In der FUNKSCHAU 1950 / Heft 22 Seite 385 steht dieses hier :
Neue Philips-Valvo-Röhren (EM34 +) EL34
bearbeitet im März 2020 - Was ist daran so Besonderes ?
Philips war zu der Zeit um 1950 noch ein wirklich weltum- spannendes Unternehmen und in den drei großen Labors in Eindhoven, Valvo Hamburg (800 Mitarbeiter nur im Labor-Bereich) und Aachen wurden wirklich einmalige Produkte entwickelt.
Die Produkte wurden natürlich weltweit vermarktet (und angeboten), so auch diese EL34 Leistungsröhre für Audio-Endstufen, in USA natürlich unter deren amerikanischer Nummerierung 6CA7, (angeblich teilweise auch als KT 77).
Diese dicke und kräftige Röhre hatte enorme Qualitäten und wurde zum Ende der 1950er Jahre ein Weltmaßstab - bis die Transistoren kamen. Und daher kam sie auch in vielen englischen und amerikanischen Verstärker-Produkten wieder zu uns nach Deutschland zurück.
Die Marshall-, Vox- und Fender- Verstärker für die begeisterten Elektro-Gitarristen hatten fast alle diese amerikanischen EL34 in der Endstufe und die war einfach nicht kaputt zu bekommen. Die damaligen E-Gitarren wurden "sowieso immer" in den 20 bis 40% Klirrfaktorbereich rein gepowert (bewußt und gezielt übersteuert), damit es richtg "schön" krachte, fetzte bzw. verzerrte. Die Beachboys, die Shadows, die Ventures und die Spotnics (Schweden) hatten den Bogen raus, natürlich auch Jimi Hendrix und andere Gitarren-Virtuosen.
Die EL34 im "Ossiland" - hier die historische Story
Erstaunlich für uns Wessis ist natürlich, daß diese Philips-Röhre im Ostblock über diese klassenfeindlichen kapitalistischen Gitarrenverstärker eine sehr große Verbreitung gefunden hatte. Röhren durfte man nämlich nicht "einführen", da das (angeblich) Hochfrequenzbauteile waren. Aber in einem Gitarrenverstärker war das auf einmal unproblematisch. Die allermeisten Grenzer hatten wenig Ahnung von einem Gitarrenverstärker.
Eine Zeit lang wurde die EL34 sogar im Werk für Fersehelektronik in Oberschönweide im Ostteil Berlins hergestellt. Und so sind sie - die EL34 Röhren - "drüben" immer noch - oder schon wieder - sehr gefragt. Wenn es interessiert, wie das damals war, schaun Sie mal in Gerhard Ronnebergers Erinnerungen "Deckname Saale" rein.
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Sommer 1950 - Neue Philips-Valvo-Röhren (EM 34 und) EL 34
Bei der neuen "EM 34" handelt es sich um eine Abstimm- anzeigeröhre (Anmerkung : wir nannten diese grünen Röhren "Magische Augen") mit zwei verschiedenen Empfindlichkeiten, die es gestattet, schwache und sehr starke Sender genau anzuzeigen. Sie entspricht in ihren technischen Daten der Röhre "EM 4", verwendet jedoch einen anderen (Octal-) Röhrensockel.
Für große Endleistungen, wie man sie zur Versorgung großer Säle und Plätze benötigt, kommt man mit der Standard-Rimlock-Endpentode EL 41/UL 41 nicht mehr aus.
Die EL34 :
Für diesen Zweck steht die Valvo-Endpentode EL34 zur Verfügung. Sie erscheint mit Octalsockel und besitzt eine Anodenverlustleistung von 25W.
In Gegentaktschaltung kann man bei B-Betrieb mit zwei Röhren EL34 bei einer Anodenspannung von 800 V eine Ausgangs- leistung von etwa 108 W erzielen, wobei der Klirrfaktor 6% !!! beträgt.
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- Anmerkung : Über den Frequenzbereich bei diesen Angaben wird aber keine Aussage gemacht. - Nachtrag : Die EM34 Anzeigeröhre (Magisches Auge) wird hier nicht weiter betrachtet.
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Einige interessante Daten der End-Pentode EL34
Heizung | indirekt, | Parallelspeisung | ||
Heizspannung | Uf | 6,3 | Volt | |
Heizstrom | If | 1.5' | Amp |
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- Anmerkung : Die damit spezifizierte Heizleistung von etwa 10 Watt ist nur eine Teil-Information zur verfügbaren Endstufenleistung, die wiederum durch die angelegte Anodenspannung und den dort spezifizierten Strom bestimmt (oder begrenzt) wird. Weiter unten lesen Sie zum Beispiel : 250 Volt und 100 Milli-Ampere.
