICs die Beinchen erst mal gerade biegen muß, sonst passen die in keiner Platine in die erstaunlich sauber vorgebohrten und auch durchkontaktierten Löcher rein. Also keine Vorteile ohne Nachteile.
Weiterhin fällt auf, nur wenige der China-Tütchen bestehen aus Antistatik-Material. Die durchsichtige Plastiktüte lädt sich statisch auf. Man muß beim Auspacken aufpassen.
.
Manchmal stelt sich auch die Frage ....
wissen die Anbieter dort in China wirklich, was sie da zusammenstellen. Zur Zeit (Putin Krieg - Juli 2022 - Lockdown in weiten Teilen Chinas) sind ganz viele dieser Produkte nicht mehr lieferbar.
.