1982 - 20 Jahre Hifi-Stereophonie - Ein Röhren- Nachtest

Die Coverseite von Heft 1/1982
Die Promotion Fotos
Vergleich des alten Röhren- verstärkers CSV 60 mit der modernen Atelier Anlage aus 1981

Ein zweiter Röhrenverstärker der 1963er Luxusklasse wurde nach 20 Jahren "untersucht".

Nicht nur in der Anzahl der Gehäuse und im Qualitätsstandard gibt es Unterschiede zwischen damals und heute: die hier verglichenen Verstärker repräsentieren auch die Ablösung der Röhre durch den Transistor. (Das ist der unveränderte Original-Text !!)

Der Braun Vollverstärker CSV 60 (aber jetzt im Jahr 1982)

Der CSV 60, ein Vollverstärker mit der Nennausgangs- leistung von 2 x 30 Watt Sinus wurde in der HiFi- Stereophonie 5/63 getestet. Für Monowiedergabe konnten die beiden Kanäle so zusammengeschaltet werden, daß am Ausgang 60W Sinusleistung zur Verfügung standen.
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Die stufenlose "Loudness" Regelung

Das Gerät verfügte schon über eine Möglichkeit, die eine sinnvolle Braun-Spezialität blieb: die Lautstärke im Frequenzgang linear oder gehörrichtig korrigiert einzustellen. Zu diesem Zweck waren Lautstärke- und Balancesteller in ihrer Wirkung miteinander verkoppelt. Sollte die Lautstärke linear verändert werden, so wurde mit dem zweiteiligen Balancesteller gearbeitet, und zwar wirkte der Hebel auf den rechten, der Knopf auf den linken Kanal. Für die im Frequenzgang gehörrichtig korrigierte Lautstärkeeinstellung wurde durch Zurücknehmen am Lautstärkesteller das gewünschte Volumen eingestellt, was mit einer Anhebung der Bässe und Höhen verbunden war, und dies um so mehr, je weniger der Lautstärkedrehknopf aufgedreht wurde.

Echte Stereo Klangregler

Auch die Klangsteller waren zweiteilig ausgeführt, so daß man auf den linken oder rechten Kanal getrennt einwirken konnte. Ein zusätzlicher Präsenzsteller gestattete die Anhebung des Übertragungsbereichs von 800 bis 15.000Hz um etwa 7dB. Das Rumpelfilter war mit 20dB/Oktave unter 70Hz extrem steilflankig, ebenso die drei Höhenfilter mit -10dB/Oktave und den wählbaren Einsatzfrequenzen 10, 7 und 5kHz. Der Klirrgrad war mit <0,5% zwischen 80 und 15.000 Hz und <1% im gesamten Übertragungsbereich angegeben.

Fast auf das Komma genaue 2 x 30 Watt

CSV 60 Klirfaktor Links
CSV 60 Klirfaktor Rechts
Frequenzgang

Die alten Diagramme aus 1963 zeigen als Beispiel aus dem damaligen Test die Frequenzgangkurven des linken Kanals (die des rechten Kanals waren weitestgehend gleich), die im Maßstab verkleinerten Bilder 2 und 3 das Klirrverhalten im linken und rechten Kanal.

Man sieht, daß der rechte Kanal etwas besser war als der linke, daß aber beide Kanäle außer bei tiefen Frequenzen imstande waren, die propagierten 30W Ausgangsleistung unter 1% Klirrgrad abzugeben.
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Röhren altern wirklich

Der CSV 60, den uns die Braun AG aus ihrem Archiv zur Verfügung gestellt hat, brachte, vermutlich wegen gealterter Röhren, nur noch 2 x 18W Dauertonleistung, aber immerhin noch glatte 2 x 35W Impulsleistung.

Bezogen auf diese Ausgangsleistung, hat der Veteran immer noch eine Leistungsbandbreite von 150 Hz bis fast 30 kHz. Um den Netzbrumm herabzusetzen, werden im Vorverstärker gleichstrombeheizte ECC 83 verwendet und in den Endstufen ECF 80, deren Triodenteil zur Phasenumkehr und deren Pentodenteil zur Vorverstärkung vor der Phasenumkehrstufe diente.

Als Endstufenröhren wurden die PL 500 eingesetzt, die gegenüber der damals noch üblichen EL 34 den Vorteil wesentlich höherer Lebensdauer bot.
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Übersprechdämpfung bei Phono nur 13 dB ??

Recht bescheiden sind die Werte der Übersprechdämpfung, die bei den hochpegeligen Eingängen und Frequenzen von 40 und 1000Hz bei 43dB liegen und bei Phono und 10kHz nur bei 13dB. Beim Verstärker A1 der atelier-Anlage (vgl. Test in HiFi-Stereophonie 1/81) sehen diese Werte schon besser aus: mehr als 70dB bei 40Hz, über 52dB bei 1kHz und über 32dB bei Phono und 10kHz.

Das Übersprechen
zwischen den Eingängen liegt beim A1 über 72dB, beim CSV60 bei 43dB; seine Übersprechdämpfung zwischen Vorband und Wiedergabe ist mit 28dB unzureichend und die zwischen Hinterband und Aufnahme mit 48dB bescheiden. Die entsprechenden Werte beim A1 liegen über 70dB. Dessen Ausgangsleistung beträgt an 4 Ohm 2 x 75 W, die Impulsleistung 2 x 150W bei einer Leistungsbandbreite von 10Hz bis über 100kHz und einer äquivalenten Fremdspannung von -117dBV zu -107dBV beim CSV 60, allerdings am alten Gerät gemessen, was sicher nicht ganz fair ist.

Alte Tugenden im Vergleich zum Fortschritt

Interessant ist auch der Vergleich der Intermodulation: beim AI <0,018%, und immerhin <0,8% beim alten CSV 60. Zweierlei läßt sich an diesen wenigen Daten erkennen: welche Tugenden der CSV 60 1963 schon hatte und wie groß der seither erzielte Fortschritt doch ist, insbesondere, wenn man die Preis-Qualität-Relation berücksichtigt: Der CSV kostete 1963 1195 DM, der A 1 mit mehr als doppelter Ausgangsleistung und 76 Punkten nach unserer Verstärker- bewertungsskala, wobei bislang maximal 88 Punkte erreicht worden sind, war Anfang 1981 für weniger als die Hälfte dieses Betrags zu haben.

Auf die Darstellung der alten Diagramme aus 1963 haben wir verzichtet.
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