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Betriebsdaten für A-Schaltung (eine Röhre alleine)
Anodenbetriebsspannung | ub | 265 | 265 | Volt |
Anodenspannung | Ua | 250 | 250 | Volt |
Sdlirmgitterwiderstand | Rg2 | 2 | 0 | kfi |
Bremsgitterspannung | Ug | 0 | 0 | Volt |
Neg. Gittervorspannung | Ugl | -14,5 | -13,5 | Volt |
Anodenstrom | Ia | 67 | 100 | mA |
Schirmgitterstrom | Is | 9,3 | 14 | mA |
Steilheit | s | 9,0 | 11 | mA/V |
Verstärkungsfaktor v. Gitter 2 | ||||
in Bezug auf Gitter 1 | Mg2/gl | 11 | 11 | |
Innenwiderstand | Ri | 18 | 15 | kOhm |
Außenwiderstand | Ra | 3,25 | 2,0 | kOhm |
Sprechleistung | N | 8 | 12 | Watt |
Klirrfaktor | K | 10 | 10 | % |
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- Anmerkung : Rechnerisch ergibt sich nach dieser Tabelle zwar eine Ausgangs-Leistung von 250V x 100mA (!! für eine Röhre alleine !!) und das entspräche etwa 25 Watt - bei einem Klirrfaktor von 10% !!!. Doch in der letzten Reihe nennt der Hersteller Philips eine Sprechleistung von nur 12 Watt bei 10% Klirrfaktor (wie gesagt pro Röhre).
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Betriebsdaten für B-Schaltung (2 Röhren zusammen)
Gemeinsamer | ----- | ----- | ----- | ----- | ----- | ----- | ----- | ----- |
Schirmgitterwiderstand | Rg2 | 800 | - | - | 500 | Ohm | ||
Anodenbetriebsspannung | Ub | 425 | 425 | 400 | 375 | 375 | 350 | Volt |
Anodenspannung | Ua | 420 | 400 | 375 | 370 | 350 | 325 | Volt |
Anodenstrom | Ia | 2 x 20 | 2 x 106 | 2 x 91 | 2 x 20 | 2 x 99 | 2 x 79 | mA |
Sprechleistung 1 | N | 0 | 58 | 48 | 0 | 46 | 37 | Watt |
Klirrfaktor | K | - | 4,5 | 5 | - | 4,5 | 5 | % |
Anodenbetriebsspannung | Ub | 800 | 800 | 750 | Volt | |||
Anodenspannung | Ua | 795 | 775 | 725 | Volt | |||
Anodenstrom | Ia | 2 x 20 | 2 x 98 | 2 x 86 | mA | |||
Sprechleistung 2 | Na | 0 | 108 | 90 | Watt | |||
Klirrfaktor | K | - | 6,0 | 7,0 | % | |||
Anodenbetriebsspannung | Ua | 375 | 375 | Volt | ||||
Anodenstrom | Ia | 2 x 75 | 2 x 90 | mA | ||||
Sprechleistung 3 | N | 0 | 37 | Watt | ||||
Klirrfaktor | K | - | 3,5 | % |
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- Anmerkung : Aus den Tabellen kann auch der Laie mit etwas Interesse lesen, daß bei einem Röhrenverstärker mit 2 x EL34 und einem "Hifi-gerechten" Klirrfaktor deutlich unter 1% keine 37 Watt Sinusleistung zu erwarten sind. Natürlich gibt es ELA-Verstärker von Siemens und Telefunken, die mit 50 Watt Sprechleistung spezifiziert sind, doch da gibt es keine Frequenzen unter 100 Hz. Die professionellen Endstufen aus dem Rundfunkbereich werden nahezu alle mit überprüfbaren 25 Watt Sinus spezifiziert.
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Philips hat natürlich jede Menge Grafiken mitgeliefert.
Im Jahr 1950 war ein Kennlinienschreiber ein nicht zu bezahlender Luxus der großen Hersteller. Also konnte niemand diese Kennlinien verifizieren und die wurden erstmal so geglaubt.
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Bild 1
Anodenstrom als Funktion der Anodenspannung bei verschiedenen negativen Gittervorspannungen und bei Ug^ = 250 Volt (Röhre EL 34)
Bild 2
Gitterwechselspannung, Schirmgitterstrom, Anodenstrom und Gesamtverzerrung als Funktion der Ausgangsleistung bei einer Betriebsspannung von 265 V (Röhre EL 34)
Bild 3
Gitterwechselspannung, Anodenstrom, Klirrfaktor und Schirmgitterstrom als Funktion der Ausgangsleistung im Gegentakt-B-Schaltung und 800 Volt Betriebsspannung (Röhre EL 34)
Bild 4
Rechts oben: Anodenstrom als Funktion der Anodenspannung bei verschiedenen negativen Gitteispannun-gen und bei Ug2 = 360 V, Ua= 0 V (Röhie EL 34)
Bild 5
Rechts unten: Anodenstrom, Klirrfaktor und Gitterwechselspannung als Funktion der Ausgangsleistung bei Ua = 250 V, Ugo - 265 V, Ra = 2kG, Ugi= -13,5 V, üg3 = o V (Röhre EL 34)